Entschleunigung von Colombo nach Singapur – Cindy Ruch an Bord der EUROPA 2

Datum: 06.05.2018
Tags: #featured #europa2

 

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Blog2Sea – diverse Autoren berichten im E2MAG über ihre Reise mit der EUROPA 2. Für den Blog Reisedepeschen ist die Fotografin und Autorin Cindy Ruch an Bord. Sie arbeitet zum Teil mit einer Kleinbildkamera und liebt den Schmelz von Film. Diese Leidenschaft prägt nicht nur ihre Bilder. Entschleunigung von Colombo nach Singapur…

Insgeheim habe ich es mir so vorgestellt: Wir wachen auf und über Nacht hat sich eine neue Traumkulisse vor unserer Veranda aufgetan. Unzählige Inseln liegen im dunkelgrün schimmernden Wasser. Fischerboote mit flatternden malaysischen Fahnen fahren langsam an uns vorbei. Als wir gestern Abend ablegten, funkelten noch die Lichter von Phuket in der Dunkelheit.

Heute Morgen sind wir in Langkawi in Malaysia. „Guck!“, rufe ich hinein in unsere Suite und schiebe die beigefarbenen Vorhänge weiter zur Seite, als könnte der Ausblick so schnell verschwinden, wie er über Nacht aufgetaucht ist. Doch das Wasser und die Inseln und das warme Licht bleiben, als hätte jemand ein Foto davon ausgedruckt. Es fährt wieder ein Fischerboot vorbei und hinterlässt eine schäumende Spur. Es sieht paradiesisch aus.

 

Auf dem Gang hängen Fotos von Christian Schoppe…

 

Unsere Reise mit der EUROPA 2 begann sechs Tage zuvor im Hafen von Colombo in Sri Lanka. Als wir an Bord des Schiffes gingen, wurden wir mit Champagner und Häppchen begrüßt. Nach ersten Kennenlerngesprächen begaben wir uns Richtung Deck 6, um die Verandasuite 624 – unser Zuhause für die nächsten zwei Wochen – zu erkunden. Auf dem Gang hingen Fotos von Christian Schoppe. Mit Bleistift hatte er indische Städte unter die Bilder geschrieben.

Ein buntes Boot am weißen Strand, ein Mann auf einem Fahrrad, aufgespannte Fischernetze – es sah ein bisschen wie Sri Lanka aus. Ich lächelte voller Vorfreude. Auch wir würden in den nächsten anderthalb Wochen neue Häfen und Orte erkunden, neue Menschen treffen – kurzum: neue Einblicke von Asien erhalten. Auf dem Plan standen Galle in Sri Lanka, Phuket in Thailand, Langkawi und Georgetown in Malaysia und schließlich Singapur.

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So folgte nach einer ruhigen ersten Nacht auf See, in der die EUROPA 2 im gemächlichen Tempo an der Küste Sri Lankas entlang gen Süden fuhr, der erste Landgang. Galle ist ein hübsches, sauberes Städtchen und Unesco Weltkulturerbe. Bei flirrenden 30 Grad spazierten wir über die holländische Festungsmauer zum britischen Leuchtturm. Bevor es den großen Hafen in Colombo gab, war Galle die wichtigste Handelsstelle in Sri Lanka – zu früheren Zeiten für Chinesen und Araber, später für die Portugiesen, Holländer und Briten.

Wir bummelten weiter durch die kleinen Gassen. In den Läden lagen Gewürze, Tees, Elefantenstatuen, Töpferwaren und Stoffe. Mit einem Tuktuk schlängelten wir uns später durch die belebten Straßen, vorbei an Fischmarkständen, hupenden Bussen und anderen drängelnden Tuktuks zum Unawatuna Strand. Wir schauten zum Horizont, wo die EUROPA 2 auf uns wartete.

 

Seetage sind ein Glück: Entschleunigung von Sri Lanka nach Bali

 

Jeden Morgen wachten wir woanders auf. Zwischen Sri Lanka und Thailand lagen drei Seetage, an denen das Meer vor unserer Veranda tanzte, und man meinen konnte, wir seien nicht vorangekommen. Doch wenn man genauer hinschaute, erkannte man, dass das Wasser dunkler wurde, je weiter wir uns vom Land entfernten und je tiefer die Sonne stand. Von Grünblau zu Dunkelviolettblau zu Graublau und fast Schwarz.

An den Seetagen hatten wir Zeit: für ein langes Frühstück auf der Veranda, Sonnenzeit auf Deck 11, eine Runde Shuffleboard mit anschließenden Waffeln an der Poolbar, Yoga in der goldenen Nachmittagsstunde. Zeit zum Nichtstun und Lesen. In der Bibliothek befanden sich die aktuellsten Bücher und eine ganz besondere Anthologie anlässlich des 125-jährigen Kreuzfahrtjubiläums: „Von Meeren und Menschen“.

Während der Ozeanpianist Rainer Frank am Spätnachmittag im Belvedere anfing zu spielen, blätterte ich durch das Buch, las von der ersten Kreuzfahrt in 1891 und ließ mir von Elke Heidenreich, Ernest Hemingway, Alessandro Baricco und anderen großen Schriftstellern das Meer literarisch näher bringen. Draußen lag der Indische Ozean flach und zahm da und trug uns sicher immer ferner in den Osten.

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Als wir nach drei Seetagen an Land gingen, verließen wir fast ungern unser schwimmendes Zuhause. Die Luft war noch wärmer, das Wasser noch klarer. Vor uns lag Phuket. Wir fanden Ruhe und Schönes – zwischen all den Bars und Läden und Rollern dieser touristischen Insel – in der gold-roten Tempelanlage Wat Chalong. Wir stellten unsere Schuhe neben die vielen anderen Paare an der Türschwelle und liefen barfuß zwischen goldenen Buddhas, betenden Einheimischen und fotografierenden Touristen umher. Abends, zurück auf der EUROPA 2, aßen wir im Serenissima Rehrücken auf Wirsinggemüse, abgerundet mit roten Farbtupfern von Himbeerjus.

Am sechsten Tag erreichen wir also die vielen Inseln im Norden von Malaysia. Nach dem morgendlichen Ausblick auf das Archipel folgen wir Biketour-Guide Tom auf Mountainbikes durch Langkawi. Wir radeln vorbei an bunten Fischerbooten, neugierig guckenden Wasserbüffeln und etlichen Reisfeldern bis hin zum Strand. Der ist strahlend weiß, das Wasser so warm wie die Außentemperatur.

Über Nacht schippert uns die EUROPA 2 gemütlich weiter nach Georgetown. Das UNESCO-Weltkulturerbe ist wunderschön: Abgeblätterter Putz, Streetart und chinesische Schriftzeichen zieren die Wände, rote Lampions schweben über den Straßen. Die Bevölkerung besteht hauptsächlich aus Chinesen. Wir lassen uns treiben, essen gefüllte Teigtaschen unter fleißig kreisenden Ventilatoren und werden in einem Teehaus auf der Lebuh Pantai in die Kunst des Nationalgetränks eingeweiht. Es ist heiß, 31 Grad. Wir fotografieren Fahrräder, Fliesen und Teehäuser.

 

Ich lasse das Typhon ertönen – als Dank und Aufwiedersehen

 

Als wir die Stadt verlassen, sind wir zu einem Besuch auf der Brücke eingeladen, und ich drücke dreimal für je fünf Sekunden die Signaltaster für das Typhon – der tiefe Ton entfaltet sich über Georgetown wie ein Dankeschön für den fabelhaften Einblick, und wie ein Aufwiedersehen.

Zwei Nächte und einen Tag fahren wir auf der Straße von Malakka – eine der wichtigsten Wasserstraßen des Welthandels – zu unserem letzten Stopp Singapur. Wir starren auf das Meer in all seinen Blau- und Grün- und Grautönen, gehen noch ein letztes Mal schick Essen und lassen uns direkt am Tisch frisches, vorzügliches Tatar im Restaurant Tarragon zubereiten. Als wir im Hafen von Singapur liegen, trinken wir auf dem Deck noch ein letztes Bier unter dem Kreuz des Südens, während in der Ferne die Lichter der Löwenstadt funkeln.

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