Expedition ins Weddell-Meer: Interview mit BREMEN-Kapitän Ulf Sodemann zu den Herausforderungen einer Fahrt ins Eis

Der Kapitän eines Schiffes blickt ganz anders auf eine Reise als die Gäste: Die Sicherheit und die Einhaltung der Route stehen für ihn im Vordergrund. Im Interview spricht Ulf Sodemann, Kapitän der BREMEN, über die Besonderheiten einer Fahrt ins Weddell-Meer – und über Momente, die alles verändern.

Datum: 28.01.2019
Tags: #msbremen #pinguine

Hapag-Lloyd Cruises Blog: Lieber Kapitän Sodemann, im Jahr 1823 waren die Bedingungen besonders günstig. Mit seiner Brigg „Jane“ drang James Weddell bis zum 74. Breitengrad vor, so weit, wie nach ihm nur noch Eisbrecher kamen. Was sind Ihre Erwartungen, wenn Sie die BREMEN in das nach dem Pionier benannte Weddell-Meer manövrieren? 

Ulf Sodemann: Ich wünsche mir, dass wir den Gästen eine atemberaubende und beeindruckende Fahrt durch die Eiswelt zeigen können, wie es bereits während der vorherigen Reise mit der BREMEN gelungen ist. Ideal wäre es, eine ähnliche Eislage und Wetterbedingungen anzutreffen.

Seit Anfang des Jahres sind Sie Kapitän des Expeditionsschiffs, seit vielen Jahren aber kennen Sie diese Gewässer. Wie ist die Situation im Südlichen Ozean zur Zeit?

In diesem Jahr ist die Eissituation im Weddell-Meer sehr interessant, weil sich Gebiete östlich der antarktischen Halbinsel derzeit relativ offen zeigen. Das kommt nicht so oft vor, ermöglicht uns aber neue Fahrtrouten und somit auch den Besuch von Zielen, die sonst wegen der Eisbedeckung nicht erreichbar sind. Relativ offen heißt hierbei, dass wir gut durch treibendes Eis herum manövrieren können, es gibt ausreichend freien Raum und immer eine passende Lücke, die man suchen muss und letztlich auch findet. Oft fahren wir hierbei durch Gebiete, in denen sich Tafeleisberge von imposanter Größe und Schönheit befinden. Das hat einen ganz besonderen Reiz.

Das Weddell-Meer ist das größte der Antarktischen Meere und bis zu 5.000 Meter tief. Auf welche Herausforderungen müssen Sie sich als Kapitän der BREMEN vorbereiten?

Die ständige Beobachtung der Wetter- und Eislage ist im Augenblick die wichtigste Aufgabe. Ein genaues und gutes Auswerten möglichst vieler Quellen, um daraus die Route ideal zu bestimmen, ist eine Herausforderung. Oft ist es notwendig, Teilstrecken anzupassen, bzw. zu ändern um den Gästen so viel wie möglich von der Schönheit der Antarktis zu zeigen. Vor allem aber, um in erster Linie immer sicher unterwegs zu sein.

Ich hatte das Gefühl, dass in diesem besonderen Moment die Gäste und Crew-Mitglieder an Bord zu einer Gemeinschaft wurden.

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Vor kurzem ist es gelungen, mit der BREMEN Snow Hill Island zu umrunden – der Hapag-Lloyd Cruises Blog berichtete darüber –, einen Ort, den wohl nur wenige Menschen je zu Gesicht bekommen haben. Welche besonderen Ziele stehen für die nächsten Reisen an?

Jede Reise in diesem Fahrtgebiet ist auf die eigene Weise etwas Besonderes. Aber wie schon erwähnt, sind die Fahrten in das Weddell-Meer noch mal ein besonderes Extra. Für die nächste Reise ist die Überquerung des Südpolarkreises geplant. Auch dies ist eine spannende und nicht alltägliche Reise! Ich hoffe, dass wir es schaffen werden, diese Grenze zu erreichen – und vielleicht sogar zu überfahren. 

Als Kapitän blickt man ganz anders auf eine Reise in die Antarktis. Und doch gibt es sicherlich Momente, die auch Ihnen nachhaltig in Erinnerung geblieben sind…

Das stimmt absolut, als Kapitän hat man vor allem immer die Sicherheit aller Personen an Bord und das  Erreichen der geplanten Ziele im Kopf, viele Faktoren sind hierbei zu beachten. Dennoch erinnere ich mich gerne an die schon beschriebene Fahrt durch die Gebiete mit den gewaltigen Tafeleisbergen. Es war eine ganz besondere Stimmung an Bord – und auch auf der Brücke – als wir fast lautlos an diesen gigantischen Eiswänden entlang fuhren. Das Wetter zeigte sich von der besten Seite: Es war windstill, die Sonne schien, das Eis glitzerte in allen möglichen Farben, Pinguine standen in Gruppen auf einzelnen Eisschollen, sogar Wale ließen sich beobachten. Sehr schön fand ich den Moment auch, weil ich das Gefühl hatte, dass die Gäste an Bord und die Crew-Mitglieder durch das gemeinsame Erleben dieser eindrucksvollen Momente zu einer Gemeinschaft wurden. Klingt fast wie aus einem Märchenbuch. Ist es aber nicht.

Interview: Dirk Lehmann, Fotos: Archiv, Dennis Mischko

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