100 Meisterwerke. Die Kunst der EUROPA 2: Julie Cockburns Collagen
Rund 900 Kunstwerke gibt es an Bord der EUROPA 2 – darunter Arbeiten von großen Künstlern wie Gerhard Richter, Ólafur Elíasson, David Hockney und Damien Hirst. Aber auch Werke von aufstrebenden wie Jeppe Hein, Georg Küttinger, Ingrid von Kruse, Cornelius Völker und anderen. In unserer Serie "100 Meisterwerke" stellen wir Ihnen einige der schönsten Stücke der Sammlung vor.
Portrait mit Tiefenwirkung: Julie Cockburns Werke sind mehrschichtig, wie das Bild “Collage Woman”
Einer der Archetypen des Künstlers ist der Sammler. Er findet Dinge, zeichnet sie ab, arrangiert sie mit anderen Stücken. Der Sammler entfernt die Gegenstände aus ihrem ursprünglichen Kontext, so dass man sie neu sehen kann, neu sehen muss. Die britische Künstlerin Julie Cockburn arbeitet so mit Fotografien und Gemälden. Die kauft sie auf Flohmärkten, in Antiquariaten oder bei Wohnungsauflösungen. Dann setzt sie sich mit der Kunst auseinander. Meist liest sie die Werke per Scanner in ihren Computer ein und bearbeitet sie mit dem Programm Photoshop. Julie Cockburn sagt etwas überspitzt, sie liebe Photoshop. Fakt ist, dass die in London lebende Künstlerin bei einem Software-Unternehmen gearbeitet hat. Inzwischen aber ist Cockburn eine anerkannte Künstlerin, die für ihre Arbeiten vielfach ausgezeichnet wurde. Deren Kern ist die Entfremdung.
Ein wesentlicher Bestandteil des Originalwerks wird übermalt oder entfernt und durch ein anderes Motiv ersetzt. So geschehen bei den beiden Bildern Cockburns, die im “Herrenzimmer” der EUROPA 2 hängen. Es handelt sich um zwei Portraits, eins zeigt eine Frau (“Collage Woman”), eins einen Mann (“Collage Man”). Doch in beiden Fällen ist nicht mehr zweifelsfrei zu sagen, ob die Gesichter, die wir sehen, zu den Personen gehören, die die Gemälde ursprünglich zeigten. Cockburn hat beide Portraits in Schichten montiert, die Gesichter scheinen geradezu aus den Personen heraus zu schauen. Dreidimensional, irritierend. Perfekt für einen Ort, an dem beste Drinks serviert werden. Viele Kritiker loben in Cockburns Werk die Verbindung von Vergangenheit und Gegenwart. Die Künstlerin sagt, sie habe “das Gefühl, dass die Originale geradezu darauf gewartet haben, auf diese Weise von mir vollendet zu werden”.
Julie Cockburn, geboren 1966 in London, wo sie auch lebt und arbeitet. Ihre Arbeiten wurden oft prämiert (Jerwood Drawing Prize, Marmite Prize for Painting) und in mehreren Ausstellungen gezeigt. Die Künstlerin ist sehr zurückhaltend mit Informationen zur eignen Person.
Wir danken dem Galeristen Till Bräuning (Bräuning Contemporary) für die fachkundige Beratung.