Check-Up für unsere EUROPA: Hinter den Kulissen der Werftzeit in Bremerhaven
Drei Wochen liegt unsere EUROPA im Schwimmdock der Lloyd Werft in Bremerhaven. Viele technische Upgrades stehen an und einige Großprojekte in den Hotel- und in den Crew-Bereichen. Worauf dürfen sich die Gäste freuen? Und was bedeutet es eigentlich, wenn ein Schiff nicht nur optisch, sondern auch technisch modernisiert wird?
Statt Gästen in schicker Abendrobe für das Dinner, beherrschen Arbeiter in Blaumännern und mit Schutzhelmen die Szene. Überall stehen Gerüste und Hebebühnen, Schweißfunken fliegen durch die Luft, Kräne drehen sich geschäftig. Seit dem 13. September liegt unsere EUROPA im Schwimmdock der Lloyd Werft in Bremerhaven. Majestätisch thront das kürzlich vom Kreuzfahrt Guide prämierte Schiff auf den Pallen, umgeben von einem summenden Meer aus Werkzeugen, Maschinen und fleißigen Händen.
„Dieses Jahr ist die Werft besonders technisch ausgerichtet – mehr Technik als Kosmetik“, sagt Kapitän Dag Dvergastein. Er steht auf der Brücke, hat seine klassische Kapitänsuniform gegen einen blauen Overall getauscht und wirkt doch genau so konzentriert wie an einem Seetag. „Am liebsten sehe ich die EUROPA selbstverständlich im Wasser mit Gästen an Bord. Aber bei dieser Werftzeit stehen einige wichtige Arbeiten für die Klasse an. Dafür haben wir viele Spezialisten hier. Doch alles muss Hand in Hand gehen. Eine Werftzeit ist Teamwork.“
Halbzeit in der Werft – „Wir liegen im Plan!“
Jeden Tag sind dafür zwei wichtige Meetings anberaumt. Morgens wird geklärt, welche Arbeiten für den Tag anstehen. Abends geht es darum, was geklappt hat, und welche die nächsten Schritte sind. Ulrich Voss ist ein Meister für solche XXL-Projekte. Als Director Shipmanagement & Hotel Refurbishment hat der „Dry Dock Leader“ das Kommando über die Werftzeit der EUROPA.
„Aktuell ist Halbzeit, und wir liegen voll im Plan“, sagt Voss mit zuversichtlicher Stimme. Rund 290 externe Handwerker, knapp 120 Werftarbeiter und 265 Crew-Mitglieder sorgen dafür, dass jedes Detail termingerecht umgesetzt wird – vom kosmetischen Make-Over bis zur Wartung der technischen Anlagen. Ein komplexes Zusammenspiel, das in Bremerhaven mit beeindruckender Präzision funktioniert.
Technische Updates & neuer Look
Ähnlich, wie ein Auto alle zwei Jahre zum TÜV muss, gehen Schiffe regelmäßig in die Werft. Die dabei auszuführenden technischen Wartungen werden von der Klassifikationsgesellschaft überprüft. Neben diesen kurz „Klasse“ genannten Arbeiten, bietet die Werftzeit zudem die Gelegenheit, das kleine Luxusschiff technisch auf den neuesten Stand zu bringen – und das luxuriöse Ambiente der EUROPA zu modernisieren.
Die Gäste dürfen sich freuen auf ein Touch Up für 132 Suiten in den Kategorien 1-5 auf Deck 5, 6 und 7. Diese erhalten ein frisches Farbkonzept, neue Sessel, Sofas und Teppiche. Immerhin 4.000 Quadratmeter werden verlegt! Auf dem Pooldeck laden schon bald neue Lounge-Möbel und noch mehr Platz zum Entspannen ein – perfekt für eine Runde Sonnenbaden am neuen Pool des Schiffes. Das 16 Tonnen schwere Becken schwebte vor ein paar Tagen per Kran auf das Schiff. Dafür musste das Dach über dem Pooldeck kurzzeitig weichen. Aber nicht nur die Gäste profitieren von den Neuerungen: Die Crew darf sich auf eine vergrößerte und neu gestaltete Messe freuen.
Wo heute noch Baustellenatmosphäre herrscht, lassen bald schon die Gäste die Seele baumeln. Aktuell ist das nur schwer vorstellbar. Funken fliegen hinter dem Rücken von Ulrich Voss auf während er erklärt, wie ein solches Projekt angegangen wird. „Die großen Pläne wie den genauen Zeitraum klären wir gut zwei bis drei Jahre vorab“, sagt Voss. „So blicken wir aktuell schon auf die Werft 2027/2028. In die Details gehen wir dann etwa zehn bis zwölf Monate vorher.“
Ein Blick hinter die Kulissen
Während Voss nun vor dem aufragenden Schiffsbug steht, untersucht ein Techniker mit einem Ultraschallgerät konzentriert den Rumpf. Diese Stahldickenmessung umfasst den Maschinenraum und die Tankdecken. Voss erklärt: „Es werden etwa 35.000 Messpunkte am Schiff gesammelt. Diese akribische Prüfung soll gewährleisten, dass die EUROPA weiterhin sicher und zuverlässig die Weltmeere kreuzt.“
Schließlich bleibt Voss einem großen Loch im Schiff stehen. „Nur für die Werft werden auch so genannte Montageöffnungen eingebaut.“ Damit kann neues, sperriges Equipment wesentlich schneller und unproblematischer ins Schiff gebracht werden, etwa die Abwasseraufbereitungsanlage. Nachdem die Öffnung wieder geschlossen wurde, erfolgt selbstverständlich eine sehr genaue Dichtigkeitsprüfung.
Spenden statt entsorgen
Bei den Renovierungsarbeiten in den Suiten der EUROPA kommt auch das Thema Nachhaltigkeit nicht zu kurz. „Wir modernisieren insgesamt 132 Suiten“, sagt Victoria Müller, Sustainability Managerin TUI Cruises. „Statt die alten Möbel zu entsorgen, spenden wir sie.“ So finden die Sofas und Sessel aus den renovierten Suiten ein neues Zuhause, ebenso die Stühle aus der Crew-Messe, rund 1.000 Kopfkissen und 600 Bettdecken. Alles geht an die Organisation „Der Hafen Hilft!“.
Am 3. Oktober wird das Schwimmdock der Lloyd Werft geflutet. Wenn die EUROPA dann wieder im Wasser liegt, wird eine Widmung nicht mehr zu lesen sein. Sie stammt von Gabi Haupt, der langjährigen Leiterin im Produktmanagement unseres Luxusschiffs. Sie schrieb auf den herzblutroten Rumpf: „My heart will be forever with you!“
Nach Abschluss einer Testfahrt durch die Deutsche Bucht zieht Kapitän Dag Dvergastein wieder seine Uniform an, und die EUROPA nimmt Kurs auf Hamburg für den Start ihrer Geburtstagsreise. „Wir feiern 25 Jahre EUROPA mit einer schönen Route entlang der Küsten von Frankreich, Spanien und Portugal bis ins Mittelmeer nach Malta.“ Dem Kapitän ist die Vorfreude anzusehen. „Es wird eine tolle Reise!“
Fotos: Helmut Gross, Text: Anna Lena Stiller