Expedition West-Neuguinea. An Bord der HANSEATIC inspiration berichtet Christian Rommel über ein Lebensreiseprojekt
Zu Fuß und im Einbaum, über unberührte Bergwälder und durch ausgedehnte Sumpfgebiete – seit mehr als 30 Jahren arbeitet Christian Rommel daran, West-Neuguinea zu durchqueren. An Bord der HANSEATIC inspiration berichtet er von dieser „Trans-Papua-Challenge“. Wir sprachen mit ihm über sein Lebensreiseprojekt, das er kürzlich abgeschlossen hat.
Was können Sie unseren Leserinnen und Lesern über Ihre „Trans-Papua-Challenge 2025“ sagen?
Christian Rommel: Es ist der Abschluss eines einzigartigen Lebensreiseprojekts, mit dem ich mich seit Jahrzehnten beschäftige: die vollständige Durchquerung von West-Neuguinea. Ein Expeditionsvorhaben aus sechs aufeinander aufbauenden Dschungeltrekking-Expeditionen. Sieben Monate Gesamtreisezeit, fast 1.600 Kilometer zu Fuß, etwa 800 Kilometer in Booten und Einbäumen. Getrieben von Abenteuerlust, Pioniergeist und unbändiger Neugier habe ich mich – stets im Geiste der früheren Forscher und Entdecker – mit minimaler Ausrüstung und unter Verzicht auf aufwändige Technik auf den Weg gemacht. Damit bin ich der erste Mensch weltweit, der diese nahtlose Durchquerung von West-Papua von Nord nach Süd und von West nach Ost realisieren konnte.
Von wo nach wo führte diese Reise?
Wir sind im zentralen Hochland West-Papuas, dem Baliem-Tal, in dem Ort Wamena gestartet, um die Westküste der Insel zu erreichen. Die unterschiedlichen Landschaftsformen bei dieser Expedition waren so faszinierend wie herausfordernd. Erst mussten die mehr als 4.000 Meter hohen Jayawijaya-Bergwälder überwunden werden. Nach dem unplanbaren Abstieg ins Tiefland erwiesen sich die ausgedehnten Sumpfgebiete am Mamberamo-Fluss extrem hohe Hürde. Dann folgte das größtenteils unerforschte Van Rees-Gebirge, das wahrscheinlich nie zuvor von Ausländern durchwandert wurde. Nach wochenlanger Reise erreichte unser Trio das Meer. Und vollendeten ein Projekt, das ich seit 1994 konsequent verfolge.
Wie haben Sie sich fortbewegt?
Wir sind in diesem Jahr etwa 250 Kilometer über unwegsame Berge und durch den dichten Dschungel gelaufen. Die Pfade sind sehr steil und rutschig. Im sumpfigen Tiefland sind wir dann auf Einbäume und später auf Motorboote umgestiegen. Diese Art der Fortbewegung war alternativlos, denn die von uns bereiste Region ist völlig unerschlossen, es gibt keinerlei Straßen.
Wie lange waren Sie unterwegs?
Dieses war der sechste und erstmal letzte Tourabschnitt. Wir waren gute fünf Wochen unterwegs. Am Ende waren unsere Nahrungsmittel aufgebraucht. Unser Energiehaushalt war am Ende. Und die zunehmende Kraftlosigkeit machte sich bei beschwerlichen Anstiegen bemerkbar. Die Expedition hätte nicht länger dauern dürfen.
Was war das Ziel Ihrer Reise?
Es war mir wichtig, die Ursprünglichkeit dieser einzigartigen Urlandschaft zu erleben. Andererseits verfolgte ich das Ziel, zu dokumentieren, inwieweit die westliche Zivilisation die Kultur der isoliert lebenden Ethnien Neuguinea beeinflusst hat. Beide Ziele haben wir letztlich erreicht. Aber die physischen und mentalen Herausforderungen waren enorm. Ich durfte genau drei Tage vor meinem Abflug nach Neuguinea meinen 60. Geburtstag feiern, meine beiden Begleiter waren um die 30.
Papuas Geografie begünstigt, dass im unzugänglichen Bergland noch immer Stämme weitestgehend isoliert leben. Einige davon haben Sie besucht. Was waren das für Begegnungen?
Ich habe in den vergangenen dreißig Jahren viele Ethnien besuchen können – die Dani, Lani, Yali, Mek, Ok und Korowai. Alle haben ihre eigenständige Kultur und sprechen eigene Sprachen. Auf der „Trans-Papua-Challenge 2025“ waren wir überwiegend im Gebiet der Fayu und Sehudate unterwegs, die bis vor gut zwanzig Jahren noch dem Kannibalismus gefrönt haben. Heute sind die meisten Gebiete befriedet. Die Begegnungen mit diesen faszinierenden Menschen, gerade wenn man abends gemeinsam am Feuer sitzt und Geschichten erzählt, sind absolut einzigartig und unvergesslich.
Wie haben die Menschen auf Sie und ihr Team reagiert?
Es ist eine eigentümliche Mischung aus Neugier, Skepsis und Misstrauen. Auf früheren Touren sind schon mal alle Dorfbewohner aus Angst vor uns in die Wälder geflohen. Sie hatten nie zuvor weiße Männer gesehen und wussten nicht, ob wir feindlichen Absichten haben. Heute steht die grenzenlose Neugier im Vordergrund, da alle wissen wollen, woher wir kommen, wohin wir gehen und warum wir freiwillig zu Fuß durch Ihre Wälder laufen. Es ist stets ein spannender Austausch mit gastfreundlichen Menschen, die trotz des wachsenden Einflusses westlicher Zivilisation noch ihre traditionellen Sitten und Gebräuche bis heute bewahren konnten.
Seit dem 7. April sind Sie als Expedition Leader an Bord der HANSEATIC inspiration – auf einer Expedition nach Papua-Neuguinea. Wie werden Sie die Gäste an Ihren Erlebnissen teilhaben lassen?
Als erstes hat es einen Premieren-Vortrag über die Expedition gegeben – „Vorstoß ins Unbekannte“. Fast alle an Bord sind begierig, hautnah von unseren bisweilen grenzwertigen Abenteuern zu hören, dazu Bilder und Filmausschnitte zu sehen.
Nach entbehrungsreichen Wochen im Dschungel Papuas, was freut Sie an Bord jetzt besonders?
Nachdem ich wochenlang nur Fertignudeln gegessen habe, die mit Flusswasser über dem Lagerfeuer aufgekocht wurden, genieße ich die Qualität des ausgezeichneten Essens. Ich bin sicher, dadurch meinen Gewichtsverlust von elf Kilogramm ein wenig ausgleichen zu können. Und auch die Freude auf meine garantiert insektenfreie Kabine sehr groß. Da werde ich – trotz meines Jobs als Expeditionsleiter – Zeit und Muße haben, um über neue Abenteuerreisen nachzudenken.
Expeditions-Abenteuer im Pazifik
Wunder der Schöpfung. In diesem Herbst begibt sich unsere HANSEATIC spirit erneut auf eine Expedition nach Papua-Neuguinea. Auch im Sommer 2027 wird das jüngste unserer drei Expeditionsschiffe den drittgrößten Inselstaat der Welt erkunden. Seien Sie dabei, wenn paradiesische Traumstrände und magische Urwälder auf dem Kurs liegen:
Mystik und Magie in entlegenen Welten – Expedition Papua-Neuguinea, Salomoninseln und Palau mit der HANSEATIC spirit: 19 Tage vom 25. Oktober bis zum 13. November 2025
Inselhopping zu versteckten Pazifik-Perlen – Expedition Papua-Neuguinea, Salomoninseln und Palau mit der HANSEATIC spirit: 19 Tage vom 25. April bis zum 14. Mai 2027
Fotos: privat, Interview: Dirk Lehmann