Die kanadische Arktis mit HANSEATIC nature. Eis bestimmt den Kurs

Im Katalog wird die geplante Route nur mit Punkten angedeutet: Die HANSEATIC nature sucht sich vorsichtig einen Weg durch die hohe Arktis zwischen Kanada und Grönland. Dabei wird ein besonderer Ort angefahren, ein Zankapfel im Eis. Arne Kertelhein berichtet über einen Besuch auf der Hans Insel.

Datum: 05.09.2019
Tags: #hanseaticnature #arktis
von Arne Kertelhein (Text und Bild)

 

Für die Inuit war der Smith-Sund schon immer ihr Weg nach Grönland. An vielen Stellen kann man das gegenüberliegende Ufer erkennen, im Winter war es leicht, mit den Schlitten über das Eis zu wandern. Die europäischen Forscher kamen spät in den fernen Norden, erst 1818 entdeckte John Ross die hier lebenden Polareskimos. Aber dann ließen die Europäer nicht locker, denn der Smith-Sund führte weiter und weiter gen Norden. Expedition auf Expedition setzte hier Rekordmarken. Vor allem für Amerikaner und Briten wurde der Smith-Sund der Weg zum Pol, ihre Namen auf den Seekarten machen die Expeditionsleiter unsterblich: Kane-Becken, Nares-Straße, Hayes-Halbinsel, Hall-Land...

HANSEATIC nature in der hohen Arktis – und der Blick in die Weite

 

Für unsere Fahrt sieht es anfangs ganz gut aus, die Eiskarten zeigen einen „Eispropfen“ im äußersten Norden der Nares-Straße. Der verhindert den Nachschub aus dem Nordpolarmeer, die südlich davon gelegenen Gewässer sind relativ eisfrei. Doch dann verändert sich die Situation, einzelne Eisfelder treiben mit Südkurs durch die schmale Wasserstraße. Wir passieren die Thuleregion in Grönland, besuchen das letzte Lager der tragisch verlaufenen Greely-Expedition auf Pim Island. Immer wieder bahnt sich die HANSEATIC nature ihren Weg durch Eisfelder. Und dann stehen immer wieder viele Gäste an Deck und halten Ausschau nach Eisbären. Tatsächlich sehen wir auch ein Tier. Kameras werden gezückt für ein Foto. Ferngläser, um das Tier noch genauer beobachten zu können. Die Gläser von Swarovski Optik gehören ja jetzt zur Kabinenausstattung und sind entsprechend rege in Gebrauch

Nun geht es durch das Kane-Becken, Passagen offenen Wassers wechseln mit dichten Eisgürteln. Für den Kapitän sind dies Tage mit wenig Schlaf, und auch der kanadische Ice-Master ist fast ständig auf der Brücke, um die günstigste Route zu finden, das Eis zu analysieren und die Nautiker zu unterstützen. Lektoren und Gäste suchen das Eis ab, um weitere Tiere zu entdecken. Immerhin gibt es ein paar Bartrobben. In der Nacht passieren wir den 81. Breitengrad, am frühen Morgen wird das Eis wieder dichter. Wie weit nördlich werden wir vordringen können?

Auf der Karte zeigt sich eine winzig kleine Insel mit dem schlichten Namen Hans. Ab und an taucht sie aus dem Nebel auf. Rinnen im Eis scheinen darauf zuzuführen. Diese Insel setzt sich der Kapitän zum Ziel. Einmal drum herum fahren. Denn die Insel ist berühmt, in mehrfacher Hinsicht ist sie ein Unikum in der Arktis.

HANSEATIC nature in der hohen Arktis: Hans und der Schnaps-Streit

 

Sie liegt ziemlich genau in der Mitte zwischen Kanada und Grönland. Jahrzehntelang hat das niemanden groß interessiert. Was kümmerte die Regierungen in Ottawa und Kopenhagen schon ein nutzloser Felsbrocken mehr oder weniger dort oben? Doch mit der globalen Suche nach Bodenschätzen – an Land und auf dem Meeresboden – wurde es plötzlich doch interessant, ob man seine Hoheitsgebiete um ein paar  Quadratkilometer ausdehnen kann oder nicht. 

In den 1980er Jahren landeten die Kanadier auf der Insel, hissten ihre Flagge und deponierten eine Flasche Whiskey, um ihre Gebietsansprüche zu zeigen. Das ließen die Dänen nicht lange auf sich sitzen, sie schickten ebenfalls ein Schiff in den Norden, entrollten den Danebrog und ersetzten den Whiskey durch Schnaps. So geht es in unregelmäßigen Abständen bis heute. Mittlerweile wurde eine Kommission eingerichtet um den Grenzverlauf einvernehmlich festzulegen.


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Und noch etwas ist merkwürdig an der Insel: Ihr Name. Die Endecker des 19. Jahrhunderts benannten die von ihnen kartierten Fjorde, Berge, Gletscher, Buchten und Inseln zumeist nach ihren Sponsoren und Gönnern. Auch Könige, Staatsmänner und hohe Beamte der Admiralität finden sich zuhauf in den Weiten der Arktis. Doch wer war Hans? Es ist vermutlich der einzige Fall, in dem ein Expeditionsleiter die Leistung eines der vielen Inuit würdigte, die fast alle Expeditionen hier oben begleiteten. Hans Hendrik stammte aus Südgrönland, er diente unter Kane, Hayes, Hall und Nares. Er war Schlittenführer, Jäger und Dolmetscher. Er ist wohl auch der einzige Inuit, der ein Buch über seine Abenteuer verfasste.

HANSEATIC nature in der Arktis: ein Riff im Ewigen Eis

 

Am frühen Morgen haben wir es bis zur Nordspitze der Hans-Insel geschafft. Fast überall ragt der helle, harte Fels senkrecht aus dem Meer, nur im Nordwesten ist eine Landung möglich. Doch der Norden ist von einem merkwürdigen, am Grund festgefrorenen Eisgürtel umgeben. Nur am Landeplatz öffnet sich eine schmale Passage durch das Eis. Draußen treiben die Eisschollen in schneller Drift vorbei, öffnen und schließen die Zufahrt im zehnminütigen Wechsel. In kleinen Gruppen bringen wir einige abenteuerlustige Gäste an Land und feiern das Ereignis in strikter Neutralität mit einem seemännischen Schluck Rum. Unter unseren Füßen jahrmillionenalte Stromatoporenriffe – aus ihren Ablagerungen entstand einst das helle Gestein der Insel. Die Geologin Heike erfreut, ihre Fundstücke von 2016 noch am gleichen Platz zu sehen. Seitdem war vermutlich niemand mehr hier.

Wer jetzt noch einmal sein Fernglas zur Hand nimmt, kann im Westen hinter den Eisfeldern die markante – und geologisch völlig verschiedene – Küste von Ellesmere Island erspähen: spitze, rötlich und grau gefärbte Berge ragen bis zu 1.000 Meter empor, ihre Gipfel sind schneebedeckt und viele Gletscherzungen strukturieren das Bild. Auch wenn die Hans-Insel eigentlich mehr mit der grönländischen Seite gemein hat, so sind wir doch froh, dass die Kanadier dies anders sehen. So müssen wir nicht erneut einklarieren, als wir von hier aus unseren Kurs nach Baffinland fortsetzen. Dort angekommen, zeigen aktuelle Eiskarten, dass die Hans-Insel wieder unerreichbar liegt – von dichtem Packeis umschlossen... 


Dr. Arne Kertelhein hat sich auf Polargeschichte spezialisiert und liebt besonders die Eiswelten der Nordhalbkugel. Seit etwa 10 Jahren arbeitet er für Hapag-Lloyd Cruises, aktuell als Expeditionsleiter an Bord der HANSEATIC nature.

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