Genuss-Workshop auf MS EUROPA 2: Wolfgang Otto, Fleisch-Perfektionist
Fleisch ist nicht gleich Fleisch. Das beweisen drei Brüder, die in der Nähe von Aachen einen Versandhandel für Spitzenfleisch aufgezogen haben. Einer der Gründer hat an Bord der EUROPA 2 schon mehrfach seine Produkte präsentiert. Im Genuss-Workshop spricht Wolfgang Otto über neue Schnitte, neuen Konsum und das ultimative Rinderfilet
E2MAG: Hallo Herr Otto, weltweit dürfen nur 280 Händler Kobe Beef verkaufen, vier davon in Europa, einer sind Sie. Gibt es in Deutschland tatsächlich Kunden, die Fleisch kaufen, das zwischen 330 und 550 Euro das Kilogramm kostet?
Wolfgang Otto: Ja, es gibt diese Kunden. Und es werden immer mehr. Als wir vor zehn Jahren mit unserem Geschäftsmodell – dem Versand von hochwertigem Fleisch – gestartet sind, war Deutschland voll im „Geiz-ist-geil“-Fieber. Und wir wurden stark belächelt. Aber es gab damals schon den Gegentrend der Qualität. Inzwischen verstehen viele Genießer, dass gute Lebensmittel Geld kosten.
Vielleicht beschreiben Sie kurz Ihr Geschäftsmodell.
Mit meinen Brüdern Stephan und Michael habe ich vor rund zehn Jahren einen Versandhandel für Fleisch gestartet. Inzwischen beschäftigen wir mehr als 40 Mitarbeiter, beliefern rund 2500 Köche und etwa 30.000 Privatkunden mit unserem Fleisch. Zehn der elf 3-Sterne-Köche Deutschlands beziehen ihr Fleisch von Otto-Gourmet.
Es scheint, als habe die Top-Gastronomie nur auf Sie gewartet?
Wir sind mit offenen Armen empfangen worden. Aber für die Köche ist nicht nur wichtig, dass jemand ihre Qualitätsansprüche beim Fleisch teilt und versteht. Es zählt noch etwas anderes. Einer drückte es so aus: Toll, dass ihr dem Endverbraucher gegenüber dokumentiert, dass das was wir tun, einen Wert hat.
Welchen Effekt hatten die Lebensmittelskandale der vergangenen Jahre für Sie?
Unser Claim lautet: „Mit gutem Gewissen genießen.“ Jeder möchte doch ein Gefühl dafür haben, woher das Produkt kommt. Man sucht diese Informationen. Und wir liefern nicht nur das nötige Wissen für ein gutes Gefühl, wir liefern auch viel Geschmack.
Kunden mit durchschnittlichem Einkommen werden nicht oft bei Ihnen kaufen können, unterstützen Sie somit den Trend zum Flexitarier, der überwiegend vegetarisch lebt – und sich nur von Zeit zu Zeit teures Fleisch gönnt?
Unbedingt. Der Privatkunde kauft drei mal im Jahr Fleisch bei uns. Und wir finden die Entwicklung richtig, dass man weniger Fleisch isst, dafür aber besseres. Früher kam unter der Woche doch kaum oder gar kein Fleisch auf den Tisch, daher ja auch der Begriff „Sonntagsbraten“.
Wo finden Sie die Lieferanten, die Ihren Ansprüchen genügen?
Das war anfangs nicht ganz einfach. Aber wir haben inzwischen enge und langfristige Beziehungen zu unseren Lieferanten. Und wir sind fair: Ein Züchter sagt uns den Preis für sein Produkt, und wir zahlen ihn. Wir haben noch nie gehandelt. Wir wollen, dass sich unser Geschäftspartner ganz auf sein Produkt konzentrieren kann, das Vertrauen schmeckt man. Inzwischen verfügen wir über ein Netzwerk an sehr bewusst arbeitenden Lieferanten.
Die Deutschen essen, das belegen Statistiken, vor allem Steaks und Filets, Schmorgerichte kommen immer mehr aus der Mode. Wie sehen Sie diese Entwicklung?
Ich finde das schade. Ein gut gewachsenes Rind hat nur etwa 50 Kilogramm Filet. Und was passiert mit den restlichen 350 Kilo? Die kommen weg? Je höherwertiger die Haltung, desto mehr kann ich von einem Tier auch verwerten. Eine gut zubereitete Beinscheibe oder ein Ochsenschwanz – das sind Delikatessen.
Wer sich mit den Angeboten auf Ihrer Website befasst, muss viele neue Begriffe lernen – Herkünfte, Fleischsorten, Schnitte. Wozu ist das nötig?
Es gibt eben mehr im Leben als Schnitzel, Steak und Kotelett. Wir sind in den letzten Jahren zu absoluten Produktexperten geworden. Und die Verbraucher interessieren sich für unsere Expertise. Das merken wir an den Fleischworkshops, die wir anbieten.
Auf der EUROPA 2 laden Sie ebenfalls zu einem Genuss-Workshop. Was dürfen die Gäste davon erwarten?
Das Ziel ist, dass die Gäste beim Einkauf erkennen, was ist gutes Fleisch. Es wird einen Theorie-Teil geben über das Fleisch und die Schnitte. Es wird eine große Querverkostung geben, bei der wir die Unterschiede zwischen Rinderrasse und Fütterungsmethode herausschmecken. Es wird eine interessante Veranstaltung, das verspreche ich – modernes Edutainment.
Hier finden Sie Informationen zur nächsten Reise der EUROPA 2 mit Otto Gourmet an Bord ist.
Fotonachweis: Kühe auf der Weide ©Thomas Ruhl, Port Culinaire; Wagyu-Beef und Herr Osaka am Schneidebrett ©www.maksim-shdan.de; alle anderen ©www.otto-gourmet.de