HANSEATIC nature – die erste Reise: Schottland intensiv
Diese Expedition führt in einen weniger bekannten Teil Europas, das Schiff wird mehrere Inseln im einsamen Norden Schottlands besuchen. Eine Reise, die uns immer wieder überrascht mit besonderen Momenten.
„Es ist sehr schön hier“, sagt Claire. Sie schiebt ihren Kinderwagen über die Hauptstraße. Claire hat zwei Söhne. Ihr „little one“ ist anderthalb Jahre alt und schaut zu uns herüber, der Vierjährige versteckt sich hinter ihren Beinen und schaut uns an. Wir sind rund 20 Personen in bunten Outdoor-Jacken. Claire ist stehen geblieben und unterhält sich mit uns und gibt bereitwillig Auskunft über ihr Leben hier. Sie wohne am Ende der Straße. Alle 60 Einwohner von Fair Isle leben auf diesem Teil der Insel. Der Rest gehört den Tieren. Claire liebt diese Insel, den engen Zusammenhalt. „Wir sind eine Gemeinschaft.“ Dann fragt sie uns, was wir machen. Ah: eine Expeditionskreuzfahrt. Ah, eine vogelkundliche Wanderung. Sie wünscht uns viel Spaß.
Mit einem Vogelkundler schwärmen wir aus
Auf ihrer ersten Reise hat die HANSEATIC nature ihren Anker vor Fair Isle in den Atlantik fallen lassen. Eine flache Insel mit schroffer Schieferküste und weiten Felsplateaus unter hohem Himmel, auf jedem Stück Wiese grast ein Schaf oder ein Lamm. Tenderboote bringen uns an Land, und wir schwärmen aus, einen selten besuchten Flecken Erde am Rande Europas zu erkunden. Erneut bietet uns diese Reise zu den Inseln im Norden Schottlands Expeditions-Feeling. Wir folgen unserem Experten Hajo Lauenstein, der von einem Vogelkundler aus der Nähe von London begleitet wird. John arbeitet bereits viele Jahren hier, er kommt meist Anfang Mai und bleibt bis November. „I love it.“
Große Wolken segeln durch einen unfassbar weites Blau, das Meer glitzert. Der Ornithologe sagt, dass wir großes Glück hätten mit dem Wetter. Eigentlich stürme es hier viel, selbst im Sommer steigen die Temperaturen selten über 15 Grad, gefühlt immerhin 17 Grad. Wir stapfen über eine moosige Wiese. Die Schafe bleiben erst neugierig stehen und springen dann davon. Eine von Flechten bewachsene Mauer teilt die Insel, auf der einen Seite die Tiere, auf der anderen die Landwirtschaft. Die Mauer verschwindet wogend in der Ferne.
Es ist zum Niederknien schön hier
Es ist zum Niederknien schön. Immer wieder bleiben Teilnehmer der Wanderung stehen, erhaschen einen Moment, atmen die klare Luft, schauen in die Ferne. So ein Ort macht was mit einem. Die ganze Reise macht was mit einem. Auf den Orkneys hat Experte Tilmann Giezendorf zu einer Exkursion in die Frühgeschichte der Inseln eingeladen. Unterstützt von der aus Deutschland stammenden Historikerin Beatrice besuchten wir die steinzeitliche Siedlung Skara Brae. Vor rund 5.000 Jahren haben die Menschen hier Steinplatten-Häuser errichtet. Niedere Bauten, wahrscheinlich mit Grassoden-Dächern gedeckt, die sich unter dem ewigen Wind hinweg ducken.
Die Anlage war meterhoch von Sand bedeckt, ein Spaziergänger entdeckte sie zufällig. Heute lädt ein rekonstruiertes Haus in die Frühzeit. Niedrige Decken, schmale Gänge. Winzige Betten stehen rund um die zentrale Feuerstelle. Wir sprechen darüber, wie wohl das Leben war – damals im Norden Schottlands. Karg, einfach. Mit großem Respekt vor dem Tod. Ein weiterer Halt ist der Ring of Brodgar. Der Steinkreis ist älter als Stonehenge. 12 Steine ragen empor. Von oben sieht man die ganze Pracht. Beatrice berichtet, was die Wissenschaftler über die neolithische Anlage wissen: Dass genau zum Winteranfang die Sonne in einem bestimmten Winkel durch die Steine scheint. Und erneut sieht man die Gäste der HANSEATIC nature verharren, eigene Wege gehen, sinnieren, einen besonderen Moment genießen.
Man hat Kuchen gebacken und empfängt uns mit Herzlichkeit
Der Tag auf den Orkenys endete mit einem Besuch in der Kathedrale von Kirkwall und einem Pale Ale am Pier von Stromness. Der Tag auf Fair Isle endet mit einem Besuch in der Elementary-School, die heute ihren fünf Schülern frei gegeben hat, um die Gäste der HANSEATIC nature zu empfangen. Wir sind eingeladen. Man hat Kuchen gebacken und Tee gekocht. Man bietet Pullover und andere Handarbeiten zum Verkauf. Nach unserem Besuch zeigt sich die Donation-Box gut gefüllt. Uns alle hat die Gastfreundschaft der Schotten berührt. Selbst der beginnende Nieselregen zum Abschluss unserer Wanderung mit Expeditionscharakter ändert nichts daran, dass einige beherzt zustimmen – als man uns zum Abschied zuruft: „See you soon!“
Die HANSEATIC nature nimmt den Anker auf. Und über den milden Atlantik geht es nach Lerwick. Es ist der vorletzte Stopp auf der ersten Reise des ersten Schiffs der neuen Expeditionsklasse. Schon jetzt lässt sich sagen – es herrscht ein guter Spirit an Bord. Das Schiff ist bereit für weitere Abenteuer.
Fotos: Susanne Baade, Olga Kysliuk, Roman Romacher, Text: Dirk Lehmann