Ein besseres Bild der Erde: Fotoschule mit Lutz Jäkel – im Eis

Wir alle fotografieren auf Reisen. Doch was unterscheidet die Arbeit eines Profis von unserer? Lutz Jäkel ist spezialisiert auf Food- und Reise-Fotografie und eine anerkannte Größe in der Branche. Im Passagen Blog zeigt er, was aus seiner Sicht ein gutes Bild ist, und wie er es gemacht hat: Fotografieren im Eis, das Licht ist diffus

Datum: 22.08.2014
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MS Hanseatic / Arktis 2010

Reisen in die Eiswelten der Arktis und Antarktis gehören zu den faszinierendsten Erlebnissen. Doch das Fotografieren in solchen Regionen stellt den Fotografen vor besondere Herausforderungen: Es ist – naturgemäß – oftmals sehr kalt, sehr windig, zwischen Außen (Eis) und Innen (Schiff) herrschen große Temperaturdifferenzen, die Kontrastunterschiede auf den Eisflächen sind bei starker Sonneneinstrahlung enorm, die Lichtstimmung ist schon fast poetisch diffus. Kurz: Auch sehr gute Kameras sind mit solchen Situationen oft überfordert. Wir müssen die automatischen Einstellungen korrigieren, damit Belichtung und Bildaufbau zusammenpassen.

Antarktis 2011: Danco Island.

Auf diesen Fotos treiben Eisschollen auf dem Wasser, größere und kleinere, die Sonne ist meist hinter dünnen Wolkenschichten verdeckt. Für solche Lichtstimmungen ist diese Situation perfekt, denn so ist das starke Licht der Sonne weniger kontraststark, es wird durch die Wolken abgemildert, schimmert aber sanft durch und erzeugt Spiegelungen auf Wasser und Eis, das hier und da türkis zu leuchten scheint. Diese Fotos habe ich entweder aus dem Zodiac oder direkt vom Schiff aus gemacht. Da auch Zodiacs in solchen Landschaften sehr langsam fahren, ist die Geschwindigkeit kein großes Problem. Dennoch sollte man möglichst mit einer kurzen Belichtungszeit arbeiten, um Verwacklungen und damit Unschärfe zu vermeiden.

Da aber bei Landschaftsaufnahmen eine große Schärfentiefe gewünscht ist (das Foto also von vorne bis zum Horizont eine möglichst durchgehende Schärfe haben soll), muss man abblenden, d.h. die Blende schließen auf etwa Blende 8, 11 oder sogar 16. Dadurch verlängert sich bei diffusem Licht schnell die Belichtungszeit, das Risiko von Verwackeln steigt. Bei den digitalen Kameras kann man dann in kleinen Schritten die Empfindlichkeit, also die ISO, erhöhen (200, 400 oder auch 800 ISO, darüber steigt leider auch das sogenannte Bildrauschen, was in der Bildbearbeitung mit Hilfe der Software aber korrigiert werden kann).

Bei vielen Kameras kann man die ISO automatisch durch die Kamera anpassen lassen. Das ist dann sehr hilfreich, wenn man Zeit und Blende selbst bestimmen möchte. Ich arbeite in solchen Situationen immer in Zeitautomatik (Modus A), d.h. ich stelle die Blende ein, die Kamera sucht automatisch die dazu passende Zeit. Sollte die Zeit zu lange werden, erhöhe ich die ISO. Im Zodiac kann man z.B. eine Belichtungszeit von 1/125 gut halten, darunter (also z.B. 1/80 oder länger) wird es gefährlich…

Am besten arbeitet man mit weitwinkeligen Objektiven, um möglichst viel von der Landschaft einfangen zu können. Zudem gilt: Je länger die Brennweite (also z.B. 200mm), desto größer ist die Gefahr der Verwackelung. Mit Weitwinkel (z.B. 17 oder 24mm ist man auf der sicheren Seite).

Antarktis 2011: Paradise Bay

Für den Bildaufbau gilt: Vor dem Abdrücken erst mal schauen, was die Schönheit der Landschaft auszeichnet. Ist es vor allem das Eis auf dem Wasser? Sind es die Eisberge am Horizont? Sind es die Wolkenformationen? Ist es das alles zusammen? Entsprechend komponiert man sein Bild. Beim Foto mit dem Zodiac im Hintergrund beispielsweise saß ich selbst in einem Zodiac und habe die Kamera sehr tief, also nahe an der Wasseroberfläche gehalten. Dadurch wird der Eindruck der Weite gesteigert, und auch die kleinen Eisschollen wirken größer.

Am Rechner habe ich die RAW-Daten (ich fotografiere nie mit JPEG! Warum, das erkläre ich an anderer Stelle…) noch im Kontrast verstärkt und auch die Lichtstimmung über die Farbtemperatur verändert oder auch verstärkt.

Antarktis 2011: Melchior Island.

 


 

 

MS Europa

Lutz Jäkel ist Foto- und Videojournalist, Buchautor, Islamwissenschaftler und Historiker, er hat in Hamburg, Damaskus (Syrien) und Sanaa (Jemen) studiert. Als Kind aufgewachsen in Istanbul, bereist und fotografiert er seit vielen Jahren die Welt und schreibt darüber, seine Arbeiten wurden vielfach ausgezeichnet. Seine Fotos und Reportagen erscheinen in Büchern und verschiedenen Medien, u.a. in Stern, Spiegel, Spiegel-Online, Abenteuer und Reisen, Merian, Süddeutsche Zeitung, Neue Zürcher Zeitung und Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung. Mehr: www.lutz-jaekel.com

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