Expedition Spitzbergen mit MS BREMEN: Abenteuer Arktis
Expedition Spitzbergen: Eine Umrundung mit MS BREMEN. Im PASSAGEN BLOG berichten mehrere Autoren und Fotografen über ihre Begegnungen während einer besonderen Kreuzfahrt im Polarmeer – es geht um einsame Hütten und kalbende Gletscher, vorsichtige Walrösser und das größte Säugetier der Welt
von diversen Autoren und Fotografen von Bord der BREMEN
Expedition Spitzbergen: eine Hütte in Gråhuken. „Nein, die Arktis gibt ihr Geheimnis nicht her für den Preis einer Schiffskarte“, schreibt Christiane Ritter in ihrem Klassiker „Eine Frau erlebt die Polarnacht“. Zusammen mit ihrem Mann Hermann und einem norwegischen Jagdhelfer verbrachte sie 1934/35 ein Jahr in einer winzigen Hütte bei Gråhuken auf Spitzbergen. Und grå – grau – ist er tatsächlich, der langegezogene, kahle und den Elementen ausgesetzte Küstenlandstrich an der Nordspitze des Andréelandes.
Als erstes Schiff der Hapag Lloyd Kreuzfahrten-Flotte besucht die BREMEN diesen legendären Ort. Kaum ist eine geeignete Landestelle für die Zodiacs gefunden, reißen die Wolken auf, und mit einem Mal ist Gråhuken gar nicht mehr grau. Die Mitternachtssonne taucht die Szenerie in ein warmes Licht, und die zwei Stunden an Land vergehen wie im Flug.
Einige Gäste haben Ritters Klassiker im Vorfeld der Reise gelesen. Umso ehrfürchtiger betreten sie nun den einen Wohn- und Schlafraum, in dem vielleicht gerade mal fünf Personen gleichzeitig Platz finden – stehend, wohlgemerkt. Vieles in der Hütte ist noch so wie zu Ritters Zeiten. Aber es gibt auch eindeutige Spuren späterer Nutzungen: Gewürze, Bierdosen, kürzlich gehacktes Holz, dessen Duft zur heimeligen Atmosphäre beiträgt…
Offenbar wird die Hütte ab und zu immer noch genutzt. Tja, die Arktis gibt ihr Geheimnis wahrlich nicht her für den Preis einer Schiffskarte: „Man muss hindurchgegangen sein durch die lange Nacht, durch die Stürme und die Zertrümmerung der menschlichen Selbstherrlichkeit. Man muss in das Totsein aller Dinge geblickt haben, um ihre Lebendigkeit zu erleben. In der Wiederkehr des Lichtes, im Lebensrhythmus der in der Wildnis belauschten Tiere, in der ganzen hier in Erscheinung tretenden Gesetzmässigkeit allen Seins liegt das Geheimnis der Arktis und die gewaltige Schönheit ihrer Länder.“
Obwohl es hieß, wer wolle, könne hier von Bord gehen und die Reise von selber Stelle im nächsten Jahr fortsetzen, finden sich gegen Mitternacht alle Gäste wieder auf der BREMEN ein. Dennoch scheint der Besuch in Gråhuken einigen Eindruck hinterlassen zu haben. Später sind alle fünf Exemplare von „Eine Frau erlebt die Polarnacht“ aus der Bord-Bibliothek entliehen worden.
von Sandra Walser (Text) und Silke vom Wege (Fotos)
von Prof. Dr. Oliver Krüger (Text) und Page Chichester, Bordfotograf, (Fotos)
Expedition Spitzbergen: die BREMEN am Monacobreen. Am frühen Morgen erreicht unser Schiff den Liefdefjord. Bei einer Wassertiefe von rund 60 Meter fällt der Anker, und die Zodiacs werden vorbereitet. Heute wollen wir bei einer etwa eine Stunde dauernden Zodiac-Ausfahrt die Gletscherkante näher betrachten. Der Monacobreen trägt den Namen von Fürst Albert I von Monaco, weil er während dessen Spitzbergen Expeditionen 1906/07 kartiert wurde. Er gilt, neben dem angrenzenden Seligerbreen, als landschaftlicher Höhepunkt einer jeden Spitzbergen-Reise – gut fünf Kilometer breit ist die Abbruchkante.
Der Gletscher hat in den letzten Tagen einige Abbrüche erlebt, und so finden wir ein schönes Eisfeld vor. Die Zodiacs arbeiten sich langsam voran. Das Thema Sicherheit wird bei solchen Zodiac Ausfahrten groß geschrieben, und wir halten immer den vorgeschriebenen Abstand von mindestens 200 Metern zur Gletscherkante. Unsere Experten geben wichtige Informationen: etwa zur Kartierung des Gebietes, wie stark der Gletscher in den letzten 25 Jahren zurückgewichen ist bis hin zu Informationen über die Entstehung solcher Eisgiganten.
Wir erleben einige spektakuläre Abbrüche. Und dabei wird einem schlagartig bewusst, wie wichtig der richtige Abstand zur Kante ist. Selbst wenn kleinere Eismassen ins Wasser stürzen, bildet sich ein Tsunami. Wir beobachten Scharten und Höhlen in der blau-grün-grauen Eiswand. Dreizehenmöwen und Eissturmvögel sind zu sehen, und die Sonne gibt ebenfalls ein Gastspiel. Nach ca. einer Stunde geht es zurück auf die BREMEN.
von Nadine Armbrust, Kreuzfahrtdirektorin, (Text) und Page Chichester, Bordfotograf, (Fotos)
Expedition Spitzbergen: Pizza und Blauwale. In ruhiger Fahrt schnurrt die BREMEN gen Moffen, um da nach Walrossen zu schauen. Das Abendessen ist in vollem Gange. Die „jungen Entdecker“ sind zum Kino-Abend – mit Pizza! – in der Panorama Lounge. Da heißt es: „Wal-Blase!“ Die Nachwuchs-Entdecker sind die ersten auf der Brücke. Und schon kommt die Durchsage: „Buckelwale!“ Doch diese zeigen sich nur in der Ferne.
Dann aber aufgeregtes Rufen: „Blauwale! Blauwale!“ Mindestens zwei Tiere werden gezählt. Eines ist ganz neugierig und kommt uns ziemlich nahe. Die Passagiere haben ihre Tische verlassen, stehen an Deck, staunen und fotografieren. Das größte Säugetier der Welt! Nach gut einer Stunde zieht die BREMEN weiter – durch den Tag ohne Nacht. Auf nach Moffen…
von Nadine Armbrust, Kreuzfahrtdirektorin, (Text und Fotos) und Page Chichester, Bordfotograf, (Fotos)
Expedition Spitzbergen: Walrosse und die deutsch-holländische Freundschaft. Nach einem ereignisreichen Tag mit Anlandungen im Magdalenefjorden und in Smeerenburg auf der Amsterdamøya, auf der wir eine Gruppe von Walrossen aus kurzer Distanz am Strand beobachten konnten, erreichen wir heute Moffen. Eigentlich handelt es sich dabei um ein altes holländisches Schimpfwort für Deutsche. Warum ausgerechnet diese nur 4,5 Quadratkilometer große Insel diesen Namen erhielt, liegt im Dunkel der Geschichte. Heute präsentiert sie sich als streng geschütztes Naturreservat im „Spitzbergen Nordwest-Nationalpark“.
In der Mitte des 20. Jahrhunderts waren die Walrosse nahezu ausgerottet, nur selten „verirrten“ sich einzelne Tiere aus den östlichen Teilen der Barentssee nach Svalbard. Erst seit den 1970er Jahren, seither ist die Jagd auf Walrosse verboten, erscheinen sie wieder regelmäßig. Weil sie häufig durch allzu neugierige Touristen gestört wurden, hat der Sysselmann, der Gouverneur von Norwegen, die Insel mitsamt den umliegenden Flachwasserzonen im Jahr 1993 unter Schutz gestellt. Seitdem besteht vom 15. Mai bis zum 15. September ein vollständiges Verkehrsverbot im Umkreis von 300 Metern um die Insel. Auch Flugverkehr mit einer Flughöhe von weniger als 500 Metern ist verboten. Die Anstrengungen haben sich ausgezahlt. Nicht selten liegen mehr als 100 Tiere auf dem flachen Sandstrand.
Gegen 22:00 Uhr erreicht die Bremen die Südspitze der Insel, und wir haben Glück. Drei Gruppen von Walrossen mit insgesamt etwa 80 Tieren liegen dicht gedrängt in der Nähe eines alten Seezeichens. Einige Tiere schwimmen auch in Strandnähe im flachen Wasser. Die Tiere können gut beobachtet werden, denn auch das Wetter spielt mit. Im weichen Schein der im Norden (!) stehenden Sonne glänzen die braunen Leiber. Soweit das aus der Entfernung zu erkennen ist, handelt es sich ausschließlich um männliche Tiere, die sich hier zu „Junggesellengruppen“ zusammenschließen. Es bleibt zu hoffen, dass auch weibliche Tiere mit ihren Jungen in Zukunft wieder häufig auf Moffen zu beobachten sind.
von Dr. H.-J. Spitzenberger, (Text und Fotos)
Reisen in die Arktis sind ein besonderes Erlebnis: Nur für einen kurzen Zeitraum gewährt die Welt im Norden den Menschen Zugang. Erfahrene Experten ermöglichen den Zugang. Hier finden Sie weitere Expeditionen und Kreuzfahrt-Angeboten in die Region.