Engagement in Myanmar: Gänsehaut bei 30 Grad im Schatten

Brücken bauen. Hilfe leisten. Engagement zeigen. Die EUROPA liegt in Yangon. Und Jürgen Gessner, Gründer der STIFTUNG LIFE, nutzt die Gelegenheit, einigen Gästen die Projekte der Stiftung zu zeigen. Kurz vor der Weiterreise kommen 50 Waisenkinder an Bord – und sorgen bei 30 Grad im Schatten für Gänsehaut-Momente

Datum: 02.03.2015
Tags: #engagement #stiftunglife #jürgengessner #myanmar #yangon #spenden

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Ein wundervolles Land, in dem nicht nur einfache Bedingungen herrschen: Myanmar

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von Kapitän Mark Behrend

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Der fast viertägige Aufenthalt in Yangon bedeutete für uns zum einen Reiseende und zugleich Beginn einer neuen Reise. Während des Aufenthalts hatten viele Gäste die Gelegenheit, Projekte zu besuchen, die mit den Spenden durch die zahlreichen Seekartenversteigerungen an die Stiftung Life (der Link führt zu einem Interview mit dem Stiftungsgründer) erbracht worden sind. Seit vielen Jahren unterstützt die von Jürgen Gessner gegründete Stiftung bedürftige Menschen im Staat Myanmar: Zwei kleine, flussgängige Hospitalschiffe konnten so mit Unterstützung unserer Gäste auf den Weg gebracht werden. Daneben gilt das finanzielle Engagement der Unterstützung des lokalen Waisenheimes und der angegliederten öffentlichen Schule.

Die Gäste der EUROPA konnten sowohl der Kiellegung eines dritten Hospitalschiffs beiwohnen, als auch das Waisenheim besuchen. Den Abschluss unseres Aufenthaltes bildete ein Gegenbesuch von 50 Waisenkindern kurz vor unserer Abfahrt. Auf dem Programm standen ein ausführlicher Schiffsrundgang, musikalische Darbietungen, der Auftritt eines Jongleurs, sowie ein Essen für die Kinder in der Clipper-Lounge. Während des Essens spielte die Bordband, und spätestens beim internationale Hit “Happy” wippten alle in ihren Stühlen.

Dabei stellte sich raus, dass unter den Waisenkindern ein Junge mit besonderem musikalischen Talent war. Der Bandleader überließ ihm die Gitarre, und gemeinsam mit unserem Drummer spielten beide auf. Gänsehaut bei 30° C – Momente, die sich ins Gedächtnis brennen und am Ende uns im Gefühl bestärken, das Richtige getan zu haben.

Ein unvergesslicher Tag für alle Beteiligten.

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Captain’s Dinner am Tisch von Kapitän Mark Behrend – mit Pommes und Würstchen


 

 

Impressionen aus Yangon

von Jürgen Gessner (Text und Bild)

 

Der Gebrauch einer gedruckten Seekarte erfordert ein Kartenbesteck, also Stechzirkel, Kursdreiecke und Bleistift. Nach verschiedenen Verfahren werden Positionen geometrisch konstruiert, indem man zwei – besser drei – Linien zum Schnitt bringt. Alle Linien sollten sich im gleichen Punkt schneiden, meist bilden Sie jedoch ein kleines Fehlerdreieck, dessen Mitte als Standort angenommen wird. Soweit die Theorie.

In ein oder zwei Jahren wird es keine gedruckten Seekarten mehr geben, schon heute arbeitet man mit GPS und computergestützten elektronischen Karten. Sie ist also eine Besonderheit, diese originale Seekarte aus Papier, die gestern Abend auf MS EUROPA zur Versteigerung kam. Über die Schönheit der Verzierungen lässt sich streiten, der symbolische Wert dieses Kunstwerks ist über alles erhaben. Für 10.000 Euro nimmt ein glückliches Ehepaar die Karte mit nach Lüneburg. Das Geld werde ich morgen gemeinsam mit den Gästen nach Yangon in das Kinderheim von Uniteam bringen, für das der Erlös bestimmt ist. Ein Glücksfall für alle Beteiligten, wenn Spende und Empfänger so eng zusammenkommen. Ich freue mich, dass ich als Mittler zwischen den Welten dabei sein darf.

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Die Seekarte der EUROPA und das Hospitalschiff, in das ein Teil des Erlöses fließt: “Swimming Doctors 2″

Wie wichtig der Faktor Zeit für die Begegnung mit einem Land ist, wird mir in diesen Tagen bewusst, in denen ich mit dem Schiff nach Myanmar reise. Die langsame Annäherung erlaubt eine wunderbare Einstimmung. Mit Flugzeugen überspringt man diese Phase. Gestern am späten Nachmittag sind wir mit der EUROPA in Yangon angekommen. In den nächsten drei Tagen werde ich mit einigen Gästen unterwegs sein, Kinderheime besuchen, Schulen und die Swimming Doctors.

Es gab Schwierigkeiten mit der behördlichen Genehmigung, die Swimming Doctors 2 musste im Hafen bleiben. Nun ist die Genehmigung da, das Schiff läuft heute aus. Alle sind gut gelaunt an Bord und freuen sich, dass sie wieder arbeiten können. Es gab viel Anrufe in den letzten Wochen und Tagen mit der Frage: “Wo bleibt ihr denn?” Zum Glück ist uns die Mannschaft treu geblieben. Dass die Uhren in Myanmar langsamer gehen, daran gewöhnen wir uns nur langsam. Das war alles kein Thema, gestern, bei dem großen Besuch an Bord: sechzehn Gäste der MS EUROPA nahmen die Gelegenheit wahr, sich das Schiff am Bothatong Pier anzuschauen.

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Und da feierten wir den offiziellen Baubeginn für Swimming Doctors 3. Vorher haben die Mönche in einer kleinen Zeremonie Ihren Segen gegeben. Damit ist jetzt alles auf einem guten Weg. Ende des Jahres soll das neue Schiff fertig sein.

16 Gäste haben den Ausflug gebucht, Hapag-Lloyd Kreuzfahrten verzichtet auf die Einnahmen aus diesen Landausflügen. Die 50 Euro, die jeder Gast zahlte, gehen komplett in unsere Spendenkasse. Erstes Ziel: Besuch der EUROPA-Schule. Eine Mittelschule für 400 Kinder, in Okalappa am nördlichen Stadtrand. Im Jahr 2011 haben wir den zweistöckigen Neubau mit rund 50.000 Euro finanziert. Der Bau wurde unterstützt durch die Seekarten Versteigerungen.

Weiter zur Marine University. Empfang durch den Rektor und eine Präsentation mit kleinen Hindernissen. Khin und unsere sieben Marine Studenten waren mit von der Partie. Ohne Mittagessen direkt weiter ins Kinderheim. Vor drei Tagen haben Herr und Frau K. auf der EUROPA die Seekarte ersteigert. Jetzt besucht die glückliche Gewinnerin mit uns das Kinderheim. Und das Geld wird offiziell an den Hausvater übergeben. Der Schiffsfotograf und einige Gäste sind mitgekommen. Wir haben mit den Kindern gelacht und das ordentlich geführte Haus bewundert.

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Schade, die Zeit war kurz. Als unser Lieblingskünstler Rupprecht Matthies an Bord gekommen ist, musste ich gehen. Unter großem Applaus, der allerdings eher den 50 Kindern zuzurechnen ist, mit denen ich an Bord war. Für mich gab es kurz noch die Gelegenheit, einen Blick in die Ausstellung zu werfen. Ich bin sicher, die Menschen werden begeistert sein. Schöne Stimmung an Bord der schönsten Yacht der Welt.

In die Ausstellung an Bord der EUROPA hat Rupprecht Matthies unser “Danke” eingebaut – in kleinen Worten, die er an die Gäste verschenken wird und mit der Stiftunglife “Danke Broschüre”, bei der die Silberprägung in der Sonne funkelt. Schön sieht das aus, und wenn man Lust hat, noch ein bisschen Nachzudenken, dann lohnt sich der Besuch der Ausstellung schon allein für diesen Satz: “Every business should have a soul”. Diese Seele ist heute ans Licht gekommen. Sie hat in vielen Augen gefunkelt, als die eingeladenen Kinder an Bord wie Ehrengäste begrüßt und behandelt wurden.

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Aus seinen Buchstaben hat Künstler Rupprecht Matthies einen Satz geformt, der auch das Motto sein könnte für das Engagement der Stiftung Life: “Every business should have a soul”


StiftungLifeWeitere Infos zu Spendenmöglichkeiten, den Projekten und dem gläsernen Konto finden Sie auf der Website der Stiftung Life. Mehr Stories und Infos zur Weltreise der EUROPA in der Kategorie Weltreise des PASSAGEN BLOGS

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