Eisige Schönheiten, Teil 4: Polarlichter über Island
Arktis-Reise im Privatjet ALBERT BALLIN. In Begleitung des Wissenschaftsjournalisten Ranga Yogeshwar geht es nach Lappland, Island und Grönland. Ein Kurztrip zu den Highlights nördlich des Polarkreises. Für den PASSAGEN BLOG berichtet ein Team von Bord – Reiseleiter, Bordarzt, Pilot, Crew. Begleiten Sie mit uns diesen Expeditions-Flug
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Polarlichter über Island: wie nicht von dieser Welt
von Ranga Yogeshwar (Text und Bild)
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Der Flug von Kiruna nach Keflavík offenbart uns die Schönheit Islands. Eine Vulkaninsel, die von oben betrachtet mitunter an einen fremden Planeten erinnert. Hier liegt die Trennstelle zwischen der alten und der Neuen Welt, die geologische Narbe, Zeugnis der Bewegung der Erdplatten und Kontinente. Reykjavík empfängt uns mit klarem Himmel. Während der Stadtfahrt geht es vorbei an der glitzernden Glasfassade des Konzerthauses Harpa. Ólafur Elíasson gestaltete die preisgekrönte Fassade und während das Sonnenlicht sich im Mosaik der Glaswaben bricht wird mir klar, wie wichtig der Umgang mit Licht in diesen Breitengraden ist. Überhaupt begreift man den sehr eigenen isländischen Architekturstil nur im Zusammenspiel mit der Natur: Die Kirche Hallgrímskirkja, das Wahrzeichen der Stadt, greift die Symmetrie der Basaltsäulen auf.
Abends werde ich zunehmend ungeduldiger: Ich prüfe die aktuellen Messdaten verschiedener Satelliten der NOAA, gehe die Wolkenvorhersagen durch. Es sieht vielversprechend aus. Ich hatte den Mitreisenden Polarlichter versprochen. Jedoch kann man sich nie darauf verlassen. Die Sonnenaktivität muss höher sein, der Himmel klar und der Standort dunkel. Während des Abendessens gehe ich regelmäßig vor die Tür und blicke in den Himmel. Mitten in einer Stadt hat man kaum eine Chance die tanzenden Nordlichter zu sehen. Doch an diesem Abend haben wir Glück – viel Glück. Mitten in der Stadt spannt sich ein grünes Band am Himmel, sichtbar und intensiv. Ich laufe zurück ins Restaurant und bitte alle doch vor die Tür zu treten und wenige Augenblicke später steht die Gruppe draußen und staunt. Polarlichter mitten in der Stadt!! Selbst einige Anwohner bleiben stehen. So sieht man das hier selten.
Die Besonderheit ist nicht allen Mitreisenden wirklich bewusst, es wirkt wie ein gut geplanter Programmpunkt: Hauptgang, Polarlicht, Dessert… In der Nacht mache ich mich alleine auf, verlasse mit einem Taxi die Stadt und ihre Lichter. Trotz Kälte und Müdigkeit bin ich überwältigt als Aurora boreales ihren ganzen Zauber entfaltet.
Am nächsten Tag ein Tour über die Insel in überdimensionierten Geländewagen. Bruchkanten, Geysire und immer wieder eine einzigartige Landschaft. Stop am Pingvellir Nationalpark – ein UNESCO-Weltkulturerbe. An diesem magischen Ort kam 930 nach Christus erstmals das isländische Parlament zusammen. Hier verläuft die Spaltenzone, die Teil des nordatlantischen Rückens ist und die nordamerikanische und eurasische Kontinentalplatte trennt. Beide Platten driften auseinander und Bewegen sich etwa mit der Wachstumsgeschwindigkeit eines Fingernagels. Geologie kann man hier hautnah erleben, denn in den vergangenen 10.000 Jahren ist das Land beidseitig der Schlucht von Almannagjá etwa 70 Meter auseinandergedriftet.
Ein paar Stunden später stehen wir am Gulfoss-Wasserfall, ein bizarres Eisgebilde. Der „goldene Wasserfall“ ist vereist und das fließende Gletscherwasser spiegelt sich in den meterhohen Eiszapfen. Unweit davon das Kontrastprogramm: Kochendes Wasser steigt aus der Erde auf. Das Wort Geysir stammt vom isländischen „geysa“. Im regelmäßigen Rhythmus spritzt die Wassersäule in die Höhe. Kochendes Wasser als Publikumsmagnet!!
Weiterfahrt. Die Landschaft ist karg und immer wieder fahren wir an Island-Pferden vorbei. Diese Tiere trotzen der polaren Kälte und wirken wie verloren auf den schneebedeckten Böden. Im Hintergrund pastellige Himmelsfarben und namenlose Berge, die in ein fahles Licht eintauchen. Unsere Reisebegleiterin Hlin ist eine ausgebildete Sopranistin und singt uns ein paar alte isländische Lieder vor. Die Weichheit der Stimme, die Härte der Landschaft für mich gibt es keine passendere Begleitmusik.
Auf dem Weg zurück nach Reykjavik leuchtet der Vulkan Snæfellsjökull in der Ferne. Die Sicht in der klaren Luft lässt ihn näher erscheinen. Dieser Vulkan war das Eingangstor in Jules Vernes „Reise zum Mittelpunkt der Erde“. Island war und ist eine Inspirationsquelle für Geschichten und Sagen und in der Landschaft von Feuer und Eis begreift man warum. Morgen verlassen wir diese Insel auf der Bruchkante zwischen alter und neuer Welt. Unser Ziel, die Westküste Grönlands. Die aktuellen Temperaturen da: -22 Grad Celsius…
Weitere Informationen zur einwöchigen Reise ins Eis finden Sie auf der Themenseite zum Privatjet ALBERT BALLIN von Hapag-Lloyd Kreuzfahrten. Weitere Reportagen und Lesestücke über die Privatjet-Reisen lesen Sie in der Kategorie “Privatjet” im PASSAGEN BLOG.