Entdeckungsreise Ostsee: Mit MS HANSEATIC zu den schönsten Gärten – das Versailles von Lettland
Expedition Ostsee. Nach mehr als sieben Jahren begibt sich die HANSEATIC wieder auf eine Expedition in das Mare Baltikum. An Bord der Gartenkunsthistoriker Dr. Carsten Seick. Im PASSAGEN BLOG berichtet er über die Ausflüge zu den schönsten Gärten dieser Reise. 60 Kilometer von Riga entfernt liegt das Versailles von Lettland
von Dr. Carsten Seick (Text und Fotos)
Expedition Ostsee: Mit MS HANSEATIC zu den schönsten Gärten – das Versailles von Lettland. Weit ist die Landschaft. Wir fahren durch kleine Ortschaften, passieren Wäldchen und überqueren Flüsse. Eine Fahrstunde südlich von Riga liegt Rundale. Hier wurde das „baltische Versailles“ geschaffen. Doch vom Parkplatz aus sieht man noch nichts. Erst als wir die Allee mit den frühlingshaft austreibenden Kastanien entlang spazieren, steht es vor uns: Schloss Rundale. Was für ein Bau!
Mehr als 1.000 Handwerker täglich errichten im 18. Jahrhundert das baltische Versailles
Der geniale Architekt Francesco Bartolomeo Rastrelli musste 1735 seine Arbeiten für das St. Petersburger Winterpalais unterbrechen, um hier im Kurland für Herzog Ernst Johann von Biron dessen Traum vom Sonnenkönigtum zu verwirklichen, das Versailles von Lettland zu errichten. Und das ist gelungen! Mehr als 1.000 Handwerker täglich ließen diese „Fanfaronade“ Realität werden. Doch bevor das Schloss von der Expeditionsgruppe der HANSEATIC besucht wird, geht es in den weitläufigen Park, dessen geradlinige Wege in die Landschaft ausgreifen und aus dem zehn Hektar großen französischen Garten in einen 72 Hektar weiten Landschaftspark übergehen – und im Nirgendwo verschwinden.
„Sichtachsen sind Sinnachsen“, doziere ich und erkläre die Geisteshaltung des Barock. Ich male aus, wie einstmals ein opulentes Fest im Park stattgefunden haben mag, und dass es für die höfischen Gäste nicht immer eine Freude war, daran teilzunehmen. Denn die Taillen der Damen wurden vorher jeden Tag enger geschnürt, bis deren Umfang idealerweise dem des eigenen Halses entsprach. Riechfläschchen waren an der Tagesordnung und literweise Parfüm. Als ich von den Hygienevorstellungen der damaligen Zeit berichte, ist man doch froh, inzwischen das Jahr 2018 zu schreiben.
Auf der Bühne des Heckentheaters rezitiert der Garten-Experte ein Gedicht von Eichendorff
Dann geht es zum Heckentheater, denn auch die vornehme Gesellschaft des 18. Jahrhunderts liebte die kulturelle Zerstreuung und stand sogar selbst auf der Bühne. Und so mache ich es ihnen nach, erklimme das Rasenplateau zwischen den wie Kulissen geschnittenen Hecken und rezitiere das Gedicht „Sonst“ von Joseph Freiherr von Eichendorff. Meine Gäste amüsieren sich, wie ich gleichzeitig „den Kavalier“ und „die schöne Chloe“ spiele, die schließlich von Amors Pfeil getroffen werden. Da macht es gar nichts, dass die Hecken erst vorsichtig das frische Grün zeigen und von den 20.000 Rosen im Park noch keine einzige blüht. Die Frühlingssonne und der grandiose Himmel mit seinen Barockwolken sind hierfür allemals die beste Entschädigung. Um diese Jahreszeit sind wir im Park fast alleine, und die Fantasie meiner Gäste ist sowieso inzwischen herrlich entfacht. Wir stellen uns diesen prachtvollen Garten einfach in voller Blüte vor.
Zur Person: Dr. Carsten Seick, Gartenkunsthistoriker, Landschaftsgärtner und Reiseveranstalter. Seine Dissertation schrieb er über das Thema „Landschaftsgärten in Westfalen Lippe“. Er hat im Fach Gartenkunstgeschichte und Gartendenkmalpflege in Berlin, München, Bayreuth und London gearbeitet und ist seit 1981 Reiseleiter. Seit vielen Jahren begleitet er die Gartenreisen von Hapag-Lloyd Cruises.
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- Im zweiten Teil der kleinen Serie zur Expedition Ostsee mit MS HANSEATIC geht es nach Bornholm
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