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von Alfred Diebold


Expedition Island & Grönland: Orgelkonzert im Süden Grönlands

Die Kirchentüre war unverschlossen. Kein Wunder – denn in Alluitsoq wohnen selbst im Sommer nur zehn Menschen. Natürlich kennt jeder jeden, und Christan Hansen, 83, der älteste Einwohner, wacht über die gut erhaltene kleine Holzkirche. Langsam und bedächtig, ohne ein Wort zu sagen, betritt er in Begleitung seiner Frau das Gotteshaus und setzt sich an die Orgel. Gothora Hansen, 73, bleibt auf einer Bank sitzen und lauscht andächtig dem Kirchenlied, das ihr Mann nun spielt. Es scheint, als würde er von uns gar keine Notiz nehmen. Er spielt und singt so herzzerreißend. Keiner der anwesenden HANSEATIC-Gäste will die Kirche verlassen, einige haben sogar Tränen in den Augen.


HAN_Herr Hansen
HAN_Frau Hansen

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Kerzen flackern, zart und sehnend klingt die Orgel durch den sehr einfach dekorierten Raum mit seinen hellblauen Wänden. 1871 wurde die Kirche gebaut. Die Herrnhuter-Missionsstation, auch bekannt unter dem Namen Lichtenau, hat schon bessere Tage erlebt. 1774 kamen die ersten Menschen und gaben dem Ort seinen Namen: Alluitsoq bedeutet so viel wie „Platz mit wenig Robbenatemlöchern“. In der Siedlung im Süden Grönlands wurde mit einigem Erfolg Landwirtschaft betrieben, zwischenzeitlich lebten hier mehr als 400 Menschen. 1900 wurde die Mission aufgegeben, verlassene Gebäude umringen die im Sonnenlicht stehende Kirche. Selbst vor dem Gebäude sind die Orgel-Töne noch gut zu hören.


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HAN_Frauen

Expedition Island & Grönland: Vergangenheit und Tradition

Oju Esrasen ist 19 Jahre alt. Er zeigt uns das Museum von Maniitsoq. Oju studiert in Aasiaat, die Stadt an der Diskobucht ist mit ihren mehr als 3.000 Einwohnern schon fast eine Metropole im dünn besiedelten Grönland. Im nächsten Jahr will der junge Mann sein Studium in Aarhus fortsetzen. Ein Stipendium der dänischen Regierung wird ihm dies ermöglichen. Den Ferienjob im Museum hat er wegen seiner sehr guten Englischkenntnisse bekommen. Künftig möchte er mit dazu beitragen, dass Grönland den Wandel von einer traditionellen Jäger- und Fischergesellschaft in die moderne Zeit besser meistert.

Es gibt erhebliche soziale Problem in vielen kleinen Siedlungen der größten Insel der Welt. Sie sind vor allem auf die sich viel zu schnell ändernden Lebensbedingungen zurückzuführen. Im Museum kann man ausführlich studieren, wie diese Gesellschaft einst lebte – ganz im Einklang mit einer mitunter extremen Natur. Ältere Frauen zeigen uns, wie man Kamiks herstellt, Stiefel aus Robbenfell. Gerne stehen sie für ein Foto zur Verfügung. Zur gleichen Zeit findet eine grönländische Hochzeit statt. Das Brautpaar trägt traditionelle Kleidung und willigt freudig ein, als wir darum bitten, ein Foto machen zu dürfen. Einige Passagiere nehmen am Gottesdienst teil.


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Alfred Diebold HL

Dr. Alfred Diebold studierte Wirtschaftswissenschaften und Fotografie in San Diego, New York, Rom und Stuttgart. Nach dem Studium hat er u.a. für die Vereinten Nationen in Asien, Afrika und Europa gearbeitet. Als Autor und Fotograf veröffentlicht er Artikel und Bücher, zuletzt vor allem über seine Reisen in die Arktis und Antarktis.

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