Expedition Antarktis: mit MS BREMEN nach Südgeorgien

Expedition Antarktis: Pinguine und Wale, Eisberge und eine unfassbare Weite – von November bis Februar kreuzen MS BREMEN und MS HANSEATIC im Südpolarmeer. Im PASSAGEN BLOG begleiten wir die beiden Expeditionsschiffe von Hapag-Lloyd Kreuzfahrten auf ihren Reisen bis an den Rand des mystischen sechsten Kontinents

Datum: 02.01.2015
Tags: #expeditionen #msbremen #pinguine

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An Bord der kleinen Schiffe mit der höchsten Eisklasse, MS BREMEN und MS HANSEATIC, geht es im Südhalbkugelsommer von November bis Februar zu den besonderen Orten einer Reise in die Antarktis: Falkland Inseln, Südgeorgien und Süd-Orkney-Inseln, Süd-Shetland-Inseln, Antarktische Halbinsel und Weddellmeer, Südpolarkreis und Kap Hoorn. Reiseziele, die nachhaltig beeindrucken. Im PASSAGEN BLOG berichten Lektoren und Kapitäne, Fotografen und Gäste über ihre Erlebnisse im Ewigen Eis. Mit der BREMEN nach Südgeorgien

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Ein Bericht von Dr. Hajo Lauenstein

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Salisbury Plain+++Südgeorgien+++

Was ein fantastischer Sonnenaufgang. Schade nur, dass ihn die meisten Gäste wohl verschlafen haben. Aber 03:59 Uhr… Dann ein fast blauer Himmel, hochragende Berge und die weiß leuchtenden Grace- und Lukasgletscher. Noch bevor man die riesige Königspinguin Kolonie sehen kann, riecht man sie schon. Das Meer ist ruhig, kein Problem mit der Anlandung.

Gleich an der Anlandestelle ein halbes duzend großer Pelzrobben Bullen, die Beachmasters. Zwei Bullen sehen in uns wohl Konkurrenten und Haremsräuber. Der Stärkere siegt und pflanzt sich fort. Doch bald regen sie sich wieder ab. In kleinen Gruppen geht es vorbei an weiteren Robben, vielen erst wenige Tage alten Babies zur Hauptkolonie der Königspinguine. Ein buntes Gemisch von ausgewachsenen Pinguinen, teils in der Mauser, und Tausenden von „Kaffeewärmern“, den jungen Küken vor der ersten Mauser.

Während die meisten recht bewegungslos in der Gegend stehen haben einige außerordentlichen Spaß daran durch einen Schlammtümpel zu waten, inklusive gelegentlicher Ausrutscher und einiger Bauchlandungen. Skuas und Riesensturmvögel ziehen über die Kolonie hinweg, immer auf der Suche nach einer leichten Beute. An der Landestelle haben wir noch einmal viel Spaß mit einem jungen Seeelefanten Mädchen. Die hübschen Kugelaugen veranlassen einige der Kinder auf dieser Reise doch ernsthaft, bei ihren Eltern nachzufragen ob man so ein Tierchen nicht mit nach Hause in die Badewanne nehmen könne.

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In der Hercules Bay steigen wir ein zweites Mal in die Zodiacs. Die Cumberland Formation mit ihrem wunderbar aufgeschlossenen Ton- und Sandsteinen macht selbst den Nicht-Geologen Freude. Überall hat die Brandung große Felsstücke herausgebrochen und so enge Buchten und tiefe Höhlen geschaffen. Unser Ziel sind die Goldschopf- oder Macaroni Pinguine. Kleine Kerle mit leuchtend gelb-orangefarbenem Kopfschmuck. Sie stehen zu Dutzenden direkt auf den steilen Klippen am Meer, verstecken sich an den Hängen im Tussock Gras und sind selbst weit oben in den Gesteinsschuttflächen noch auszumachen.

An einem flachen Strandabschnitt fällt ein Wasserfall direkt von einem kleinen Gletscher steil hinab in eine kleine Bucht. Hier haben sich Eselspinguine – bereits die fünfte Pinguinart auf dieser Reise – Pelzrobben und Seeelefanten niedergelassen. Als weitere Tiere können wir noch Küstenseeschwalben, Riesensturmvögel und Kormorane beobachten, bevor es zurück zum Schiff geht. Auf dem Rückweg der zweiten Gruppe verdunkelt sich der Himmel, und Minuten später schon bedeckt Nebel die ganze Bucht. Glück muss man haben.

Ankern werden wir heute Abend in der Stromness Bay. Zuvor bietet uns der Kapitän noch eine kleine Rundfahrt durch die Stromness Bay. Wir sehen die verlassenen Walfangstationen Husvik und Leith Harbour, hören dazu von unserem Lektor Dr. Hajo Lauenstein aus der Geschichte über diese Orte. Ganz leise gleitet die BREMEN durch das Wasser, fast gespenstisch ist die Szenerie mit den Geisterstädten des Walfangs.

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Ocean Harbour, Grytviken+++Südgeorgien+++

Am Abend haben wir in der Stromness Bay den Anker geworfen um am Morgen um 07:30 Uhr unsere Anlandung vorzunehmen. Doch in der Nacht kommen katabatische Winde auf. Lokale Fallwinde, die über die Gletscher ziehen und mit Böen bis Stärke 11 an der BREMEN zerren. Wir verlassen die Bucht und kreuen zunächst vor Stromness Bay. Am Morgen wird schnell klar, dass eine Anlandung unmöglich ist. Wir versuchen nun ein anderes Ziel, Godthul, zu erreichen. Klappt auch nicht. Und nun?

Letzter Versuch: Ocean Harbour. Und das wird ein voller Erfolg. Es gibt viel zu sehen. Ocean Harbour ist eine tief eingeschnittene Bucht an der Nordküste Südgeorgiens. Zwischen 1909 und 1920 befand sich hier eine aktive Walfangstation, damals war Südgeorgien das wichtigste Walfangzentrum der Welt.

Man kann hier noch immer alte Töpfe zum Verkochen von Robbenblubber finden. Außerdem liegt in der Bucht das Wrack der „Bayard“, eines 1300-Tonnen-Schiffes, das 67 Meter lang und eisenverkleidet war und 1864 gebaut wurde. Sie war an der Kühlungsstelle befestigt, als ein Orkan sie losriss und versenkte. In Ocean Harbour befindet sich das älteste bekannte Grab der Insel, nämlich das des 1820 gestorbenen Robbenfängers Frank Cabrail. Sein Grabstein allerdings ist nicht erhalten.

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Und wir besuchen noch die alte, verrostete, inzwischen umgekippte Lokomotive die zwischen der Pier und der Station hin und her fuhr. Die einzige Eisenbahnverbindung die es jemals auf Südgeorgien gab. Am anderen Ende der Bucht, etwas ins Tal hinein, hat Dr. Gingele eine Schlammgrube voller Seeelefanten ausgemacht – wunderbare Fotomotive. Ocean Harbour selbst ist der sonnigste, wärmste und am besten geschützte Platz auf Südgeorgien – bis man aus der Bucht herausfährt. Und das bekommen wir bei der Rückfahrt in den Zodiacs zu spüren. Der Wind, in Böen bis Stärke 11 treibt Windhosen über das Wasser und durchnässt uns ordentlich.

Nach dem Mittagessen machen wir uns auf zu unserem zweiten Tagesziel. Wir wollen an der alten Walfangstation Grytviken an Land gehen. Die geplante Wanderung von Maiviken nach Grytviken muss leider ausfallen. Eine Anlandung in der ausgesetzten Bucht von Maiviken ist bei den starken Winden unmöglich. Also ankern wir vor dem King Edward Point, dem Verwaltungs- und Forschungszentrum auf Südgeorgien. Aber bevor wir an Land gehen hält uns Stationsleiterin Sara Lurcock noch einen Vortrag über das Rattenausrottungsprogramm. Die Nager wurden unbeabsichtigt mit Walfangschiffen eingeschleppt und entwickelten sich zur Bedrohung für die Pinguin-Kolonien. 2015 soll Südgeorgien wieder wieder rattenfrei sein.

Leider sind wir inzwischen recht spät dran, es bleibt wenig Zeit, es gibt aber viel zu tun. Spaziergang zum Grab von Ernest Shackleton, das Postamt mit den Sonderbriefmarken, das sehr schöne und recht große Museum mit dem Nachbau der James Caird, dem Boot mit dem Shackleton und seine Männer von Elephant Island nach Südgeorgien gesegelt sind, Postkarten und Souvenirs kaufen, geführter Rundgang durch die Walfangstation. Auf der Rückfahrt zur BREMEN gibt es noch einmal eine kräftige Meerwasserdusche. Blauer Himmel, türkisfarbenes Meer, drohend graue Wolken an den Bergen, Nebel an den Hängen. Ein super Panorama.

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Jason Harbour, Drygalski Fjord+++Südgeorgien+++

Eigentlich wollten wir heute Gold Harbour anlaufen. Doch das Wetter hat diese Anlandung leider unmöglich gemacht. Also muss Plan B her (der in Wahrheit Plan C ist). Gegen 07:00 fällt der Anker in Jason Harbour, einer kleinen geschützten Bucht an den nordwestlichen Stränden der Cumberland West Bay. Das türkisgrüne Wasser in der Bucht mit kleinen Eisbergen kommt vom ganz in der Nähe liegenden Neumayer Gletscher. Ein kleiner Isthmus trennt die Bucht von einer durch Torf und Moor braun gefärbten Lagune. Der Hauptstrand ist übersät mit jungen Seeelefanten und einer Unzahl von Pelzrobben.

Mächtige Beachmaster mit ihrem Harem. Zwei Bullen hatten einen Harem von über 20 Weibchen für sich erkämpft. Dazu gibt es noch eine kleine Kolonie von Königspinguinen, in den Moortümpeln eine scheue Spießente mit ihren Jungen und einen großen ruhig im Tussockgras sitzenden Riesensturmvogel. Aufmerksamkeit erregt auch die kleine rote Hütte die hier 1911 gebaut wurde und seither vielfältige Verwendung hatte als Postamt und als Wetterschutzhütte.

In der Hütte befindet sich ein alter Holztisch, der in früheren Zeiten als „Besucherbuch“ gedient hat. Der älteste lesbare Name der in den Tisch geschnitzt wurde, stammt aus dem Jahr 1926. Vermessen wurde die Bucht erstmals von Kapitän Anton Larsen an Bord seines Schiffes „Jason“ – daher der Name der Bucht.

Genau während der Mittagszeit – wann auch sonst – hallt der Ruf „Wale, Wale, Wale“ über das Schiff. Schnell sind Restaurant und Club wie leergefegt. Alle stürmen in ihre Kabine um sich mit Kameras und Teleobjektiven bewaffnet auf den offenen Decks zu positionieren. Und es lohnt sich wirklich. Drei Gruppen von Buckelwalen liefern uns für fast eine halbe Stunde eine super Show. Man sieht den mächtigen Blas, auch das Blasloch ist gut zu erkennen. Beim Abtauchen zeigen sich die Tiere von ihrer besten Seite und lassen uns von allen Seiten ihre schönen Fluken bestaunen.

Bevor wir Südgeorgien verlassen, erkunden wir den äußersten Südosten und fahren in den Drygalski Fjord. Im Eingang liegt ein großer Schelfeisberg. Wir passieren ihn und dringen tiefer ein in den nach dem deutschen Polarforscher Erich von Drygalski benannten Fjord. Auf der Südseite stehen untermeerisch ausgeflossenen Basalte in Form von Kissenlaven an, auf der Nordseite die alten Gesteine des Gondwana Kontinents, Granite, Amphibolite und Gneise. Am Ende des Fjordes dann der Risting- und der Jenkins Gletscher.

Während des Abendessens fahren wir erneut an einem Eisberg vorbei. Der hat beeindruckende Ausmaße, ist 17 Kilometer lang und 4 Kilometer breit. Je nach Größe können Eisberge bis in subtropische Zonen vordringen. Sie stellen eine Gefahr für die Schifffahrt dar und werden durch Satelliten und Flugzeuge überwacht. Eisberge, die bis auf den Meeresboden reichen, können Pipelines beschädigen. Auch deshalb werden solche Anlagen eingegraben.

Die Überwachung der Eisberge wird von der International Ice Patrol durchgeführt. Diese Organisation vergibt auch die Namen für Eisberge die einen Durchmesser größer als zehn Seemeilen haben. An der Bezeichnung für „unseren Eisberg“ können wir erkennen, dass er sich um 1999 als Teilstück einer ca. 400 Quadratmeter großen Eisfläche von der Ostflanke des Ross-Schelfeises in der Antarktis gelöst hat. Bereit für die nächste Etappe unserer Expedition Antarktis. Kurs Südliche Shetland Inseln.

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Eine Übersicht der Berichte zu Reisen in die Antarktis im PASSAGEN BLOG finden Sie hier. Weitere Informationen zu den Antarktis-Reisen von Hapag-Lloyd Kreuzfahrten finden Sie hier.

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