EUROPA 2: rund um Südamerika in 76 Tagen
Mit der EUROPA 2 in 76 Tagen rund um Südamerika. Constanze Paula Hoffmann war die ganze Zeit an Bord und berichtet in ihrem privaten Reiseblog darüber. Im PASSAGEN BLOG präsentieren wir in Auszügen ihren Bericht und einige ihrer Fotos
von Constanze Paula Hoffmann
Der 3. Januar ist ein schwülwarmer Samstag, 28 Grad zeigt das Thermometer als wir in Miami an Bord der EUROPA 2 gehen. Für zehn Wochen wird das Schiff unsere Heimat sein.
Nach der obligatorischen Seenotrettungsübung lassen wir die Skyline der amerikanischen Metropole hinter uns und nehmen Kurs auf Key West. Vom südlichsten Punkt der USA sind es bis Kuba nur noch 90 Meilen. Die Stadt mit den Holzhäusern ist bunt und lebhaft. Überall hängt noch die Weihnachtsdekoration, und inmitten dieser Szenerie nimmt ein dicker Leguan auf seinem Ast ein Sonnenbad.
Vor Playa del Carmen findet der Kapitänsempfang statt, bei dem uns die wichtigsten Offiziere vorgestellt werden. Der Tag endet mit einer großen Poolparty unter den Sternen. Ich freue mich auf den folgenden Seetag, weil ich Seetage liebe. Die Brücke ist am Vor- und Nachmittag für die Passagiere geöffnet. Viele nutzen die Gelegenheit, um dem Kapitän und den Offizieren einen Besuch abzustatten. An Bord reisen übrigens zwei Lektoren mit, Kai Schepp und Knut Edler von Hofmann, die uns täglich mit Infos zur Reiseroute versorgen werden.
Am 6. Januar besuchen wir die Mayastätten Coba und Tulum. Coba wird in der Sprache der Maya der „Ort des vom Winde gekräuselten Wassers“ genannt. Bis in das 17 Jh. lebten die Maya dort, erst 1891 wurde die Stadt wiederentdeckt. Wir erkunden das weiträumige Areal mit seiner großen Pyramide, von deren Spitze man einen atemberaubenden Blick über den Urwald hat. Und wir studieren den Mayakalender, der noch 2012 für Weltuntergangsstimmung sorgte.
In Puerto Cortes besuchen wir die Festungsanlage San Fernando in Omoa. Anfangs gießt es in Strömen. Doch dann kommt die Sonne raus, und wir streifen durch die alte Pulverkammer, das Kanonenkugellager, die Schlafsäle und Küchen. Zum Abend lädt der Kapitän alle 58 Südamerika-Umrunder ins Belvedere zum Cocktail. 58 mal 76 Tage.
Am 9. Januar liegen wir vor der Insel Roatan, die 1998 von Hurrikan Mitch verwüstet wurde. Ein Bootstrip bringt uns zum zweitgrößten Korallenriff der Welt. Auf der Insel selbst gibt es einen kleinen Zoo, in dem viele gerettete Tiere leben, die Hurrikan Mitch überlebt haben: ein Jaguar, unzählige Affen und ein junges Dreizehenfaultier. Am Mittag geht es weiter, mit Kurs auf Puerto Limon.
Am Sonntag, dem 11. Januar, liegt die EUROPA 2 im Containerterminal des Panamakanals. Von hier fahren wir zum Gamboa Resort und steigen in offene Seilbahnkörbe, mit denen wir durch den Urwald schweben. Wir sehen Leguane, Kaimane, und eine Bananenspinne in ihrem Netz. Von der Aussichtsplattform geht der Blick über den Panamakanal. Als wir zurück an Bord sind, können wir von unserer Veranda das Be- und Entladen eines Containerschiffes beobachten. Um 19.30 Uhr meldet Kapitän van Zwamen, dass wir auf der Fahrt nach Cartagena noch einen Stopp auf der Isla Aguja machen.
Bei der Überfahrt bekommen wir Braunpelikane zu sehen. Die Lektoren berichten von der die Geschichte des Inselvolkes: Die Kuna, eine indige Ethnie Panamas, flohen vor der spanischen Invasion auf das Archipel. Ursprünglich trugen sie kaum Kleidung und schmückten ihre Körper mit bunten Verzierungen. Erst auf Anweisung der Missionare begannen sie, Kleidung zu tragen, die sogenannten Molas, und verzierten diese mit den Mustern ihrer Körperbemalungen.
Am 13. Januar laufen wir in Cartagena ein. Hier vermischen sich moderne und landestypische Einflüsse mit europäischer Kultur. 1984 wurde die Stadt zum UNESCO Weltkulturerbe erklärt. Wir besuchen die Santo Domingo Kirche in der Altstadt, die älteste Kirche Cartagenas, spazieren vorbei am Goldmuseum und zahlreichen bunten, restaurierten Fassaden. Über prächtigen Königspalmen kreist ein Truthahngeier.
Curacao dagegen ist ein holländisches Kronjuwel unter Palmen, und die Strände sind größtenteils naturbelassen. Punda, Willemstads ältester Stadtteil, ist mit seinen alten bunten Häusern ein Hingucker. Auf dem schwimmenden Markt wird Obst und Gemüse angeboten.
Die Islas Los Roques/Venezuela erreichen wir am Freitag, den 16.01. mit dem Zodiac. Es ist ein Archipel, ungefähr 90 Seemeilen nördlich von Caracas im Karibischen Meer, und sein Korallenriff ist Heimat unzähliger Meerestiere und Seevögel. In vergangenen Jahrhunderten dienten die Inseln als Versteck für Seeräuber, die hier ihre Beute versteckten. Am Strand baut uns die Crew ein Barbecue auf, und wir verbringen wunderschöne Stunden auf der Insel. Kurz vor dem Ankerhieven meldet sich der Kapitän: Die EUROPA 2 fährt weiter nach La Guaira. Dort endet der erste Teil der Reise, für uns beginnt die zweite Etappe.
Unser erster Stopp ist Valparaíso, unser Guide stellt sich vor als Rainer, „the german pirate“. Mit den alten Ascencores erreichen wir die Anhöhen, von denen wir über die Dächer der Stadt blicken. Mir gefallen die farbenfrohen Graffiti. Nach einem weiteren Seetag erreichen wir die Naturwunder von Puerto Montt: sattgrüne Wiesen, schimmernde Bergseen und schneebedeckte Gipfel – man nennt es auch die „Chilenische Schweiz“. Wir wandern am Llanquihue-See unterhalb des 2652 Metern hohen Vulkans Osorno und durchqueren einige Lavafelder.
Zwei Tage später kreuzen wir vor dem Pio-XI-Gletscher, der seine Eismassen spektakulär vor uns ausbreitet. Zur Mittagszeit feiern wir Südamerika-Umrunder „Bergfest“ – und werden auf dem Pooldeck mit Musik und leckerem Essen verwöhnt.
Wir bleiben in der Bergwelt Chiles und kreuzen in der Magellanstraße. Vorbei an kleinen Inseln und einem Schiffswrack bis Punta Arenas. In dessen Museo Nao Victoria besichtigen wir die Nachbauten der “James Caird”, Charles Darwins “HMS Beagle” und die “Victoria” aus der Magellan Flotte. Wir bekommen einen Eindruck von den Herausforderungen der Seefahrt. Im Cementario Muncipal stimmt mich das Denkmal zu Ehren der Indianer traurig. Es ist eine Schande, was den indigenen Völkern dieser Region angetan wurde.
Bevor wir am Abend Ushuaia erreichen, Hauptstadt der Provinz Tierra del Fuego und selbst ernannte südlichste Stadt der Welt, beeindrucken uns die schroffen Felsen des Beagle Kanals und schließlich der strahlend blau leuchtende Garibaldi-Gletscher. Für mich steht aber noch ein besonderes Erlebnis im Mittelpunkt: das Schiffs-Treffen mit meiner “Hanse” – der HANSEATIC. Noch ist das Schiff, aus der Antarktis kommend, unterwegs durch die Drake Passage.
Am Montagmorgen ist es endlich soweit, da ist sie – meine “Hanse”. Ein bewegender Moment für mich, denn ich habe bereits viele Reisen mit dem kleinen Expeditionsschiff unternommen, zuletzt die Fahrt über die Nordostpassage. Jetzt liegt sie klein und zierlich – im Vergleich zur EUROPA 2 – gegenüber am Pier. Ein reger Besucherstrom pendelt zwischen den Schiffen. Trotzdem bleibt genügend Zeit, Ushuaia anzuschauen.
Der nächste Morgen hält für uns eines der größten Seefahrer-Abenteuer bereit: Wo die Wellen des Pazifiks und des Atlantiks auf einander treffen, umrunden wir Kap Hoorn. Doch an Bord eines modernen Kreuzfahrtschiffs sind die Wasser, die einst so vielen Seeleuten zum Verhängnis wurden, kaum eine Herausforderung.
Es ist der südlichste Punkt unserer Reise. Ab jetzt geht es wieder nach Norden, Richtung Miami.
Constanze Paula Hoffmann ist langjähriger Hapag-Lloyd Kreuzfahrten-Fan und berichtet auf Connys Reiseblog über ihre Fahrten, etwa mit der HANSEATIC durch die Nordostpassage oder zu den Kapverden. Vielen Dank den Bericht.
Hier finden Sie weitere Informationen zur 76-tägigen Reise der EUROPA 2 rund um Südamerika. Und hier eine Übersicht zu den nächsten Reisen mit der EUROPA 2.