Expedition Süd- und Mittelamerika mit MS BREMEN: die Zauberwälder an Chiles Küsten
Expedition Süd- und Mittelamerika mit MS BREMEN: die Zauberwälder an Chiles Küsten. Im PASSAGEN BLOG berichtet der Biologe Dr. Thomas Henningsen über eine besondere Reise – denn dieser Wald gehört zu den „Fantastischen Sieben“. Es ist eines der letzten großen Urwaldgebiete der Erde…
von Dr. Thomas Henningsen (Text und Bild)
Expedition Süd- und Mittelamerika mit MS BREMEN: die Zauberwälder an Chiles Küsten. Auf einer Kreuzfahrt – wenn nicht gerade auf dem Amazonas oder Kongo – stellt man sich nicht unbedingt auf „Wälder“ ein, sondern wohl eher auf Meereserlebnisse: spannende Küsten, Seevögel-Kolonien oder sogar Walbeobachtungen. Doch eine Expeditionsfahrt in die chilenischen Fjorde bietet quasi alles davon – eben auch einmalige Walderlebnisse.
Die Küstenwälder Chiles sind aufgrund der Lage und Entstehungsgeschichte einzigartig auf der Welt und gehören neben dem Amazonas, den Urwäldern in Nordamerika, Zentralafrika, Südostasien, im Norden Europas und der russischen Taiga zu den „Fantastischen Sieben“ – es sind die letzten großen Urwaldgebiete der Erde.
Ganz im Süden Chiles, in Patagonien, sind die Wälder geprägt von verschiedenen Arten der Südbuchen. Unsere Tagesexpeditionen ermöglichten es uns, viele Stunden in diesen Wäldern zu verbringen. Eine unwirkliche Atmosphäre, denn die Massen an Flechten, die wie dichte (und oft auch sehr lange) Bärte aller erdenklichen Formen von so ziemlich jeder Buche hängen, schaffen eine eigenartige Zauberwald-Atmosphäre. Ich fühle mich in einigen Momenten wie in einem Fabelwald oder hineinversetzt in die Filmkulisse der „Herr der Ringe“-Trilogie.
Nur wenige Tage weiter nördlich erleben wir dann einen ganz anderen – aber nicht weniger faszinierenden – Wald: den chilenischen Küstenregenwald. Es ist einer der letzen Flecken gemäßigter Regenwälder, die es noch gibt: gewachsen, wie alle Regenwälder unter dem Einfluss fast permanenten Regens. Auch bei unseren Ausflügen und Wanderungen war der Regen immer dabei, aber es störte nicht, sondern gehört ja dazu. Die Vegetation dieses seltenen Waldtyps ist extrem dicht und in vielen Teilen fast durchgängig mit zentimeterdickem Moos bedeckt, auch oft ringsherum auf den Baumstämmen.
Noch beeindruckender ist dann aber die Größe, auf die wir überall treffen. Alles scheint riesig: riesige, baumgroße Farne, die riesigen, zwei Meter breiten Blätter des Mammut-Blatts (eigentlich keine Rhabarberpflanze, aber auch Riesen-Rhabarber genannt). Aber richtig ins Staunen kommen wir, als völlig unerwartet im Dickicht der Pflanzen gigantische Baumriesen auftauchen – Alercen. Sie sind die wahren Riesen Südamerikas.
Wir hatten das Glück, diese teilweise mehr als 3.000 Jahre alten Bäume bewundern zu können. Denn es gibt sie nur noch an wenigen Stellen. Ihr wertvolles wasserresistentes Holz war die Grundlage eigentlich aller Dächer und Holzbauten in den Regionen, in denen sie wuchsen. Und so wurden die Alercen – auch Patagonische Zypresse – fast überall komplett abgeholzt. Heute sind sind die letzten Riesen Chiles streng geschützt. Einige haben einem Umfang, dass wir sie selbst zu acht nicht „umarmen“ konnten.
Die Wälder Patagoniens und Chiles waren wirklich ein unerwartetes, ganz besonderes Erlebnis.
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