Abenteuer Schwedisch-Lappland. Interview zu einem neuen Reiseziel für unsere Expeditionsschiffe
Im Sommer steuert unsere HANSEATIC nature eine Region an, die so noch auf keiner unserer Routen lag: Schwedisch-Lappland. Überraschende Naturschönheiten wie der Kvarken-Archipel und die Höga Kusten, dazu hübsche Städtchen wie Umeå und Luleå, die im Winter dann auch auf dem Kurs unserer HANSEATIC spirit liegen. Im Interview erzählt Regina von Hesse, Produktmanagerin in unserem Expeditionsteam, wie eine solche Reise entsteht – und was das Besondere ist an Schwedisch-Lappland.
Hapag-Lloyd Cruises Blog: Liebe Regina von Hesse, woran liegt es eigentlich, dass der Bottnische Meerbusen erst jetzt entdeckt wird?
Regina von Hesse: Der Grund ist, dass man die Ostsee immer in einer Ost-West-, eher sogar in einer West-Ost-Ausdehnung wahrnimmt, von Kopenhagen über Stockholm nach St. Petersburg. Man schaut aber nie nach Norden – in den Bottnischen Meerbusen. Und das hat das Team und mich neugierig gemacht.
Wann ist die beste Jahreszeit, diese Region zu erkunden?
Der schwedische Sommer ist legendär: lange Tage, die Sonne will gar nicht untergehen, es ist mild, alle sind draußen, 24 Stunden an der frischen Luft. Das ist eine besondere Zeit. Tatsächlich aber sind wir auf die Region gestoßen als wir auf der Suche waren nach einem neuen Reiseziel für den Winter. Wir konnten nicht in die Antarktis fahren. Da bot sich Schwedisch Lappland an – mit viel Eis und Schnee, mit interessanten Outdoor-Aktivitäten, etwa Schlittenhundesafaris, Schneeschuhwanderungen… Leider konnten die Reisen dann nicht stattfinden. In diesem Jahr aber wird unsere neue HANSEATIC spirit in den Wintermonaten den Bottnischen Meerbusen ansteuern.
Wie könnte man die Region charakterisieren?
Es ist eine sehr abwechslungsreiche Küste, viel Wald, auch mal felsig schroff oder mit vorgelagerten Schären, immer wieder einzelne Häuser oder Gehöfte, aber auch kleinere und größere Hafenstädte. Es gibt einzigartige Mikro-Regionen wie den Kvarken-Archipel, eine Inselwelt an der engsten Stelle zwischen Schweden und Finnland, eine unglaublich schöne Landschaft, die inzwischen in die Liste des UNESCO Weltnaturerbes aufgenommen wurde. Oder die Höga Kusten, das heißt Hohe Küste und bezeichnet eine bergige Region, die sich nach dem Ende der letzten Eiszeit aufgewölbt hat. Für unsere Gäste sind das Schätze, die darauf warten, entdeckt zu werden.
Klingt aber auch einsam…
Obwohl Schwedisch Lappland entlegen wirkt, leben überall Menschen. Nicht viele. Aber genug, so dass es eine gute Infrastruktur gibt, wie das in Schweden so üblich ist, wo man selbst am Ende der Zivilisation noch schnelles Internet hat. Für uns perfekte Ausgangspunkte für Entdeckungstouren ins Hinterland und in die Natur.
Welche Aktivitäten stehen auf dem Programm?
Generell geht es in diesem Gebiet darum, das weite Hinterland mit seiner Natur zu entdecken. Wir bieten im Sommer viele Wanderungen an, von leicht bis anspruchsvoll, aber auch kulturelle Exkursionen, Radtouren, Wassersport und bringen die Zodiacs zum Einsatz. Im Winter begeben wir uns auf Schlittenhundabenteuer, Schneeschuhwanderung und Polarlichtsafari. Wir bieten einen schönen Mix aus aktiv sein und entspannt entdecken. Und es spricht vieles dafür, das mit dem Schiff zu tun. Denn die Region ist schon allein wegen ihrer Ausdehnung auf dem Landweg nicht so leicht zu bereisen. Luleå ist der nördlichste Punkte unserer Reise. Da liegen wir zwei Tage.
Vielleicht noch mal ein Schritt zurück: Wie entsteht eine Reise in eine Region, die bisher nicht angefahren wurde?
Am Anfang steht eineumfangreiche Recherche aus vielen Quellen an. Wo waren wir noch nicht? Was ist noch unentdeckt? Wie kommen wir dahin und was gibt es da überhaupt? Dann fragt man verschiedene Experten, die Nautik, das Schiff, unsere Agenturen: Könntet ihr euch das vorstellen? Dann kommt das erste Feedback. Mit etwas Glück kann man die Reise weiterentwickeln, und es entstehen erste Konzepte.
Eine solche Reise zu entwickeln, ist also Teamwork?
Absolut! Man muss früh schon viele andere Beteiligte mit ins Boot holen. Es kann leicht passieren, dass man von einem Ziel schwärmt, doch dann stellt sich heraus, dass die Gewässer nicht schiffbar sind, weil sie zu flach sind oder weil es da ein Naturschutzgebiet gibt, das nicht befahren werden darf. Deshalb spreche ich früh mit unserer Nautikerin Violetta Ackermann. Wir arbeiten schon lange zusammen. Wenn sie einsteigt, kommen von ihr weitere Vorschläge. So läuft das auch mit den Touristikern, den Port Operations-Experten und den Agenten vor Ort. Es wird sehr schnell ein Teamwork. Jeder bringt sich ein. Und oft genug hat das einen Entdeckungszauber.
Corona hat viel verändert, auch die Planungsarbeit im Team?
In jeder Krise steckt auch eine Chance. Viele Prozesse haben sich beschleunigt, weil wir auch ständig reagieren müssen. Früher hat es durchaus zwei Jahre und länger gedauert, eine Reise zu entwickeln. Zudem ändern sich auch die Bedürfnisse. Reisen, die von deutschen Häfen starten, sind aktuell sehr beliebt.
Wann wissen Sie, ob eine Reise funktioniert?
Man spürt es eigentlich recht früh. Es ist oft ein Bauchgefühl. Und meist stimmt es.
Es gibt sicherlich immer wieder Herausforderungen zu bewältigen, die vorher nicht absehbar waren. Auch bei den Planungen für diese Reisen nach Schwedisch Lappland?
Anfangs gab es ein ganz lustiges Missverständnis zwischen den schwedischen Behörden und uns. Dazu muss man verstehen: Im Winter friert die Ostsee in diesem Bereich fast komplett zu. Um die Versorgung aufrecht zu erhalten, werden Eisbrecher eingesetzt, die für die Handelsschiffe die Fahrwege räumen. Als wir unsere Winterreisen planten, hat uns jeder Ansprechpartner erstmal erklärt, dass wir nicht mit dem Schiff kommen könnten, denn die Eisbrecher stünden nicht zur Verfügung. Wir mussten jedes Mal erneut erklären, dass das kein Problem sei – unsere Schiffe können selbst durchs Eis. Dann hieß es: „Ah, ihr fahrt auch in der Antarktis.“ Grundsätzlich war die Zusammenarbeit mit den Schweden eine wahre Freude. Wir haben so viele tolle Tipps erhalten, so viel Unterstützung bekommen. Man freut sich, dass wir kommen, im Sommer wie im Winter.
Es steckt viel Arbeit in der Planung einer solchen Reise. Was ist der „Lohn“ für das Team?
Gute Frage! Für mich gibt es zwei Stufen „Lohn“. Wenn wir die Reise veröffentlicht haben und die gute Resonanz unserer Gäste zeigt, dass wir alles richtig gemacht haben. Das ist die erste Stufe. Und die zweite Stufe kommt, wenn die Gäste ihr Feedback geben. Es freut mich, wenn ich lese, dass sie eine gute Zeit an Bord hatten, wenn sie besondere Momente und Begegnungen beschreiben und Verbesserungsvorschläge machen. So macht es richtig Spaß, Reisen zu kreieren.
Unsere HANSEATIC nature macht den Anfang und bricht in diesem Sommer auf zu ihrer ersten Expedition Schwedisch Lappland. Ende Oktober geht es dann mit unserer neuen HANSEATIC spirit in den skandinavischen Winter – mit Schlittenhundtouren, Schneeschuhwanderungen und Silvester in Stockholm.
Fotos: Susanne Baade, Archiv