Die Great Lakes mit der HANSEATIC inspiration: Gespräch mit Kapitän Jörn Gottschalk zum Auftakt dieser besonderen Reisen
Die größte Süßwasserfläche der Erde, enge Schleusen, die das Expeditionsschiff HANSEATIC inspiration nur passieren kann, weil sich die Brückennocken einklappen lassen, und Seen, weit wie Ozeane. Im Interview erklärt Kapitän Jörn Gottschalk, was ihn an den Reisen über die Great Lakes Nordamerikas fasziniert – und worauf sich die Gäste freuen dürfen.
Lieber Kapitän Gottschalk, die HANSEATIC inspiration nimmt Kurs auf die weltweit größte Süßwasserfläche – die Großen Seen Nordamerikas. Auf welche „nautischen Leckerbissen“ freuen Sie sich bei der Reise über die Great Lakes?
Jörn Gottschalk: Die Fahrten durch die Kanäle und Schleusen sind natürlich etwas ganz Besonderes und können als „nautische Leckerbissen“ angesehen werden. Der St. Lawrence Seaway verbindet alle 5 Großen Seen mit dem Sankt-Lorenz-Strom, dem Sankt-Lorenz-Golf und dem Atlantischen Ozean.
Der Wellandkanal überwindet einen Höhenunterschied von 99,5 Metern. Was ist bei der Durchfahrt die größte Herausforderung für den Kapitän?
Der bekannteste und spektakulärste Kanal des St. Lawrence Seaways ist der Welland Kanal mit seinen acht Schleusen. In einigen Schleusenkammern wird das Schiff bei der Fahrt vom Lake Ontario zum Lake Erie um bis zu 15 Meter angehoben. Zu erleben, wie die HANSEATIC inspiration auf diesem Wege die Niagara Fälle umfahren wird, ist sicherlich eines der spannenden Erlebnisse auf dieser Reise über die Great Lakes.
Die Schleusen sind teilweise sehr schmal. Dafür wurde die HANSEATIC inspiration auf jeder Seite der Kommandobrücke mit einer einklappbaren Nock ausgestattet. Wie funktionieren diese?
Da die Schleusenkammern zum Teil höher als das Brückendeck sind, müssen die Nocken vor der Einfahrt eingeklappt werden. Eine sichere Schleusenfahrt ist trotzdem möglich, da die Fahrstände auf beiden Seiten auf den nicht überhängenden Teilen der Nocken platziert sind und weiterhin genutzt werden können – auch wenn auf beiden Seiten zur Schleusenwand nur wenig Platz verbleibt. Manche Schleusen sind kaum zwei Meter breiter als das Schiff.
Von wo an Bord haben unsere Gäste das perfekte Schleusen-Erlebnis?
Da die HANSEATIC inspiration für Expeditionsfahrten und unmittelbare Naturerlebnisse gebaut ist, können die Gäste individuell die verschiedenen offenen Decks zur Beobachtung der Schleusenfahrten nutzen. Auch aus der Oberservation Lounge von Deck 8 hat man einen schönen Blick auf das Geschehen voraus.
Wie unterscheidet sich die Fahrt mit einem Schiff auf dem Meer von der Reise auf einem See – aus Kapitänssicht?
Die Great Lakes sind tatsächlich sehr groß und vermitteln zum Teil das gleiche Gefühl wie eine Reise auf dem Meer. Oft werden wir uns in Erinnerung rufen müssen, dass wir auf Seen unterwegs sind, denn das Ufer wird am Horizont nicht zu sehen sein, obwohl die Fahrten zu den verschiedenen Seen immer Kanalpassagen voraussetzen und eine atemberaubende Aussicht auf die Landschaft ringsum bieten.
Nur wenige Kreuzfahrtschiffe fahren bis zum Oberen See, dem Lake Superior. Was macht dessen besonderen Reiz aus?
Der Lake Superior ist der größte der fünf Seen und die zweitgrößte Süßwasserfläche der Welt. Sobald wir aus dem Lake Huron kommend durch die Soo Schleusen bei Sault Sainte Marie gefahren sein werden, wird die HANSEATIC inspiration insgesamt etwa 180 Meter über dem Meeresniveau des Atlantiks sein, was für ein Schiff einen beeindruckenden Höhenunterschied darstellt. Schon die Möglichkeit, eine solche Reisen zu erleben, ist einzigartig.
Es ist lange her, dass ein Schiff von Hapag-Lloyd Cruises diese Gewässer befahren hat. Kennen Sie die Great Lakes?
Ich hatte 2011 die Möglichkeit, die Großen Seen zu befahren.
Worauf dürfen sich die Gäste freuen?
Nicht nur das Befahren der Großen Seen mit der HANSEATIC inspiration wird uns alle beeindrucken, auch die Ausflüge ins Umland machen den Reiz dieser Reise aus.
Was wird Ihr Highlight sein?
Nach vielen Jahren hat Hapag-Lloyd Cruises wieder die Möglichkeit, die Großen Seen zu befahren. Wir freuen uns, unseren Gästen diese besonderen Reisen anzubieten.
Fotos: Archiv, Interview: Dirk Lehmann