Expedition Arktis mit der HANSEATIC inspiration: Der Bürgermeister von Pond Inlet im Interview
Wenn unsere Expeditionsschiffe aufbrechen, um ferne Länder zu erkunden, kommen immer wieder lokale Experten an Bord. Einer von ihnen ist Joshua Tongalook Arraek aus Pond Inlet. Die Siedlung mit ihren 1.617 Einwohnern liegt an der Nordküste von Baffin Island. Unser Experte erweist sich nicht nur als kundiger Guide, er ist auch Bürgermeister der Kleinstadt im kanadischen Territorium Nunavut.
Wie wurden Sie zum Experten für diese Expedition mit der HANSEATIC inspiration?
Joshua Tongalook Arraek: Mich erreichte im Frühjahr eine Anfrage von Hapag-Lloyd Cruises, ob ich mir vorstellen könnte, Mitte August an Bord des Expeditionsschiffes HANSEATIC inspiration zu gehen, um das Team in der kanadischen Arktis zu unterstützen. Ich kenne die Region ganz gut, zeitlich hat es auch gepasst, und so habe ich für diese Expedition zugesagt. Zudem besitze ich einen Reisepass, was für die Inuit nicht selbstverständlich ist.
An Bord haben wir dann erfahren, dass Sie nicht nur Experte sind, sondern auch Bürgermeister…
Das stimmt. Ich bin Bürgermeister von Pond Inlet. Es ist mein drittes Amtsjahr. Pond Inlet bildet den Eingang zur kanadischen Arktis und ist für Schiffe der Ort der Einklarierung nach Kanada. Seit mehr als 20 Jahren arbeite ich in der Gemeinde und bin in viele Projekte involviert, die den Tourismus hier weiterentwickeln.
Corona war von daher sicherlich ein harter Einschnitt für die Region?
Mit Beginn der Pandemie blieben die Touristen aus, und es kamen keine Expeditionsschiffe mehr in die Arktis. Daher freuen wir uns sehr, dass nun wieder Besucher zu uns kommen. Die Expeditionsreisen unterstützen wir und freuen uns, dass Hapag-Lloyd Cruises mit den Schiffen HANSEATIC nature und HANSEATIC inspiration in diesem Jahr die Region erkundet.
Eine Expedition ist mehr als eine Fahrt durch das Eis. Was bedeutet es für die Menschen in der Region, wenn ein Schiff wie unsere HANSEATIC inspiration hier anlegt?
Für mich sind die Expeditionsschiffe ein wichtiger Bestandteil, um unsere Kultur und unser Wissen an andere weiterzugeben. Den Besuchern unsere wunderbare Natur zu zeigen, macht viel Spaß. An Bord der HANSEATIC inspiration auf dieser Reise in die kanadische Arktis haben mich viele Gäste angesprochen, und ich konnte einen bunten Strauß an Fragen zum Leben der Inuit beantworten. In Siorapaluk, der nördlichsten Gemeinde Grönlands, wurden durch meine Übersetzungen neue Kontakte zu den Einheimischen geknüpft – und so das Leben im hohen Norden der Insel für die Gäste erlebbarer. Auch wenn der Dialekt für mich nicht einfach zu verstehen war, so hat die Begegnung mit den Einheimischen schon einen bleibenden Eindruck bei allen an Bord hinterlassen.
Unsere Gäste erleben durch Ihre Unterstützung die Arktis besonders intensiv. Was aber nehmen Sie mit von dieser Reise?
Mir bleiben vor allem im Gedächtnis – die Gastfreundlichkeit aller an Bord und die Fahrten im Zodiac. Auch die Anlandung auf Beechey Island war geschichtlich sehr interessant für mich. Es war faszinierend, mit dem Schiff hinaus ins Eis zu fahren. Und wir sind an Queen Island vorbei gekommen. Dort wurde ich geboren, und da habe ich die ersten fünf Jahre meines Lebens verbracht. Danach ging es für meine Familie und mich nach Pond Inlet. Mein Vater arbeitete auf Queen Island als einheimische Unterstützung für die kanadische Polizei, und ich verbinde viele Kindheitserinnerungen mit der Insel. Meinen Geburtsort mit dem Schiff von der Wasserseite zu erkunden, das war für mich ein besonderer Moment auf dieser Reise.
Was werden Sie berichten, wenn Sie zurück sind in Pond Inlet?
Zuhause werde ich meiner Familie, meinen Freunden und der gesamten Gemeinde von meiner Reise mit der HANSEATIC inspiration erzählen. Und ich hoffe, dass in Zukunft mehr Inuit einen Pass beantragen, um den Menschen an Bord eines Expeditionsschiffs unsere Kultur zu vermitteln.
Interview und Fotos: Niklas Faralisch, Archiv