Fern-Sehen auf den Azoren: Das sind die besten Expeditions-Tipps unseres Experten
Wie bereitet man sich auf die Beobachtung von Tieren oder Naturphänomenen vor? Welche Tricks kennt der Profi, bzw. für welche Situationen gibt es gar keine Tricks? Wir fragen Wolfgang Bittmann, Biologe und langjähriger Experte an Bord unserer Expeditionsschiffe. Aktuell erkundet unsere HANSEATIC inspiration die Azoren, demnächst stößt die HANSEATIC nature dazu.
Hapag Lloyd Cruises Blog: Naturbeobachtung ist eine große Kunst. Wie macht es der Profi, wenn er wilde Tiere oder besondere Phänomene wie Sonnenaufgänge oder Polarlichter studieren will?
Wolfgang Bittmann: Um zur rechten Zeit am rechten Ort zu sein, bedarf es möglichst guter Kenntnisse über das Ziel-Objekt. Wenn ich weiß, wann und unter welchen Bedingungen Polarlichter auftreten könnten, suche ich mir einen geeigneten Platz und bin vor Ort. Wenn ich gelesen habe, welche Blüte ein Schmetterling vorzugsweise anfliegen wird, dann stelle ich mich darauf ein. Wenn man erfahren hat, wo der Goldregenpfeiffer auf seinem Zug ins Winterquartier voraussichtlich Rast machen wird – dann nichts wie hin!
Jeder kennt die Situation: Die anderen sehen etwas, zeigen in den Himmel, aber man kriegt den Vogel nicht eingefangen. Gibt es einen Trick für die Orientierung?
Nicht wirklich. Wenn die gut gemeinten, aber oft verwirrenden Hinweise der anderen nicht zum Erfolg führen – nicht aufgeben und es immer wieder versuchen!
Wie wichtig ist die richtige Kleidung? Man erlebt es ja oft, dass man an Deck läuft, sich schnell nur das Fernglas schnappt, und dann steht man bei 3 Grad plus an der Reling und beobachtet Wale. Das geht nicht lange gut…
Logisch, dass der Genuss ohne die richtige Kleidung zunichte gemacht wird. In den Polargebieten sollte man einen Fleece oder eine warme Jacke griffbereit haben und immer mitnehmen, auch wenn man nur schnell mal aufs Deck läuft. Für die Azoren gilt: Drei Jahreszeiten pro Tag sind keine Seltenheit, auch wenn das Azorenhoch über den Inseln liegt. Besonders betrifft dies das Wasser von oben, wenn auch meist nur kurz. Soll heißen: Ein Regenschutz gehört auch bei schönstem Sonnenschein in die Ausrüstung, etwa bei einer Wanderung.
Inspired by Nature – das ist der Gestaltungsansatz für unsere Neue Expeditionsklasse. Die modernen, wendigen Schiffe zeichnet aus, dass ihre Ausstattung ganz auf die Bedürfnisse der Gäste ausgerichtet ist: ein öffentlich zugänglicher Bugumlauf, gläserne Balkone, die Ocean Academy zur Wissensvermittlung. Jede Kabine verfügt im Bad über eine Wandheizung, an der die Expeditionsparka getrocknet werden können, die wir für Arktis- und Antarktis-Reisen kostenlos zur Verfügung stellen. In jeder Kabine findet man Wanderstöcke und ein hochwertiges Fernglas von SWAROVSKI OPTIK (in den Suiten liegen zwei Gläser bereit).
Wolfgang Bittmann gehört seit 1993 zu den langjährigen Experten an Bord unserer Schiffe. Ihn zog es nach dem Studium der Biologie, Geographie und Chemie auf die Galapagos Inseln. In Deutschland arbeitete er auf der Greifenwarte Burg Guttenberg und wirkte bei diversen Fernseh-Dokumentationen als Experte, Berater und Akteur mit.
Die Azoren mit unseren Expeditionsschiffen. Als sich unsere HANSEATIC inspiration im Spätsommer 2021 aufgemacht hat zur Inselgruppe im Atlantik, war das der Auftakt für mehrere intensive Reisen zu diesem ganz besonderen Archipel; inzwischen auch mit unserer HANSEATIC nature. Hier erfahren Sie mehr über unsere Reisen zu den Azoren.
Ein Fernglas, so sagt man gern salopp, ist immer nur so gut, wie die Person am Okkular. Stimmt das überhaupt?
Nur bedingt; Jeder kann sich mit dem Fernglas vertraut machen – genauso wie mit der Kamera. Übung und ein gewisses Maß an Geduld und „Antizipieren“ gehören dazu.
Woran erkennt man die Güte eines Glases?
Bitte nicht sparen! Ein gutes Glas sollte lichtstark und nicht zu schwer sein. Für mich ist eine Vergrößerung, also eine Okulargröße, von 8x30 bzw. 10x30 ideal. Einige Gläser verfügen inzwischen über eine Anti-Verwacklungstaste – einen Image Stabilizer. Für die Ferngläser von SWAROVSKI OPTIK, die an Bord der Expeditionsschiffe von Hapag-Lloyd Cruises zur Verfügung gestellt werden, gibt es sogar einen Variablen Phone Adapter, der eine Verbindung zum Smartphone herstellt, so dass man Beobachtungen festzuhalten und mit Freunden teilen kann. Wichtig ist zudem, dass das Fernglas eine Art Dioptrien-Skala hat, zum Einstellen der Sehschärfe. All das kostet vielleicht etwas mehr, ist aber goldwert!
Schiffe bewegen sich, das ist eine zusätzliche Herausforderung…
Bei Wellengang gilt ja an Bord: Immer eine Hand zum Festhalten frei haben! Zum Fernglasgucken ist das natürlich schwierig. Dann entweder hinsetzen oder einen festen Stand finden und anlehnen, bei größerem Wellengang aber besser nicht an der Reling.
Was hat die Destination Azoren beim Blick durch das Fernglas zu bieten?
Vulkane, Vulkane, Vulkane – ein geologisches Lehrbuch! Aber auch das faszienierende Thema: „Von Lava zu grünen Inseln“. Wie und von welchen Lebewesen werden diese Vulkane besiedelt? Welche neuen Arten entstehen in diesen Laboratorien der Natur? Wie weit hat schließlich der Mensch eingegriffen, Landschaften verändert oder Arten eingeführt? Delfine und Wale sind ein weiteres der Aushängeschilder der Azoren. Besonders Pottwale, Grindwale und andere Delphine stehen ganz oben auf der Liste der fast 30 hier beobachteten Arten dieser Meeressäugetiere. Perfekte Objekte für den Blick durch das Glas.
Fotos: Archiv, Susanne Baade