Das Hapag-Lloyd-Kapitänstreffen: Container meets Cruiseship

Das Hapag-Lloyd-Kapitänstreffen: Container meets Cruiseship. Der eine fährt tausende Stahlboxen über die Ozeane, der andere erkundet mit einem Fünf-Sterne-Expeditionsschiff die Welt. Für „Logbook“, das Hapag-Lloyd Mitarbeiter-Magazin, besuchen sich Michael Kowitz und Thilo Natke gegenseitig auf ihren Schiffen. Der PASSAGEN BLOG ist dabei und berichtet über zwei Männer mit einem Beruf in zwei Welten

Datum: 19.03.2016
Tags: #mshanseatic #thilonatke #hapaglloydcruises #hapaglloydag
Chicago Express (4)
Z

von Christian Denso (Text) und Michael Zapf (Fotos)


Nach Metall riecht die Luft, das Britzeln von Schweißgeräten ist zu hören, Hammerschläge. In den Gängen liegen abgerollte Kabel, Handwerker rufen einander Kommandos zu, und an den Schaltpulten auf der Brücke arbeiten Elektriker. Für das erste Treffen zwischen Containerschiff-Kapitän Michael Kowitz und Expeditionsschiff-Kapitän Thilo Natke wurde die HANSEATIC gewählt. Das war gar nicht so leicht zu organisieren, ist es doch das Wesen der Expeditionskreuzfahrt, entlegene Orte zu erkunden. Antarktis, Amazonas, Alaska. Weit entfernt von den Routen der Frachtschiffe. Und so nutzte man die Werftzeit der HANSEATIC in Bremerhaven.

Container-Kapitän Kowitz geht zum ersten Mal an Bord eines Kreuzfahrtschiffes. An der Gangway wird er von Kapitän Natke empfangen und durch das Schiff geführt. Die beiden betreten die Brücke. Die Wände sind geschmückt mit unzähligen Hafenplaketten. Sie werden traditionellerweise den Kapitänen bei einem Erstanlauf des Schiffes überreicht, eine auch bei Containerschiffen übliche Praxis. Doch hängen in der HANSEATIC Plaketten von sehr exotischen Häfen, wie sie nur von extrem wendigen Schiffen angelaufen werden können. Die HANSEATIC misst 123 Meter, sie hat einen Tiefgang von 4,90 Meter.

Michael Kowitz: Sie haben einen enorm flexiblen Fahrplan?

Thilo Natke: Wir haben eine Art Rahmen. Aber grundsätzlich lebt eine Expeditionskreuzfahrt davon, dass wir reagieren können. Wenn wir Wale sehen, halten wir an. Im Sommer vor Grönland haben wir fast jeden Tag den Fahrplan neu zusammen gestellt. Und wenn es nur eine eisfreie Bucht war, in die wir hinein fahren wollten, um den Gästen spontan eine Gletscherwanderung zu bieten. Dazu pflegen wir unsere „Port Manuals“, die uns etwa informieren, wie die Strömungen sind oder ob große Felsen in der Ansteuerung liegen.

Kowitz: Das gäbe es bei uns nicht. Fahrplantreue ist absolut wichtig.

Natke: Nicht einmal ein kleiner Schlenker oder Stopp ist erlaubt?

Kowitz: Da bräuchte ich schon eine bessere Begründung, als dass wir uns Wale ansehen wollen… In welchen Weltregionen sind Sie meist unterwegs?

Natke: Von November bis März kreuzen wir in südpolaren Gewässern, dann fahren wir auf verschiedenen Routen hoch in den Norden. Aber regelmäßig auch den Amazonas hinauf, 4.000 Kilometer bis Iquitos. Dieses Jahr wollen wir zum zweiten Mal die Nordost-Passage wagen. Hapag-Lloyd-Containerschiffe begegnen uns übrigens regelmäßig im Suezkanal.

Kowitz: Ich glaube, da habe ich Sie schon mal gesehen…

Die beiden Kapitäne besichtigen das Schiff, das Restaurant, in dem zum Dinner mehrgängige Menüs serviert werden, die Küche selbst, in der jede Nacht mehr als 20 Brot- und Brötchensorten gebacken werden. Und dann stehen sie am grünen Steuerpult der Maschine, die immerhin knapp 8.000 PS leistet. Zum Abschied überreicht der Expeditionsschiff-Kapitän dem Containerschiff-Kapitän ein Modell der HANSEATIC. Man verabredet sich zum Gegenbesuch auf der „Chicago Express“ in Hamburg.


Z
Z

Ein Donnern liegt in der Luft, ein schweres Rumoren und Rumpeln geht durch den Rumpf des Schiffes, wenn die Container abgesetzt werden. Im Minuten-Takt schweben die standardisierten Stahlboxen – 8 Fuß (2,44 Meter) breit und zumeist 40 Fuß (12,19 Meter) lang – auf die „Chicago Express“ herab. Drei Kräne, im Fachjargon „Brücken“ genannt, beladen das Schiff gleichzeitig. Wer beobachtet, wie schnell so ein Ladevorgang verläuft, der ahnt, in welchem Ausmaß der Container das Hafenleben, ja, die Weltwirtschafts-Ordnung verändert hat. Das zu sehen, offenbart die Faszination moderner Technik und Logistik.

Containerschiff-Kapitän Michael Kowitz begrüßt seinen Kollegen von der HANSEATIC an der Kaimauer. Gemeinsam gehen sie die Gangway hoch. Es geht steil hinauf. 336 Meter Länge misst die „Chicago Express“, bei rund 42 Metern Breite. Mehr als 100.000 Tonnen Ladung kann das Schiff aufnehmen, ein Gigant der Meere, doch gibt es inzwischen größere. Ein Rundgang führt auch in den Maschinen-Raum, der hoch ist wie eine Kathedrale und eine Maschine birgt, die etwa 92.000 PS leistet. Schließlich geht es durch die Messe zur Brücke. Auch auf dem Containerschiff hängen Plaketten der erstmals angelaufenen Häfen.

Thilo Natke: Das ist schon ein sehr beeindruckendes Schiff. Aber die Liegezeiten an einem Hafen sind nur kurz. Kommen Sie auch mal an Land?

Michael Kowitz: Bei der letzten Rundreise in 77 Tagen nicht einmal. Wir liegen oft an Terminals weit außerhalb der Stadt.

Natke: Weil wir so klein sind, kommen wir oft an exklusive Liegeplätze, sehr stadtnah – etwa direkt in der Altstadt von Stockholm. Und manchmal kann ich für zwei, drei Stunden mit auf Exkursion gehen. Ich habe mich sehr bewusst für die Kreuzfahrt entschieden und bin sehr glücklich in dieser Expeditions-Nische. Haben Sie nie darüber nachgedacht, Menschen zu transportieren?

Kowitz: Man sollte niemals nie sagen. Ich schätze allerdings die Planungssicherheit dieser Rundfahrten – und dass meine Ladung mich nicht ständig etwas fragt.

Natke: Das hat sicher seinen besonderen Reiz, wenn man auch mal eine Woche lang nichts als Meer sieht. Aber ich sag es mal so: Wir passen uns ganz unserer „Ladung“ an – und fahren immer dahin, wo es schön ist.




Die Kapitäne

Thilo Natke. Der gebürtige Hannoveraner ist seit 23 Jahren an Bord der HANSEATIC, seit 16 ihr Kapitän. Er begann 1979 als Kadett auf einem Schwergutschiff, fuhr fast zehn Jahre auf Containerschiffen und Frachtern. 1990 wechselte er zu den Kreuzfahrern.

Michael Kowitz. In Wismar geboren, begann er 1988 mit einer Ausbildung zum „Matrosen der Handelsschifffahrt“, 1992 heuerte er bei Hapag-Lloyd an und wurde 2005 zum Kapitän ernannt. In der „Hamburg Express“-Klasse dirigiert er 13.200 TEU-Schiffe im Fernost-Dienst.

Vorheriger Beitrag

Die Geschichte beginnt hier: Expedition 1.0 – die erste Nordlandfahrt 1894

Nächster Beitrag

Traumkulisse und Naturwunder: Mit EUROPA 2 zum Langkawi-Archipel