Abenteuer Hilfsbereitschaft. Wie eine Amazonas-Expedition mit unserer HANSEATIC inspiration ein Projekt in Gang brachte
Die Artenvielfalt beeindruckt, die Herzlichkeit der Menschen berührt – eine Expedition auf dem Amazonas ist mehr als eine Reise. Unsere Schiffe unterstützen die Dorfgemeinschaften am mächtigsten Strom der Erde: Einkäufe werden transportiert, Lebensmittel und Medikamente. Inspiriert davon, spenden unsere Gäste Susanne und Thomas Nöcker tragbare Wasseraufbereitungsanlagen. Dürfen wir vorstellen: „PAUL“.
„Es war eine in jeglicher Hinsicht überwältigende Reise“, sagt Susanne Nöcker im Gespräch. „Die Natur, das Klima, diese vollkommen andere Lebenswelt…“ Sie hält inne, und Thomas Nöcker ergänzt: „Die Menschen leben unter einfachsten Bedingungen – in offenen Häusern, ganze Familien in einem einzigen Raum. Der Amazonas ist ihre Lebensader. Sie waschen sich darin, ihre Wäsche, fangen Fische, trinken das Wasser. Und sie freuen sich über uns Besucher. Wir wurden immer mit großer Gastfreundschaft empfangen.“ Die Lebenswirklichkeit in den abgelegenen Stelzendörfern am Ufer des gewaltigen Flusssystems hat das Ehepaar Nöcker im vergangenen Jahr zutiefst beeindruckt.
Dabei übernehmen unsere Expeditionsschiffe auf dem großen Fluss mit seinen unzähligen Windungen und den vielen, nur auf dem Wasserwege zu erreichenden Siedlungen schon lange auch andere Funktionen. Das Schiff transportiert Medikamente, die Bordärzte halten Sprechstunden ab, und die Dörfer entlang der Route werden versorgt mit nützlichen Dingen für den Alltag, so wird zum Beispiel Schulmaterial immer gebraucht. Die Übergabe wird oft zum kleinen Fest. Und die Einwohner geben zum Teil tiefe Einblicke in das Leben am Amazonas.
Die Idee: Einfache Hilfe, große Wirkung
Bei einer Führung durch eine der Schulen fiel den Nöckers ein wegen eines Defekts nicht mehr genutzter Wasseraufbereiter auf. Er war verstopft, und deshalb hatten die Lehrerinnen und Lehrer, die Schülerinnen und Schüler keinen Zugang mehr zu sauberem Trinkwasser. Die Nöckers hatten schon von dem tragbaren System gelesen. So ergriffen sie mit der Crew die Initiative, luden aus dem Internet eine Reparaturanleitung herunter und nutzten die Werkstatt an Bord, um den Wasseraufbereiter wieder in Gang zu bringen.
Doch damit nicht genug: Susanne und Thomas Nöcker fassten bei dieser Begegnung den Entschluss, weiter zu unterstützen. Die einfache, transportable Wasseraufbereitungsanlage, die hier im Amazonas zum Einsatz kommt, passt perfekt zu den Bedürfnissen der Menschen. Das Modell war entwickelt worden von Professor Franz-Bernd Frechen, dem langjährigen Leiter des Fachgebiets für Siedlungswasserwirtschaft an der Universität Kassel. Er nannte es: Portable Aqua Unit for Lifesaving, kurz „PAUL“. Was ein glücklicher Umstand, dass die Nöckers auch in Kassel wohnen.
Der circa 1,15 Meter große Wasserrucksack aus robustem blauen Kunststoff ist mehr als ein Gerät zur Trinkwasseraufbereitung – er ist ein Symbol für Hoffnung und Selbsthilfe. Durch seine einfache Handhabung und sein geringes Gewicht von ca. 20 Kilogramm kann er auch in entlegene Gebiete transportiert werden und den Menschen vor Ort sauberes Trinkwasser liefern.
Das System braucht keine Chemikalien, keine Pumpen. Das Wasser wird in die obere Öffnung gegossen und läuft durch eine Membran mit einer Porenweite von 20 bis 100 Nanomillimetern. Diese filtert Trübstoffe und 99 Prozent der Viren und Bakterien. So kann ein „PAUL“ pro Tag etwa 400 Menschen mit sauberem Trinkwasser versorgen. Aktuell sind weltweit etwa 700 Exemplare im Einsatz. Der einzige Aufwand: Von Zeit zu Zeit muss der Filter gereinigt werden.
Mehr als eine Reise
Zurück in Kassel schaffen Susanne und Thomas Nöcker mehrere dieser einfachen Trinkwassersysteme an. Schon vor einigen Jahren haben die beiden eine Stiftung gegründet, um bedürftige Kinder und Jugendliche zu unterstützen. Diese kaufte fünf „PAULS“. Die Nöckers hatten sich vorher mit unserem Expeditions-Team über die weitere Vorgehensweise verständigt: Eine gut verständliche Übersetzung der englischsprachigen Bedienungsanleitung ins Portugiesische wurde in Auftrag gegeben, damit das Filtersystem auch gereinigt wird.
Auch der aufwändige Transport in die Amazonas-Region ist das Produkt einer gemeinsamen Anstrengung: Susanne und Thomas Nöcker brachten die fünf Wasserrucksäcke im Anhänger des eigenen PKWs nach Hamburg. Da wurden diese einer von unserem Expeditions-Team beauftragten Spedition übergeben. Die verschiffte die blauen Boxen im Winter 2024 per Container nach Cartagena. Da nimmt sie unsere HANSEATIC nature an Bord, wenn sich das kleine Expeditionsschiff auf seine Expeditionsreise begibt – vom brasilianischen Belem ins peruanische Iquitos. Hilfsbereitschaft als gemeinsame Anstrengung.
Eine Reise auf dem Amazonas verändert. Susanne und Thomas Nöcker haben sich intensiv auch mit ihrer Rolle befasst. „Vor Ort verspürten wir dieses tiefe Bedürfnis, den Menschen etwas zurück geben“, sagt er. Und sie ergänzt, dass diese Expedition ihren Horizont erweitert hat. „Nach den intensiven Begegnungen vor Ort wollten wir einfach einen kleinen Beitrag leisten.“ Auch das zeigt, wie wichtig Reisen ist – über den Tellerrand zu schauen und aktiv dazu beizutragen, die Welt ein Stückchen besser zu machen.
Fotos: Archiv, Susanne Baade, privat, Interview: Dirk Lehmann