City-Guide: 10 Tipps für 2 perfekte Tage in… BILBAO
Von der Industriestadt zu Kulturmetropole: Internationale Star-Architekten haben der baskischen Hauptstadt nach Stahl- und Werftenkrise ihr Selbstbewusstsein zurückgegeben. Und Bilbao hat weit mehr zu bieten als das atemberaubende Guggenheim-Museum: Bilbao steht auch für exzellente Küche. Hier gibt es mehr Sterne-Restaurants als in den meisten anderen Regionen der Welt, ein experimentierfreudiger Winzer hat seinen Weinkeller in der Biskaya versenkt, und vom Stadtzentrum bis zum Strand sind es nur 15 Kilometer. Das Miró Hotel (1) und das Gran Hotel Domine Bilbao (2) sind beide in unmittelbarer Nähe zum Guggenheim-Museum (8) angesiedelt. Die besten Tipps für die aufregende Destination im Norden Spaniens
+++ÜBERNACHTEN+++
1. BLICKKONTAKT. Ein himmlisch schönes 4-Sterne-Boutique-Hotel mit 5-Sterne-Service. Aber Traumgestalten aus magischen Formen und schwungvollen Linien des katalanischen Künstlers Juan Miró turnen nicht durch das Hotel Miró. Denn der Glaskubus mit schwarzen Marmor-Bädern und Spa, mit zeitgenössischer Foto-Kollektion und Live-Musik mitten im Stadtzentrum wurde vom spanischen Mode-Designer Antonio Miró gestaltet. Dessen Vorliebe für klare Formen, für Weiß und Schwarz bilden eine wunderbare Plattform für den Blick auf den gewaltigen Nachbarn – das berühmte Guggenheim-Museum.
2. SICHTWEITE. Auch das Gran Hotel Domine Bilbao zelebriert seine Nähe zum Guggenheim-Museum, dessen Umrisse sich in der Hotelfassade spiegeln. Im asymmetrischen Atrium beeindruckt eine turmhohe Skulptur aus Kieselsteinen, die im offenen Atrium bis in die siebte Etage des 5 Sterne-Hauses reicht – die Stockwerke angeordnet wie Decks eines Kreuzfahrtschiffs. Hervorstechend: das im Bauhaus-Stil gehaltene Café Metropol. Und das von der spanischen Design-Eminenz Javier Mariscal entworfene Interieur, inklusive staff uniforms. Das Domine wurde gerade neu gestaltet und erzählt die Geschichte des Designs im 20. Jahrhunderts. Wem es abends auf der Dachterrasse zu still ist, der nimmt die vor dem Museum haltende Tram und fährt in die quirlige Altstadt, die Casco Viejo… +++
+++ESSEN+++
3. UNTERTASSE. Die typischen spanischen tapas heißen im Baskenland pintxos und werden aufwendig zubereitet – Miniatur-Delikatessen wie Anchovies mit Seeigel-Rogen oder Reh mit Spiegelei, zu denen ein kleines Bier (chato) oder Wein (zurito) passen. Für eine Runde (txikiteo) durch die bunt gekachelten Bars Sorginzulo, Zuga oder die Cafe Bar Bilbao eignet sich die Plaza Nueva im Stadtteil Casco Viejo ganz hervorragend als Ausgangspunkt. Platz lassen für das Abendessen: Sehr gute traditionelle baskische Küche gibt es im El Arandia de Julen im historischen Viertel Atxuri. Spezialität des Hauses ist der typische baskische Bohneneintopf alubias de los sacramentos. Der enthusiastische und humorvolle Koch Prado-Egia’tar Julen hat sich zudem ein menú de crisis für alle ausgedacht hat, die mit der aktuellen Situation in Spanien hadern.
4. TELLER. Eine vergleichbare Dichte an Sternen wie auf dem Michelin Territorium Nordspanien findet man selten. Die Region rund um Bilbao hat acht Sterne-Restaurants zu bieten. Eines ist das Mina (ein Michelin Stern) im einst verrufenen Stadtviertel Bilbao la Vieja. Dort wird ein einziges, täglich wechselndes Menu mit sieben, zehn oder 14 Gängen offeriert – innovative baskische Küche mit regionalen Zutaten. Etwa Garnelentartar mit Melonenwürfeln in Sherrymarinade oder Tintenfischrisotto ohne ein einziges Reiskorn. Das Sterne-Restaurant von Álvaro Garrido Ramírez mit sechs Tischen und offener Pantry besticht durch seine Nähe zum historischen Mercado de la Ribera am gegenüberliegenden Flussufer – dem größten Jugendstil-Markthallen-Ensemble Europas.+++
+++AUSGEHEN+++
5. NACHTLEBEN. Die vom baskischen Architekten Ricardo Bastida 1905 entworfene Alhóndiga war früher ein mehrgeschossiges Weinlager und ist bis heute eines der emblematischsten Gebäude der Stadt. Die Restaurierung verantwortete der französische Designer Philippe Starck – die Alhóndiga heißt jetzt Azkuno Zentroa und ist ein Kunst- und Kulturzentrum mit Restaurant, Bar, Design-Shop, Kino und Pool (mit gläsernem Boden). Man kann hier den Bilbaínos folgen und einen kalimotxo – ein Glas Rotwein mit einem Schuss Cola – trinken. Alle anderen Getränke und der spektakuläre Blick von der Dachterrasse auf den Fluss sind aber uneingeschränkt empfehlenswert. Der Wein reift heute in Bilbao übrigens offshore: In zwanzig Meter Tiefe in der Biskaya. Skeptiker haben sich von der Güte der im Unterwasser-Keller Crusoe Tresure gelagerten Weine überzeugen lassen.
6. MORGENSTUNDEN. Wenn es, wie jetzt im Herbst, früh dunkel wird, strahlt das dunkelrote und eisblaue Neonlicht aus der Antigua Cigarreria, in der früher einmal Zigarren verkauft wurden, bis auf die Straße. Die elegant dekadente Stimmung aus früheren Tagen hat sich die Bar bewahrt – heute souverän ergänzt durch ihren ganz eigenen Stil. Hier gibt es zwar auch ein Frühstücksangebot, aber die meisten Gäste werden erst am späten Abend erwartet, schon wegen der großen Gin-Auswahl. Dazu gibt es bis in den frühen Morgen pintxos für alle Nachteulen. Besonders markant: die komplett mit Baumscheiben verkleidete Wand im hinteren Bereich, die an Holzhütten in nordischen Breiten denken lässt.+++
+++ERLEBEN+++
7. SCHWEBEZUSTAND. Ein Ausflug ins mondäne Seebad Getxo beginnt mit einer Fahrt über den Fluss. Die ochsenblutrote Brücke Puente Vizcaya von 1893 mit ihren Eiffelturm-inspirierten beiden Türmen ist die älteste Schwebefähre der Welt und führt über die Mündung des Nervión. Schwindelfreie haben zwei atemberaubende Möglichkeiten: Entweder, in der hängenden Gondel überzusetzen, oder in 45 Meter Höhe zu Fuß auf die andere Seite zu gelangen. Getxo verfügt über mehrere Strände und das schöne, inmitten blühender Gärten gelegene Hotel Embarcadero – es hat eine hübsche Lounge im Stil der goldenen 20er Jahre und Seeblick.
8. AUFWÄRTSTREND. Großartiges, in dieser Form noch nie da Gewesenes an einem krisengeschüttelten Ort führt zu einer Mischung aus Ovationen – und beißendem Spott. Was den Erfolg des Guggenheim-Museums für Moderne Kunst angeht, sprechen Stadtplaner inzwischen vom „Bilbao-Effekt“: Die Stadt, ehemals ein Industriezentrum am Rande des wirtschaftlichen Niedergangs, hat mit dem Aufsehen erregenden Neubau von Star-Architekt Frank O. Gehry eine enorme Aufwertung erfahren. Kritiker bezeichnen das schwankende, funkelnde, alle Regeln der Statik aushebelnde Bauwerk mit jährlich einer Million Besuchern als „Auffahrunfall“. Architekture-Fans schauen sich außerdem die filigrane, geschwungene Fußgängerbrücke Zubizuri in Form eines Segels (von Santiago Calatrava) und die Metro-Eingänge von Norman Foster an – letztere sehen aus wie Riesengarnelen.+++
+++CAFÉS+++
9. BRAUNE BOHNEN. Das Kaffeehaus Café Iruña von 1903 liegt gegenüber einer der schönsten Parkanlagen von Bilbao, den berühmten Jardines de Albia. Hier, wo die Calle Berastegui und die Calle Colón de Larreátegui aufeinandertreffen, wurden jüngst die prächtigen Wandmalereien restauriert. Ein Besuch lohnt wegen der farbenfrohen azulejos (Kacheln) und der Aura hochkarätiger spanischer Literaten wie Miguel Unamuno und Pio Barroja, die hier schon in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts ihren cafe solo bestellt haben.
10. SCHWARZE TASTEN. Das historische, mehr als 100 Jahre alte Cafe Boulevard hat vor einigen Jahren unter dem Namen Gran Cafe El Mercante wiedereröffnet. Es befindet sich nur ein paar Schritte entfernt von den beliebten siete calles (sieben Gassen) der Altstadt Casco Viejo – in einem Gebäude, das als eines der schönsten Bauten des Baskenlandes im Art déco-Stil gilt. Ein wunderbarer Ort, um am Nachmittag den Pianisten anzuhimmeln.+++
Die einem Segel nachempfundene Brücke Zubi Zuri (8) des spanischen Architekten Santiago Calatrava verbindet die beiden Ufer des Nervión. Abends trifft man sich in der Bar Antigua Cigarreria (6) oder im Kulturzentrum Azkuno Zentroa (5). Eine verlockende Auswahl an pintxos gibt es im traditionsreichen Café Iruña (9)
Fotos: Archiv, PR (3), Zarateman, Bilbao Turismo, Antigua Cigarreria, Azkuna Zentroa
Text: Lisa Schönemann
Bilbao erleben mit den Luxusschiffen von Hapag-Lloyd Cruises
In diesem Jahr war die EUROPA 2, das legere Luxusschiff, im Rahmen der art2sea-Reise bereits Anfang Oktober in der baskischen Metropole, momentan ist die EUROPA auf dem Weg dahin. Hier weitere Reisetermine: