HANSEATIC nature – die erste Antarktis-Saison: Ein magischer Tag auf Südgeorgien
Längst ist unser Schiff wieder in der Antarktis unterwegs. Doch an Bord der HANSEATIC nature erinnert sich Expertin Sylvia Stevens an den Besuch von Gold Harbour. Die kleine Bucht am östlichen Ende Südgeorgiens hat den Gästen dieser Expedition unvergessliche Momente beschert.
„Atemberaubend! Beeindruckend! Spektakulär! Unglaublich! Faszinierend! Phänomenal!“ Das sind nur einige der Superlative, die unsere Gäste nach der Anlandung ausrufen. Gold Harbour hat sich von seiner schönsten Seite gezeigt, Südgeorgien verzaubert! Am frühen Morgen fahren wir bei bestem Wetter mit unseren Zodiacs an Land. Das Wasser wimmelt von Pinguinen, die uns begleiten, springen und tauchen. An Land werden wir von Tausenden von Tieren begrüßt. Man weiß gar nicht, wo man zuerst hinschauen soll.
Die Geräusche sind nicht minder überwältigend – die großen Pinguine trompeten, die Küken pfeifen, die Seeelefanten grunzen und schnaufen, die Raubmöwen schreien. Überall ist was los. Die Königspinguinkolonie von Gold Harbour besteht aus etwa 30.000 Brutpaaren. Viele sind gerade dabei, ihre Eier auszubrüten und die nächste Generation aufzuziehen. Die braunen „Kaffeewärmer“ sind die Küken des vergangenen Jahres. Etwa 12 Monate alt brauchen sie noch einige Wochen, bis sie selbst ins Meer gehen um nach Nahrung zu suchen.
Einige Tiere sehen aus wie bei einem Punkfrisurenwettbewerb
Man kann sich kaum vorstellen, dass sich diese etwas merkwürdig aussehenden, unbeholfenen und manchmal sehr lustigen Küken nach der Mauser in die eleganten und majestätischen Königspinguine verwandeln. Einige Tiere sehen bereits nicht mehr nur zottelig und zerzaust aus, sondern eher als würden sie einen Punkfrisurenwettbewerb abhalten, aber am ganzen Pinguinkörper. Offenbar wundern sich die Küken über uns Riesenpinguine im blauen „Gefieder“ und den seltsamen Beinen und watscheln neugierig auf unsere Gummistiefel zu.
Manche Altvögel balzen, andere sind mit der Paarung beschäftigt, und die Wonneproppen in der Mauser betteln bei ihren Eltern, die gerade von der Nahrungssuche zurückkehren. Raubmöwen fliegen über der Kolonie auf der Suche nach Pinguineiern die sie klauen können und die großen „Geier der Antarktis“, die Riesensturmvögel, suchen den Strand ab nach Überresten einer Robbennachgeburt oder verletzten Tieren. Manchmal kommt ein kleiner Eselspinguin vorbei, auf dem Weg zum Meer von seiner Kolonie weit hinten im Tal – und wirkt fast winzig neben den großen Königspinguinen.
Aus dem Tussockgras, versteckt hinter der Kolonie, kommen merkwürdige Geräusche. Sie stammen von den Südlichen Seeelefanten, die sich dort häuten und ständig nach einem Kumpel suchen, mit dem sie raufen können. Aber auch am Strand liegen einige der bis zu 4.5 Tonnen schweren Seeelefantenbullen. Plötzlich richten sich zwei auf und beginnen heftig miteinander zu kämpfen. Ein wahres Spektakel.
Am meisten beeindrucken aber die unzähligen jungen Seeelefanten, die überall herumliegen. Sie wurden von der Mutter bereits vor Wochen verlassen und leben jetzt von ihren Fettreserven, bis sie sich selbst auf Nahrungssuche begeben und für Monate im Meer verschwinden. Jetzt blicken sie mit großen Kulleraugen direkt in unsere Herzen – und man möchte sie am liebsten kuscheln. Was natürlich nicht erlaubt ist!
Es ist schön, so viele Jungtiere zu sehen. Vor allem, weil zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts die Seeelefanten nach übermäßiger Jagd fast ausgerottet schienen. Es ist auch den nährstoffreichen Gewässern rund um Südgeorgien zu verdanken, dass sich die Bestände wieder erholen konnten.
In der Ferne der Bertrab Gletscher, umgeben von schneebedeckten Bergen
Die kleineren Antarktische Seebärenmännchen – Pelzrobben – spielen und tummeln sich in der Brandung längs des Ufers. Lustigerweise werden sie von den viel kleineren Pinguinen gelegentlich verscheucht. Über der Szenerie thront der Bertrab Gletscher, umgeben von hohen, schneebedeckten Bergen. Auf See vor der Küste, fliegen die großartigen und eleganten Albatrosse, die uns ständig auf unserem Weg begleitet haben. Sie schweben, scheinbar ohne einen einzigen Flügelschlag, im ständigen Wind hinter unserer HANSEATIC nature her.
Während ich dies schreibe, hatten wir bereits viele fantastische Tage und Eindrücke bei schönstem Wetter in der Antarktis erlebt. Aber der magische Tag in Gold Harbor auf Südgeorgien wird für immer in meinem Gedächtnis bleiben.
Sylvia Stevens. Ihre Reisen führten die gebürtige Schottin zu den Pinguinkolonien der Antarktis und zu den Walrossherden der Arktis, sowie zu vielen anderen Zielen. Die Naturforscherin hält Vorträge auf unseren Schiffen und leitet Expeditionen. Ihr Interesse und ihre Begeisterung für die Natur, den Umweltschutz und die Tierwelt vermittelt sie mit Fachwissen und Enthusiasmus.
Fotos und Text: Sylvia Stevens