„Die Inside Passage ist eine faszinierende Welt.“ Interview mit dem Geologen Léon Frey an Bord der HANSEATIC spirit

Fjorde, Gletscher und Eisberge, dazu Begegnungen mit Bären und Orcas in unberührter Natur: Die Inside Passage entlang der Südküste Alaskas gilt als einer der schönsten Seewege der Welt. Unsere HANSEATIC spirit hat sie unlängst durchfahren. Im Interview beschreibt der Geologe Léon Frey Highlights, die Sie nicht verpassen sollten.

Datum: 30.09.2024
Tags: #hanseaticspirit #hanseaticinspiration

Lieber Léon Frey, wenn unsere Expeditionsschiffe in die Inside Passage einfahren, beginnt für die Gäste eine Reise durch einen der schönsten Seewege der Welt. Wo beginnt, wo endet sie?

Léon Frey: Die Inside Passage erstreckt sich entlang der Südküste Alaskas über British Columbia bis zum US-Bundesstaat Washington. Sie beheimatet mehr als 1.000 Inseln und eine diverse, atemberaubende Natur. Der nördlichste Punkt der Passage befindet sich im Gebiet um Juneau, der Hauptstadt Alaskas. Der südlichste Punkt liegt etwa bei Seattle im US-Bundesstaat Washington.

Was ist das Besondere an der Inside Passage?

Entlang der Inside Passage trifft man auf raue, unberührte Natur. Nur wenige Menschen leben hier, was die Passage zu einem unglaublichen Naturerlebnis macht. Hinzu kommt, dass die Natur äußerst abwechslungsreich ist. So fuhren wir mit dem Schiff entlang von Fjorden zu Gletscherfronten, an denen wir blaues Eis bewundern konnten. Einige dieser Fjorde waren frei von Vegetation und man sah nur blanken Fels. Andere Fjorde waren von üppigen Wäldern bedeckt. 

Die Inside Passage ist auch eine faszinierende Insel- und Tier-Welt. Die Größe der Inseln reicht von einzelnen Felsen, die aus dem Wasser ragen, bis zu Inseln, die die Ausmaße von Staaten wie Belgien haben. Auf unserer Fahrt haben wir zudem unzählige Tiere gesehen: Schwarzbären, Braunbären, Weißkopfseeadler, eine Vielzahl weiterer Vögel, Wale, Seehunde, Seeotter, etc. Diese enorme Bandbreite an Landschaft, Pflanzen und Tieren macht die Inside Passage so besonders.

Worin liegt der Reiz, diese Region mit einem Schiff zu entdecken? 

Der größte Teil der Inside Passage ist kaum bewohnt. Daher gibt es auch kaum Straßen. Die wenigen Siedlungen und Städte entlang der Passage sind praktisch nur per Flugzeug oder Schiff erreichbar. Und da insbesondere die kleineren Flugzeuge nur bei guten Wetterbedingungen fliegen können, sind wir mit dem Schiff klar im Vorteil. Wir können bequem von Insel zu Insel reisen und die spektakuläre Natur aus nächster Nähe erleben.

Ein Geologe sieht sicherlich nicht nur den Seeweg. Was reizt den Wissenschaftler an der Inside Passage?

Die Geologie entlang der Westküste Nordamerikas ist ziemlich komplex. In den letzten 200-300 Millionen Jahren wurden sukzessive kleinere und größere „Kontinent-Fragmente“ an die Westküste Nordamerikas angedockt. Auf diese Weise wurde Nordamerika gegen Westen hin kontinuierlich verbreitert. Gleichzeitig kam es zu Gebirgsbildungen, durch welche schlussendlich die heutigen Küstengebirge entstanden sind. In der jüngeren Vergangenheit – also in den zurück liegenden 2.5 Millionen Jahren – war das Gebiet der Inside Passage mehrere Male von einem riesigen, zusammenhängenden Eispanzer bedeckt. Das hatte starke Auswirkungen auf die Landschaft: Es bildete tiefe Fjorde entlang der Küste, schliff Felsen und Berge glatt und bedeckt noch heute einen Teil der Gebirge entlang der Inside Passage.

Worauf können Sie die Gäste aufmerksam machen?

Aus meiner ganz persönlichen Sicht würde ich die Gletscher und die Berge um die Gletscher hervorheben. Diese haben mich besonders begeistert. Als wir in den Tsaa Fjord fuhren, kamen wir sehr nahe am Mount St. Elias vorbei – mit etwa 5.489 Metern der vierthöchste Berg Nordamerikas. Die Höhe dieses Bergs zusammen mit seinen Gletschern haben mich tief beeindruckt! Glücklicherweise kann man als Gast kaum etwas verpassen. Denn wenn es etwas Spannendes zu sehen gibt, weist die Crew per Durchsage jeweils darauf hin.


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Die Inside Passage ist kaum besiedelt. Was ist der Grund dafür?

Etwa 70.000 Menschen wohnen an diesem 1.000 Kilometer langen Küstenabschnitt – 60.000 davon in den fünf größten Städten. Die Abgelegenheit und die schwerere Erreichbarkeit ist der Grund, wieso nur so wenige Menschen in diesem Gebiet leben. Denn die meisten Orte sind nicht über den Landweg, sondern nur per Schiff oder per Flugzeug erreichbar.

Erdgeschichtlich betrachtet, gilt Alaska als junges Land – und ist British Columbia alt?

Es gibt sowohl in Alaska wie auch in British Columbia „junge“ wie auch „alte“ Gebiete. Entlang der Pazifik-Küste von Alaska und BC finden wir verhältnismäßig jüngere Gesteine, während sie zum Landesinneren hin tendenziell älter werden. 

Wale, Bären, Seeadler – neben der Geologie gibt es unzählige Tierbegegnungen. Welche sind Ihnen besonders in Erinnerung geblieben?

Im kleinen Ort Kake konnten wir mehrere Schwarzbären aus nächster Nähe beobachten. Es gibt dort einen Bach, in dem die Lachse vom Meer kommend in ihre Laichgebiete schwimmen. Als wir da waren, wimmelte es nur so von Keta-Lachsen im Wasser. Das zog nicht nur uns, sondern auch die Bären an. Und so schaute immer mal wieder ein Schwarzbär vorbei und schnappte sich einen Lachs direkt vor unserer Nase. Das war äußerst spektakulär! Was mir auch besonders in Erinnerung bleiben wird, sind die Orcas. Einmal haben wir eine Mutter mit einem Jungtier ganz nah am Schiff gesehen. Das Jungtier sprang immer wieder aus dem Wasser.

Welcher Ort auf der HANSEATIC spirit ist während der Reise zu Ihrem Lieblingsplatz geworden? 

Besonders nah am Geschehen ist man auf dem spirit Walk. Gerne beobachte ich von da aus die vorbeiziehenden Berge, Gletscher oder auch die Wale. Und wenn es mal etwas kalt oder windig sein sollte, dann ist der Blick durch die Fenster der Observation Lounge auch ganz schön.

Welcher besonderer Moment ihrer Reise mit der HANSEATIC spirit in Ihnen besonders in Erinnerung geblieben? 

Die Fahrt zum Columbia Gletscher. Wir fuhren in einen spektakulären Fjord ein und je näher wir zum Gletscher kamen, desto mehr kleine Eisberge umgaben das Schiff. Auf den letzten drei Kilometern vor dem Gletscher lag eine fast geschlossene Eisdecke auf dem Wasser. Wir sind mit der HANSEATIC spirit dann noch ein Stück in dieses Eis hineingefahren – es rumpelte und knirschte, und vor uns erhob sich die Front des Columbia Gletschers. Das viele Eis um unser Schiff herum und die Gletscherfront aus blauem Eis vor uns war für mich persönlich der spektakulärste Moment der gesamten Reise.

Fotos: Archiv, Interview: Dirk Lehmann

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