Expedition Antarktis mit MS HANSEATIC: Eine neue Farbenlehre
Expedition Antarktis: Es ist eine eigene Jahreszeit, wenn die Schiffe von Hapag-Lloyd Kreuzfahrten ihre Expeditionsreisen zum sechsten Kontinent aufnehmen. Der PASSAGEN BLOG begleitet MS BREMEN und MS HANSEATIC, berichtet über Begegnungen – mit Pinguinen und Walen, Meer und Eis, mit der Weite und den Menschen dieser Wunderwelt. Zur Zeit ist Reisebloggerin Inka Chall an Bord der MS HANSEATIC. Und sie entdeckt in ihrer neuen Farbenlehre die Schönheit von: Grau
von Inka Chall (blickgewinkelt.de)
Expedition Antarktis: eine neue Farbenlehre – und die Schönheit von Grau. Ilija Trojanow beschrieb einmal das Gefühl auf seiner ersten Antarktisreise so: „Es ist ein geradezu religiöses Erlebnis, wenn man tagelang über Hunderte von Kilometern hinweg eine Landschaft sieht, auf der Menschen noch keine Spuren hinterlassen haben. Das berührt einen. Und man lernt allmählich die Natur sehen. Je länger man hinschaut, desto mehr fächert sich die vermeintliche Eintönigkeit in eine neue Farbenvielfalt auf.“
Er hat damit Worte gefunden für das, was ich sehe, wenn ich in der Antarktis an Deck stehe. Es ist die Erklärung, warum ich tonal verkitsche, wenn ich von meinen Antarktiserlebnissen berichte, weshalb Grau eine meiner Lieblingsfarben geworden ist und ich reduzierte Landschaften mag.
Die Antarktis bringt hunderte Graublautöne hervor. Häufig kann man mehrere Luftschichten erkennen und bis zum Horizont hat jede Luftschicht eine andere Farbe. Im Eis erkenne ich grünliches Weiß, bläuliches Weiß, durchsichtiges Weiß – was ja an sich schon verrückt ist –, Grau und natürlich das geheimnisvolle schimmernde Blau. Die Farbe des Wassers vor dem Bug ändert sich nicht nur täglich, sondern stündlich.
Von einer Minute zur anderen kann sich der Himmel von strahlend blau zu dunkelgrau färben. Wellen und Wind. Gischt und Sturm. Regen und Schnee. Sonne und Eis. Die Elemente haben Farben. An Deck zu stehen und die Landschaft zu beobachten ist, wie sich selbst in feineren Tönen kennen lernen. Man lernt ein bisschen neu zu sehen.
Wir haben Südgeorgien und Deception-Island hinter uns gelassen, wo die letzten Überreste ehemaliger Walfangstationen noch zu besichtigen sind. Inmitten verrosteter Ölfässer und zerfallener Häuser stelle ich mir das öde Leben vor, das manche Männer hier jahrelang geführt haben müssen. Heute liegen zwischen den Schiffswracks auf Südgeorgien schnarchende See-Elefanten herum und auf Deception Island, einer immer noch aktiven Vulkaninsel, wärmen sich manche Robben ihre Flossen auf dem warmen Sand. So seltsam es ist, hier am Ende der Welt Spuren von menschlichem Alltag vorzufinden: Überraschenderweise ist das Gefühl noch viel eindringlicher, Berge vor sich zu sehen, die noch nie ein Mensch betreten hat.
Die Unberührtheit dieser Natur passt zu ihren reduzierten Farben. Das blinkende Grell der Menschheit entfällt hier komplett. Das ist erholsam.
Wir stehen an Deck und durchfahren den berühmten Lemaire Kanal, eine Meerenge zwischen antarktischem Festland und einigen Inseln. Ich versuche, die eindrucksvolle Höhe der Berge knapp neben dem Schiff einzufangen, indem ich den Mann in Relation setze – und einmal mehr scheitere ich am Superlativ der Antarktis: Mein Weitwinkel reicht für die Höhe einfach nicht aus.
„Schau mal“, sagt der Mann. „Du könntest als erster Mensch diesen Berg dort besteigen.“
Dieser Moment. Allein für diesen Moment hat sich die Reise gelohnt: Ich stehe vor einem dunkelgrauweißen Berg, der augenscheinlich gar nichts Besonderes hat. Aber ich sehe ihn, diesen kahlen Berg ohne Farben, den noch nie ein Mensch bestiegen hat.
Was ein Geschenk.
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