Ein Jahr HANSEATIC inspiration – die erste Werftzeit für unser neues Expeditionsschiff
Am 11. Oktober 2019 haben wir unsere HANSEATIC inspiration in Hamburg getauft. Ein Jahr später liegt das zweite Schiff der neuen Expeditionsklasse an der Ausrüstungspier von Blohm+Voss für eine erste Werftzeit. Rund 600 Positionen stehen auf der Liste. Kapitän Ulf Wolter führt über sein Schiff.
„Hey, schön vorsichtig – mit meiner Ente!“ Kapitän Ulf Wolter steht auf der Nock der HANSEATIC inspiration und lacht hinab auf die Pier. Mehrere Werftarbeiter mit bunten Helmen und in dick wattierten Jacken umringen einen schwarz-grauen Citroen 2CV mit Faltdach. Der Oldtimer des Kapitäns ist ganz offenbar eine Attraktion. Dabei ist der Wagen mit seinen 28 PS das wohl am schwächsten motorisierte Fahrzeug auf dem Werftgelände von Blohm+Voss. Zwischen Fregatten und Mega-Yachten liegt hier unsere HANSEATIC inspiration zur ersten Werftzeit. Auch einige Garantiepunkte werden in den nachsten Tagen abgehakt. Mehr als 600 so genannter Claims stehen auf der Liste für das ein Jahr junge Expeditionsschiff, rund 150 Handwerker wuseln über die Decks.
Zum Manöver im Wendebecken ertönt drei mal das Typhon
Es sind keine Arbeiten am Rumpf geplant, deshalb hat das Schiff an der Ausrüstungspier von Deck 16 fest gemacht. Weil aber eine gründliche Überholung der gläsernen Balkone auf dem Programm steht, wird der Kapitän die HANSEATIC inspiration drehen, denn auf der Backbordseite sind die Arbeiten so gut wie abgeschlossen. Nun zieht das Schiff langsam hinaus in das Wendebecken vor dem so genannten Kohlenschiffhafen. Der Lotse informiert auf der Brücke, der Kapitän grüßt mit drei langen Tönen aus dem Typhon die HANSEATIC nature und die EUROPA 2, die in Sichtweite ebenfalls im Hamburger Hafen liegen. Dann hat das Schiff gedreht und nähert sich langsam wieder der Pier. Kaum sind die Leinen fest, führt Ulf Wolter über das Schiff.
Zuerst stehen wir auf dem Pooldeck. Ein Feuerwehrmann überwacht die Schweiß- und Flex-Arbeiten im Antrieb des gläsernen Balkons auf der Steuerbordseite, feuerfeste Decken schützen vor Funkenflug. Der Pool zeigt sich blank, ohne Lack.
Ulf Wolter: „Die gläsernen Balkone sind Unikate, so was hat es bisher noch nie auf einem Schiff gegeben. Deshalb werden beide besonders gründlich gewartet. Die Balkone sind bei unseren Gästen sehr beliebt. Der Pool wird grunderneuert. Das Deck-Team hat ihn abgeschliffen und bereitet jetzt den Farbauftrag vor. Und dann gibt es noch einige Kleinigkeiten, die hier oben anstehen, so erhält etwa die Sauna in unserem Ocean Spa einen neuen Holzboden. Es wird hier aussehen wie aus dem Ei gepellt, wenn wir am 3. November wieder in See stechen.“
Die Treppenhäuser sind gegen unbeabsichtigte Beschädigungen komplett mit Folien abgeklebt. Auf allen Decks finden Schönheitsreparaturen statt, mal wird Teppich verlegt, mal ein Handlauf geschliffen, mal tapeziert. Auf Deck 7 sieht man fünf Techniker halb in einer Lüftungsöffnung stecken, um die Klimaanlage zu warten. Wir erreichen Deck 4.
Ulf Wolter: „Im HanseAtrium waren es vor allem Detail-Arbeiten, die meisten sind bereits abgeschlossen. Und auch in den Restaurants steht nicht mehr viel an. An der Rezeption gibt es noch einiges zu tun – etwa an der Beleuchtung und an der Lüftung. Und weil hier immer besonders viel Betrieb herrscht, wurden Teppiche und Tapeten erneuert.“
Auf Deck 3 ist die Stiefelwaschanlage sorgfältig verpackt, das System kommt erst wieder in der Antarktis zum Einsatz, in einem Nebenraum schneiden die Maler die Tapeten. Kapitän Wolter lässt Chief Sinisa Mrvica rufen, es geht nun in den Maschinenraum auf Deck 2. Aggregate brummen, das sehr helle Licht beleuchtet ein Labyrinth aus Rohren und Kabeln, Schaltkästen und Anzeigen.
Der Schiffsrundgang endet mit einem Fazit auf der Brücke
Ulf Wolter: „Auch im Maschinenraum stehen vor allem Wartungsarbeiten an. Ein Zylinder von einem unserer Generatoren wird gerade gewartet, der Turbolader und die Brauchwasseranlage.“
Sinisa Mrvica: „Hier reinigen wir das Wasser so gründlich, dass in diesem Behälter komprimierte Feststoffe zurück bleiben, die wir im Hafen abgeben, und die da entsorgt werden können. In dem anderen Behälter verbleibt ein „Abwasser“, das nach mehreren Filter- und Lichtprozessen so sauber ist, dass man es bedenkenlos trinken könnte. Wir dürften es sogar ins Meer einleiten, geben es aber im Hafen in die Kläranlage.“
Für ein Fazit geht es zurück auf die Brücke.
Ulf Wolter: „Was ein Jahr! Vor etwas mehr als 12 Monaten haben wir das Schiff in Norwegen abgeholt und eine großartige Taufe erlebt. Dann die aktuellen Herausforderungen. Eigentlich würden wir jetzt in der Antarktis sein. Doch ich schätze diese Reisen in die Exotik der Nähe. Wir hatten wirklich schöne Erlebnisse an den Küsten Dänemarks und Schwedens oder vor Helgoland. Ich freue mich schon auf die Winterreisen, eine echte Premiere für uns. Bei Temperaturen unter dem Gefrierpunkt wird unsere HANSEATIC inspiration im Bottnischen Meerbusen ihre Eis-Qualitäten ausspielen können. Und wir werden Polarlichter sehen!“
Fotos: Susanne Baade, Text: Dirk Lehmann