Expedition Panamakanal: Reinhold Messner an Bord der HANSEATIC

Expedition Panamakanal – mit der HANSEATIC zweimal über den Äquator und einmal um die Nordspitze Südamerikas. An Bord des Schiffes berichtet Reinhold Messner über sein Leben auf Gipfeln und in Extremsituationen. Im Interview mit dem PASSAGEN BLOG spricht er darüber, was ihn an dieser Reise fasziniert

Datum: 30.11.2014
Tags: #mshanseatic #prominentegÄste #expeditionen #Äquator #reinholdmessner

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Reinhold Messner zählt zu den großen Bergsteigern der Welt. Doch nur wenigen ist bekannt, dass der Mann, der in Südtirol eine ganze Reihe großartiger Berg-Museen aufgebaut hat, ein begeisterter Seefahrer ist. Vor allem die Antarktis fasziniert ihn. An Bord der HANSEATIC begibt er sich auf eine Expeditionsreise nach Lateinamerika. Im Interview mit dem PASSAGEN BLOG spricht er über seinen Antrieb – und darüber, warum diese Reise für ihn die “Neu-Entdeckung” Amerikas ist

 

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PASSAGEN BLOG: Hallo Herr Messner, im März reisen Sie mit der HANSEATIC von Callao in Lima nach Belem in Brasilien, eine Expedition in die Tropen Südamerikas. Wie bereiten Sie sich, als jemand, der sich vor allem mit der Kälte auskennt, auf diese klimatischen Bedingungen vor?

Reinhold Messner: Ich lese mich ein, folge Empfehlungen, aber schlussendlich reise ich nach Lima wie jeder andere Gast auch.

Warum Südamerika?

Dies ist eine besondere Reise, wie man sie so nur mit dem Schiff unternehmen kann. Es geht um die Nordspitze Südamerikas, das Schiff überquert zweimal den Äquator, passiert den Panamakanal. Wir werden in Regionen vordringen, in die man nur mit dem Schiff kommt: mystische Kulturen, exotische Tiere, üppiger Dschungel. So stelle ich mir die Neuentdeckung Amerikas vor.

Sie haben ein Museum zu den Bergvölkern dieser Erde gegründet. Wie sehr interessieren Sie sich auch für Menschen, die im Dschungel leben?

Indigene Völker faszinieren mich generell. Je ferner der Zivilisation, umso mehr fasziniert mich eine Kultur. Auch deswegen habe ich das Museum zu den Bergvölkern gegründet.

Warum haben Sie sich für eine Schiffsreise entschieden?

Für die Reise zu den Menschen wähle ich bewusst eine Form der Annäherung, die nicht aggressiv und abrupt ist. Mit dem Schiff nähert man sich eher sachte an, fast wie die Pioniere vor 500 Jahren. Klar, man hat heute viel mehr Komfort. Aber das Tempo entspricht eher meinem Tempo. Und das ist die Geschwindigkeit eines Fußgängers.

Sie werden an Bord auch Vorträge halten?

Auf dem Schiff bin ich ja der Barde, der viele Regionen gesehen hat, die man zum Teil heute so nicht mehr erreichen kann, und der über seine Erfahrungen in den Wildnissen der Welt berichtet.

S_MEN_09027603Machen Sie eigentlich viele Fotos, wenn Sie unterwegs sind?

Wenn ich meine Vorträge halte, lasse ich eine Art Endlos-Diashow laufen, die zeigt Fotos der Regionen, über die ich rede. Doch eigentlich sind meine Vorträge reine Text-Vorträge. Diese moderne Massenfotografiererei ist mir unangenehm. Ich werde ja auch ständig fotografiert. Wenn ich einen Vortrag halte, gehört das mit dazu. Aber auf der Straße oder im Hotel beim Frühstück…? Es gibt kaum eine Situation, in der nicht jemand auf mich zu kommt und fragt, ob ich etwas gegen ein Foto hätte. Ich willige immer ein. Denn es kostet mehr Zeit, ein „Nein“ zu erklären.

Sie haben schon so viel gesehen von der Welt, eigentlich könnten Sie zu Hause bleiben und Ihre Memoiren schreiben. Was zieht Sie weiter hinaus in die Welt?

Hach, ich bin neugierig wie alle anderen Gäste. Aber meine Art zu Reisen hat sich geändert. In meinen jungen Jahren war ich sehr gipfelorientiert, Everest, Süd- und Nordpol. Ich suchte die Extreme, die Herausforderungen. Im Alter reise ich anders, ich reise mehr für mich, mit Fokus auf das Geheimnisvolle.

Das klingt so, als würden Sie nur noch in gemäßigte Breiten fahren?

Mich fasziniert nach wie vor die unbemenschte Natur. Deswegen liebe ich die Antarktis. Es ist eine seit Jahrmillionen kaum veränderte Welt. Ja, natürlich gibt es die Effekte der globalen Erwärmung. Aber wenn man durch eine Pinguin-Kolonie geht, mit zigtausenden von Tieren, die nicht wirklich flüchten, eher neugierig sind, dann erlebt man eine beeindruckende Natur. Wie sie war, bevor der Mensch kam. Der Kosmos ohne Menschen ist der schönste Kosmos. Diese Stille, die man da erleben kann – unfassbar.

Wann haben Sie zuletzt die Antarktis besucht?

Im November. Und soll ich Ihnen was sagen? Die schönste Reise der Erde ist eine Schiffsreise in die Antarktis.

Jetzt aber laufen die Vorbereitungen auf die Expedition Panamakanal. Worauf freuen Sie sich?

Auf die Begegnungen mit den Menschen, die am Fluss leben. Ich habe ein großes Interesse daran herauszulesen, wie sie ticken. Und sei es, dass ich ihnen einfach still gegenüber sitze und sie nur beobachte.

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Hier finden Sie weitere Informationen über die Expedition Panamakanal mit der HANSEATIC. Im Frühjahr 2016 führt die Expedition Süd- und Mittelamerika durch die Breveskanäle im Amazonas-Delta und über die San Blas Inseln bis hinauf nach Costa Rica.

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