von Alfred Diebold
Expedition Island & Grönland. Der Hafen von Isafjördhur ist voller großer und kleiner Fischerboote. Küsten- und Hochseefischerei haben lange Tradition in dieser, an einem gewaltigen Tafelberg liegenden Kleinstadt der Westfjorde. Eine Fischfabrik befindet sich keine 150 Meter von der HANSEATIC entfernt. Auf dem Weg zum Stadtzentrum können wir die Hallen aus nächster Nähe sehen. Rote Gabelstapler transportieren Container voller Eis und Fisch vom Pier zum Markt.
Vallithor, ein 24-jähriger Student aus Reykjavik, verbringt hier jedes Jahr seine Sommerferien. Isafjördhur ist seine Heimatstadt. Er wohnt bei seiner Mutter, die ein Einfamilienhaus am Ende des Fjordes hat. Vallithor ist groß gewachsen, optimistisch und neugierig. Gut für mich. Er erklärt mir genau wie die Fischereiindustrie in Island organisiert ist: Die Regierung hat eine Fangquote von 300.000 Tonnen für dieses Jahr festgelegt. Die Eigentümer der Quote können den Fisch entweder selbst fangen oder ihre Quote weiter verkaufen. Das führt offenbar immer wieder zu erbitterten Diskussionen.
Der Fischereiverband LIW ist mächtig und verteidigt das bestehende System mit allen Mitteln. Vallithor erzählt, dass auf den isländischen Fischerbooten nur Isländer arbeiten. Zu begehrt sind diese Arbeitsplätze, weil die Fischer am Fang beteiligt werden. Und es geht um wirklich viel Geld. Da spielt es keine Rolle, dass die Arbeitszeiten unregelmäßig und lang sein können.
Auch Hobbyfischer können sich beteiligen. Am Pier beobachte ich wie ein Lehrer und ein professioneller Fischer von ihrer sechstündigen Ausfahrt zurück kommen. Nicht weniger als ein Tonne Seewölfe und Kabeljau haben sie gefangen. Ein guter Lohn, ca. 2.500 Euro, wartete auf sie. Schon während der Rückfahrt nach Isafjördhur haben sie ihren Fang übers Internet an Händler in Reykjavik verkauft.
Vallithor nahm ihre Container in Empfang und bereitet alles für den Weitertransport vor. Höchste Effektivität und Effizienz. Und für mich eine schöne Begegnung. Übrigens Vallithor hat als Berufswunsch Diplomat, und er liebt Italien, war als Austauschstudent in Sardinien. Danke für deine Unterstützung – und alles Gute!
Dr. Alfred Diebold studierte Wirtschaftswissenschaften und Fotografie in San Diego, New York, Rom und Stuttgart. Nach dem Studium hat er u.a. für die Vereinten Nationen in Asien, Afrika und Europa gearbeitet. Als Autor und Fotograf veröffentlicht er Artikel und Bücher, zuletzt vor allem über seine Reisen in die Arktis und Antarktis.
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