Die Wale der Antarktis. Ganz große Emotionen und die Giganten der Meere!
Wenn unsere HANSEATIC nature und unsere HANSEATIC inspiration nach anderthalbjähriger Pause zum ersten Mal wieder aufbrechen in die Antarktis, wird ein Ruf so manches Mal für Aufregung sorgen: „Wale voraus!“ Freuen Sie sich darauf. Anbei eine Übersicht der Wale, die man mit etwas Glück in der Antarktis sehen kann.
Das deutlich vernehmbare Atemgeräusch, der riesige Leib, der in verblüffender Anmut neben dem Schiff durch das Wasser gleitet. Vor dem Abtauchen ragt noch einmal die Fluke empor – wie ein Abschiedsgruß. Für viele Gäste der Schiffe unserer neuen Expeditionsklasse zählt die oftmals berührende Begegnung mit den Walen zu den Highlights einer Expedition in die Antarktis.
Der kommerzielle Walfang hatte einige Arten fast ausgelöscht. Inzwischen erholen sich die Bestände, und Forscher ergründen immer mehr Geheimnisse dieser Giganten der Meere. Grundsätzlich wird zwischen Zahn- und Bartenwalen unterschieden. Erstere ernähren sich von Robben, Fischen und Pinguinen. Letztere haben statt der Zähne senkrecht im Maul stehende Hornplatten, mit denen sie das Wasser nach Fischen und Kleinsttieren filtern. Auf einer Antarktis-Expedition mit einem unserer Schiffe besteht die Chance, diverse Wal-Arten zu beobachten. Die wichtigsten stellen wir in dieser Übersicht vor.
Orcas – die Intelligenten
- Länge: männliche Tiere 6,50 bis 8 Meter, weibliche Tiere 5 bis 6,50 Meter
- Gewicht: 2.500 bis 7.000 Kilogramm
- Ernährung: Tintenfische, Fische, Meeresschildkröten, Pinguine, Robben, andere Wale
- Fortpflanzung: Tragzeit 16 bis 17 Monate, 1 Junges
- Gewicht bei der Geburt: etwa 160 Kilogramm
- Lebensdauer: etwa 25 Jahre
Killerwal, Mörderwal – diese wenig schmeichelhaften Namen hat der schwarz-weiße Orca seinem Fressverhalten zu verdanken. Die Tiere jagen in Gruppen, erzeugen gemeinsam so hohe Wellen, dass Robben von Eisschollen ins Wasser gespült werden und leichte Beute sind. Forscher vom Orca Research Trust in Neuseeland beobachteten, dass einige Robben von den Orcas erneut auf die Scholle gestoßen wurden, damit die Jungtiere das Jagen lernen. Der Familienzusammenhalt ist stark bei dieser Art, die in Schulen von etwa 30 Walen durch die Meere ziehen. Gewöhnlich bleiben Orcas ihr Leben lang einer Schule treu. Ihre Intelligenz begeistert, weshalb Orcas auch in Zoos und Delfinarien gehalten und dort zu Kunststücken dressiert werden. Die Folgen der Gefangenschaft sieht man dem Tier an: Die Schwertflosse verliert an Stabilität und klappt um. Auch deshalb gibt es keine Alternative dazu, die immer neugierigen Tiere – mit dem nötigen Respekt – in der freien Natur zu beobachten.
Blauwale – die Riesen
- Länge: 25 bis 35 Meter
- Gewicht: 80 bis 130 Tonnen
- Ernährung: Krill
- Fortpflanzung: Tragzeit rund 1 Jahr, 1 Junges
- Gewicht bei der Geburt: 6.500 Kilogramm
- Lebensdauer: 30 bis 50 Jahre
Es ist das größte Tier der Welt – manche Blauwale bringen es auf eine Körperlänge von 35 Metern, wobei die weiblichen Tiere oftmals die Größeren sind. Trotz seiner Masse wirkt der Blauwal dank seines Körperbaus schlank. Die Rückenfinne sitzt verhältnismäßig weit hinten, die Haut ist blaugrau nur der Bauch ist hellgrau oder gelbweiß gefärbt. In den Polargebieten rund um die Antarktis verbringen Blauwale die Sommermonate und fressen sich in den nahrungsreichen Gewässern ihre Fettreserven an. Ein ausgewachsenes Tier braucht zwei Tonnen Krill am Tag. Ab dem Herbst unternehmen die Blauwale Wanderungen bis hin zu den Wässern am Äquator. Für diese Reisen zehren sie von ihren Fettreserven – und sind beschäftigt mit Balz, Paarung und der Geburt ihrer Kälber.
Finnwale – die Schnellen
- Länge: 20 bis 25 Meter
- Gewicht: 30 bis 70 Tonnen
- Ernährung: Krill und gelegentlich Fische
- Fortpflanzung: Tragzeit rund 1 Jahr, 1 Junges
- Gewicht bei der Geburt: 3.600 Kilogramm
- Junge mit 10 bis 13 Jahren geschlechtsreif
- Lebensdauer: bis über 100 Jahre
Bis zu sechs Meter hoch schießt die Blas-Fontäne des Finnwals aus dem Wasser und macht ihn so gut von Weitem sichtbar. Was heute uns friedliche Beobachter auf den Expeditionsschiffen freut, wäre in der Zeit des Walfangs für die Tiere fast zum Verhängnis geworden. Seit 1986 ist der kommerzielle Walfang verboten, aber die weltweite Population erholte sich nur langsam von Fangzahlen um bis zu 30.000 Tiere pro Jahr. In seinem Äußeren ähnelt der Finnwal dem Blauwal, mit einer dunkleren Rücken- und einer helleren Bauchfärbung. Auch diese Art wandert zur Paarung und zur Geburt der Jungtiere im Winter in subtropische Gewässer. Eine Besonderheit ist das Schwimmverhalten des Finnwals – sie werden bis zu 37 Stundenkilometer schnell und legen am Tag Strecken von bis zu 300 Kilometern zurück.
Zwergwale – die Minks
- Länge: 8 bis 10 Meter
- Gewicht: 6 bis 9 Tonnen
- Ernährung: Krill, Fische
- Fortpflanzung: Tragzeit 10 bis 11 Monate, 1 Junges
- Gewicht bei der Geburt 450 Kilogramm
- Lebensdauer: 50 Jahre
Nähert sich dem Schiff ein Wal im Mini-Format, handelt es sich vermutlich um einen Zwergwal. Diese kleine, äußerst neugierige und verspielte Art wird häufig auch Minkwal genannt. Ähnlich wie andere Bartenwale, hat der Zwergwal einen dunkel gefärbten Rücken und einen helleren Bauch. Aufgrund der geringen Größe wurde er lange von Walfängern verschont, aber umso stärker gejagt als die anderen Populationen nahezu verschwunden waren. Das zutrauliche Verhalten der Tiere machte es ihren Jägern leicht. Bisher mangelt es in der Wissenschaft noch an genauen Informationen über den Zwergwal. Es werden zwei Unterarten vermutet, eine im Norden und eine im Süden des Äquators vorkommende Gattung. Sie leben in kleineren Gruppen mit lockerer Bindung.
Pottwale – die Geheimnisvollen
Länge: Männliche Tiere 15 bis 20 Meter, weibliche Tiere 10 bis 15 Meter
Gewicht: 35 bis 40 Tonnen
Ernährung: Tintenfische und Fische
Fortpflanzung: Tragzeit 14 bis 16 Monate, 1 Junges, selten Zwillinge
Gewicht bei der Geburt: etwa 1.000 Kilogramm
Lebensdauer: 50 Jahre
Weil er im Kampf gegen „Moby Dick“ ein Bein verloren hatte, verfolgte der verbitterte Kapitän Ahab in Herman Melvilles Roman den Pottwal durch die Weltmeere. Zwar hat diese Walart Zähne, jedoch ist bis heute nicht gesichert, wie er diese zur Tintenfisch- und Fischjagd einsetzt. Weil der riesige Kopf des Tiers wie ein Pott aussieht – umgangssprachlich für Topf – trägt er diesen Namen. Zudem ist er gefüllt mit Walrat. Diese wachsartige Masse wurde früher irrtümlich für Sperma gehalten und noch immer sind sich Forscher nicht einig, welche Funktion der Walrat hat. Da die Masse temperaturabhängig die Konsistenz ändert, könnte sie zur Auftriebsregulierung bei Tauchgängen dienen. Das würde Sinn machen, denn der Pottwal taucht regelmäßig in Tiefen von 1.000 Metern und mehr. Bei den Tieren, die man während einer Antarktis-Expedition sichtet, handelt es sich höchstwahrscheinlich um Männchen, da die Gruppen aus Weibchen und Kälbern sich bevorzugt in wärmeren Gewässern aufhalten.
Buckelwale – die Verspielten
- Größe: Männliche Tiere 14 bis 17 Meter, weibliche Tiere 15 bis 19 Meter
- Gewicht: 30 bis 45 Tonnen
- Ernährung: Krill, Tintenfische, Rippenquallen, Fische
- Fortpflanzung: Tragzeit rund 1 Jahr; 1 Junges
- Gewicht bei der Geburt 1.300 Kilogramm
- Lebensdauer: Bis 50 Jahre
Man müsste eigentlich sofort den Kopf ins Wasser stecken, sobald Buckelwale in Sicht kommen. Denn dann kann man sie singen hören. Es ist die Sprache der Tiere, und sie wird fast ausschließlich von den Männchen genutzt, um während der Paarungszeit Weibchen anzulocken. Buckelwale balzen in den Wintermonaten, wenn sie sich in den tropischen Gewässern aufhalten (Antarktis-Reisende müssen den Kopf also nicht eintauchen). Die häufig mit Seepocken gesprenkelten Wale ernähren sich hauptsächlich von Krill, sie schwimmen in bis zu 50 Metern Tiefe mit geöffnetem Maul durch die dichten Schwärme und ‘schluckfiltrieren’ dabei die Kleinsttiere aus dem Wasser. Buckelwale unterscheiden sich durch die charakteristisch langen Brustflossen von den anderen Walarten. Sie leben in Gruppen. Und die Neugier dieser Herden ist das Glück der Beobachter, es kommt nicht selten vor, dass die Tiere das Kreuzfahrtschiff für eine Zeit begleiten. Unvergesslich bleiben dann die Momente, wenn Buckelwale sich zu einem Sprung aus dem Wasser schrauben. Warum sie das tun? Die Wissenschaft vermutet, um die Haut zu reinigen.
Fotos: Archiv; Text: Anissa Brinkhoff, Dirk Lehmann