Expedition Antarktis mit MS HANSEATIC: Der Bio-Bauer am Ende der Welt

Expedition Antarktis: Es ist eine eigene Jahreszeit, wenn im November die Schiffe von Hapag-Lloyd Kreuzfahrten ihre Expeditionsreisen zum sechsten Kontinent aufnehmen. Der PASSAGEN BLOG begleitet MS BREMEN und MS HANSEATIC, berichtet über Begegnungen – mit Pinguinen und Walen, Meer und Eis, mit der Weite und den Menschen dieser Wunderwelt. Zur Zeit ist Reisebloggerin Inka Chall an Bord der MS HANSEATIC. Auf den Falkland Inseln trifft sie Tim Miller – ein Biobauer am Ende der Welt

Datum: 12.12.2015
Tags: #expeditionen #mshanseatic #msbremen #falklandinseln #inkachall
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von Inka Chall (blickgewinkelt.de)


Expedition Antarktis: Der Bio-Bauer am Ende der Welt. “Today this is a different country than yesterday”, lacht Tim mich an. Gestern war das hier ein anderes Land. Gestern, damit meint Tim Miller den Tag, an dem die Anlandung bei Windstärke 10 in Port Stanley nicht möglich war. Die ganze Nacht kreuzte die MS HANSEATIC vor der Hauptstadt der Falklandinseln.

Heute hingegen strahlt die Sonne des südlichen Sommers vom perfekt blauen Himmel und wärmt die kleine Stadt, so dass sich einige der 2.000 Bewohner in Flip Flops herausgeputzt haben, während wir Touristen in den dicken warmen Hapag-Lloyd Kreuzfahrten-Parkas herumspazieren. Der Wind ist schließlich immer noch kalt. Und wir befinden uns in der Subantarktis, das ist nicht gerade mit Italien vergleichbar.


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Tim ist der örtliche Obst- und Gemüseproduzent und auf den Falklandinseln aufgewachsen. Seine Familie lebt hier schon in der siebten Generation. Die ältesten Familien haben bereits die neunte Generation überschritten und gehören damit zu den ersten britischen Siedlern im 19. Jahrhundert. Seitdem sind die Falklandinseln britisches Überseegebiet, bis auf die kurze Unterbrechung im Falklandkrieg 1982 mit Argentinien. Das ist ein tief sitzendes Trauma der Falkländer, und da ich Tims Gastfreundschaft nicht überstrapazieren möchte, werde ich ihn nicht darauf ansprechen. Wie die Falkländer über den Krieg denken, habe ich bereits im örtlichen Museum erfahren.

Tim hat mich heute eingeladen, einen Blick in seine Gewächshäuser zu werfen. Zwischen Auberginen, Paprika, Gurken und den “höllisch scharfen” Peperoni erfahre ich, dass ich zu Hause meine Tomaten besser hochbinden und meine Erdbeeren dringend vereinzeln muss und die Erde auch durch Steinwolle ersetzen könnte.

Es ist  beeindruckend, mit wie viel Liebe Tim von seinen Pflanzen und der Technik dahinter erzählt. Er kommt ohne Pestizide aus, und mit eigentlich einfachen Mitteln hat er einen Wasserkreislauf hergestellt, um den Verbrauch möglichst gering zu halten. Die Wärme erhält er durch ausgefuchste Ideen im Gewächshaus und dem Altöl der Schiffe.


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Kichernd erzählt Tim, dass das National Geographic Schiff bei seinen Gästen gerne damit angibt, das alte Öl zu recyceln, indem damit die Tomaten auf den Falklands gezüchtet werden. Und auch für die Rückläufe aus dem Supermarkt hat er eine Verwendung: Ein örtlicher Bauer nimmt ihm diese ab – gegen ein paar leckere Schweinesteaks. Mit Hapag-Lloyd Kreuzfahrten macht er bereits seit einem Vierteljahrhundert Geschäfte.

Wer sich – wie ich – die Falklandinseln karg und rau vorgestellt hat, wird hier eines besseren belehrt. Mit dem Chefkoch der HANSEATIC stehe ich in der großen Halle zwischen verschiedenen Salatsorten und staune nicht schlecht. Allerdings hatte ich mir die ganze Insel auch viel kälter vorgestellt. In den zurück liegenden Jahren ist es zwar deutlich kälter geworden als im durchschnittlichen Jahresmittel – im Gegensatz zum Rest der Welt werden Antarktis und Subantarktis kühler -, es herrschen aber auch im Winter selten Minusgrade.


Über Tim Miller berichtet auch die aktuelle Folge von PassagenTV:


Grundsätzlich wäre es wohl sogar möglich, das Gemüse und Obst auch draußen anzubauen – was viele im Ort tun, wie ich an den kleinen Vorgärten sehen kann. Auf Grund der extremen Wetterschwankungen sind Gewächshäuser aber die bessere Alternative. Außerdem muss Tim bei den kleineren Mengen eben vielfältiger anbauen als ein Monokultur-Bauer. Und verschiedene Arten sind grundsätzlich immer heikel: Derzeit grassiert z.B. eine Kartoffelfäule, die leicht auf die Tomaten übergehen könnte. Deshalb müssen wir beim Betreten der Häuser auch unsere Stiefel saubermachen.

Als wir aus dem letzten Gewächshaus heraus treten, stehen wir inmitten der vielen Frühsommerpflanzen der Falklands: Stauden von Mohn und Lupinen und viele andere Arten, die ich nicht kenne. Die ganze Insel ist erblüht. Später stehe ich bei Gypsy Cove, einer Bucht, die so fantastisch nach Südseetraum aussieht mit ihrem türkisgrünen Wasser und dem weißen Sandstrand, dass ich es kaum fassen kann.

Da muss ich an Tims Worte denken: Als er seine Frau in England kennen gelernt hatte und sie das erste Mal im Sommer die Falklandinseln besuchte, nahm sie seinen Antrag an. Bevor er sie heiratete, brachte er sie noch einmal im Winter nach Port Stanley: „Das ist Deine letzte Chance, es Dir anders zu überlegen“, hat er zu ihr gesagt. Sie ist geblieben.


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