Kapitän Peter Rößler berichtet: einzigartige Momente einer Expedition mit der HANSEATIC nature in die Arktis

Reisen in die Arktis sind immer eine Herausforderung – für jeden Kapitän. Viele Seegebiete sind unzureichend vermessen, oft müssen wir auf eigene Aufzeichnungen zurückgreifen. Zudem verlangen die Fahrten durch mehrjähriges Packeis nicht nur den nautischen Offizieren auf der Brücke viel ab.

Datum: 01.10.2024
Tags: #hanseaticnature #arktis

Unsere Expedition beginnt mit einem guten Omen. Kaum hat die HANSEATIC nature den Hafen von Kangerlussuaq verlassen, mit Kurs auf die Kanadische Arktis, tanzen durch den Himmel über dem Sondreströmfjord erste Polarlichter.

Nachdem wir das Schiff in Pond Inlet einklariert haben, erreichen wir am nächsten Morgen sehr früh den Fjord Icy Arm. Die Einfahrt bei Windstille ist spektakulär und mystisch zugleich. Wir booten unsere Gäste am Strand aus, von wo unser Expeditions-Team eine Wanderung zum Canyon und einem Aussichtspunkt auf den Gletscher anbietet. Spektakuläre Blicke in eine grandiose Landschaft.

Ein Außenposten der Zivilisation

In der Nacht queren wir den Lancaster Sound, den Haupteingang zur legendären Nordwestpassage. An einem kalten Morgen erreichen wir Devon Island, unser Ziel ist es, nach Dundas Harbour zu gelangen. Bis in die 1950er Jahre hat die Royal Canadian Mounted Police hier einen Außenposten betrieben, der zeitweilig auch von der Hudson's Bay Company genutzt wurde. Wir wandern auf eine Anhöhe hinauf. Vor uns liegt das kleine Ensemble – sechs Häuser und ein Friedhof.

Im Starnessfjord bieten wir den Gästen die Möglichkeit, entlang einer ausgeflaggten Route durch eine verschneite Landschaft bis an die Abbruchwand des Gletschers zu wandern. Aufgrund der großen Wassertiefe kann die die HANSEATIC nature hier nicht ankern, und wir müssen das Schiff in Position halten. Nachdem wir alle Zodiacs wieder an Bord geholt haben, wollen wir so weit wie möglich nach Norden gelangen. 

Zunächst haben wir uns vorgenommen Pim Island zu erreichen. Seit Tagen hatte ich mir verschiedene Eiskarten heruntergeladen, um einen Kurs zu finden. Der Südwind hatte das Eis in der Nares Strait zusammengetrieben, das erschwerte unser Vorhaben. Als wir in die ersten Packeisfelder geraten, veranlasst das Krachen die Gäste, schon früh auf die Freidecks oder den Nature Walk zu kommen, um das Spektakel aus nächster Nähe zu erleben.

Am frühen Nachmittag sehen wir einen Eisbären auf einer Eisscholle in einiger Entfernung. Ich stoppe die HANSEATIC nature, und der neugierige Eisbär kommt näher und näher. Er zeigt sich in vielen Posen. Was für ein besonderer Moment. Einige Stunden später bieten wir den Gästen die Möglichkeit eine besondere Erfahrung zu machen und von der Marina aus ein Eisbad zu nehmen – beim legendären „Polar Plunge“

Nord-Rekord für die HANSEATIC nature

Dass sich das Wetter ändern würde, hatte sich abgezeichnet. Damit wir alle die kommende Nacht in Ruhe verbringen können, entscheide ich mich in den frühen Morgenstunden, mit der HANSEATIC nature im Alexandra Fjord Schutz zu suchen. Gleich nach dem Einlaufen in den Fjord und unter Windschutz können wir Walrösser beobachten. Später schlafen wir ruhig im geschützt vor Anker liegenden Schiff. Und auch das Wetter beruhigt sich wieder.  

Am nächsten Tag geht es für uns weiter gen Norden. Bei 79º 02.878' Grad Nord und 073º 31.5957’ Grad West sind die Packeisfelder so dicht zusammengeschoben, dass es kein Durchkommen mehr gibt. Gegen Mittag treten wir die Rückreise nach Süden an, damit wir rechtzeitig in Grönland ankommen. Bis zu diesem Zeitpunkt ist die HANSEATIC nature das einzige Schiff in dieser Saison, das es bis auf 79° Grad in der Nares Strait geschafft hat.


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In der Nacht geraten wir noch einmal in einen dichten Packeisgürtel, der uns zwingt, ins offene Wasser weit unter der kanadischen Küste auszuweichen. Das Gebiet ist jedoch nur sehr lückenhaft vermessen. Das macht die Nachtstunden beim Kreuzen im Eis zu einem wirklichen Abenteuer. Viele Gäste bleiben lange auf, um zu erleben wie die HANSEATIC nature unter Einsatz ihrer starken Nebelscheinwerfer den Weg durch das Eis sucht.

Siorapaluk ist die nördlichste bewohnte Inuit-Siedlung der Welt. Nur wenige Besucher besuchen diesen abgelegenen Ort. 42 Menschen leben hier, es sind hauptsächlich Jäger. Einer von Ihnen ist Ikuo Oshima. Er stammt aus Japan und nennt Siorapaluk seit 1972 seine Heimat. Ich unterhalte mich lange mit ihm – über die Jagd, über Walrösser, Narwale, Polarfüchse und Eisbären. Er führt uns in seinen Keller, in dem er Felle und Trophäen lagert. Für mich ein unvergesslicher Moment.

Ein emotionales Treffen vor imposanter Kulisse

Das Kap York bildet die nordwestliche Begrenzung der Melville-Bucht. Hier fand Robert E. Peary einen Meteoriten und brachte Teile davon nach New York. Dem Finder zu Ehren wurde hier 1932 ein 20 Meter hoher Obelisk errichtet, das Robert Peary Monument. Wir bieten den Gästen eine Zodiacrundfahrt vor imposanter Eisbergkulisse an. Es ist ein fantastischer Tag – mit blauem Himmel und fast Windstille. Für viele sicherlich ein Highlight der Reise.

Ein weiterer Höhepunkt bildet den Abschluss der Arktis-Saison für unsere HANSEATIC nature: die Passage des Prins Christian Sunds von West nach Ost bei Traumwetter. Am Ende des eindrücklichen Fjords treffen wir auf unser Schwesterschiff, die HANSEATIC spirit. Sie hat gerade ihre Fahrt durch die Nordwestpassage beendet und befindet sich auf dem Weg nach Ostgrönland. Die Typhone erklingen, es wird viel gewunken, Crew-Mitglieder rufen einander Grüße zu. 

Nach ausgiebigem Austausch setzen unsere Schiffe ihre jeweiligen Reisen fort. Für uns geht es zurück nach Kangerlussuaq. Wo unsere 19-tägige Expedition zu den Wundern der Arktis endet. Und ich freue mich sehr, dass unsere Gäste begeistert sind. Auch ich bin dankbar für die vielen eindrücklichen Momente – und freue mich schon auf die nächste Saison in der Arktis.

Fotos und Text: Kapitän Peter Rößler

Die Wunder der weißen Welt

Faszinierende Eis-Skulpturen, tiefe Fjorde – der Lebensraum der Arktis ist extrem und zugleich faszinierend. Unsere kleinen Expeditionsschiffe mit ihren robusten Zodiacs ermöglichen einzigartige Einblicke in diese besondere Welt. Unsere erfahrene Crew, die versierten Expertinnen und Experten sorgen für vertiefendes Wissen und unvergessliche Momente. Sind Sie bereit für eine Expedition in die Arktis?

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