Lieblingsplätze. Das große Interview. Christoph Strenger

Datum: 17.07.2016
Tags: #europa2 #lieblingsplätze #christophstrenger

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Lieblingsplätze. Das große Interview. Christoph Strenger. Für das E2MAG laden wir Entscheider und Persönlichkeiten ein auf ein intensives Gespräch: Es geht um das Leben als Reise und um die Arbeit als Leben, um Verantwortung und Wettbewerb, Widersprüche und Zahlen. Den Ort für das Gespräch bestimmt der Gast.

Christoph Strenger gilt als einer der erfolgreichsten Gastronomen Hamburgs. Der Westfale betreibt mit zwei Geschäftspartnern ein Imperium von 27 Lokalen, darunter beliebte Bars wie das „Clouds“ in einem der Tanzenden Türme auf dem Kiez oder den „Chili Club“ in der Hafencity. Er ist Fan beider großer Fußball-Clubs der Stadt und sitzt im Aufsichtsrat des Handball SV Hamburg. Einer der Grundsteine seines Erfolgs ist die Eröffnung des Hotels „East“ vor 15 Jahren, einem der ersten Design-Hotels in Hamburg.

Sein Lieblingsplatz: Kapstadt, das „Soho House“ in Manhattan und das Restaurant in seinem Hamburger Hotel.

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Hamburg-Reeperbahn. In einer ehemaligen Eisen-Gießerei hat sich das Design-Hotel „East“ etabliert. Ein gemauertes Gewölbe, rot-gelbes Licht, Schattenspiele, die von organischen Formen inspirierten Strukturen vom amerikanischen Star-Architekt Jordan Mozer. An einem der vielen, noch leeren Tische – das Restaurant öffnet erst in zwei Stunden – sitzt Christopher Strenger. Jeans, ein lässig getragenes kariertes Hemd darüber, Leder-Halsband, Samtjacket, kurze graue Haare. Ein großer Mann, dessen Erfolgsrezept schon nach wenigen Momenten ganz klar ist: Er liebt, was er tut…

E2MAG: Lieblingsplätze heißt diese Gesprächsreihe auch, weil wir uns an den Lieblingsplätzen der Interviewpartner treffen. Warum hier?

Christoph Strenger: Wir hätten uns auch in New York treffen können. Ich liebe New York. Aber das „East“ ist für mich mehr: Ich arbeite hier, ich lebe hier, ich wohne hier. Es war immer mein Lebensziel, dort zu arbeiten, wo ich mich wohl fühle. Und deshalb ist es mein Lieblingsplatz.

Sind Sie ein effizienter Mensch?

Zugegeben: Andere stehen morgens auf, duschen, frühstücken, begeben sich in einen Stau oder in die Bahn, bis sie am Arbeitsplatz sind. Da vergeht leicht eine halbe bis ganze Stunde. Die Fahrt zur Arbeit kostet dann bis zu zwei Stunden. Jeden Tag. Ich rechne meine Arbeitstage mit 12 Stunden. Ich spare jährlich also 20 Arbeitstage, weil ich hier wohne. Zudem kann ich so besser beurteilen, wie das Ganze funktioniert, wie sich unsere Gäste hier fühlen. Vor allem aber mag ich es.

Schon als junger Mann war mir klar: Ich mache nur, was mir gefällt.

Die Arbeit muss also Spaß machen?

Schon als junger Mensch war mir klar: Ich mache nur, was mir gefällt. Unabhängig davon, wie viel ich damit verdiene. Geld ist mir nicht wichtig. Klar, es wäre vermessen zu sagen, ich brauche kein Geld. Aber ich kenne viele reiche Menschen und habe nicht den Eindruck, dass sie glücklicher sind. Ich bin zu tausend Prozent zufrieden. Hmm, allerdings: Eine Wohnung am Central Park wäre schon cool.

Wie wurden Sie, wer Sie sind?

Ich wollte ein Restaurant eröffnen. Dass dann so viel mehr daraus wurde, das war nie der Plan. Ich bin sowieso kein Mensch der Pläne, mache keine Vorgaben für den Umsatz und die Zahl der Mitarbeiter. Mir geht es eher darum, schöne Projekte zu verwirklichen.

Wie wurden Sie, wer Sie sind?

Bevor ich meine meine Firma gründete, habe ich mir die Frage gestellt: Was ist mir im Leben wichtig? Darüber habe ich Buch geführt. Das wäre auch meine Empfehlung an junge Menschen, die noch nicht wissen, was sie machen wollen. Fragt einfach, was ist euch eine Herzensangelegenheit? Bei mir stand ganz oben noch: ausschlafen. Ich hasse es, wenn ein Wecker klingelt. Deswegen habe ich keinen.

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Mit Ausschlafen kann man aber doch kein Geld verdienen?

Bei dieser Buchhaltung hab ich einfach radikal alles notiert, was mir etwas bedeutet: Ich mag Musik, bin selber Musiker. Und ich kann andere begeistern, war Klassensprecher, Trainer im Handballverein. Essen und Trinken sind eine weitere Leidenschaft. Ich liebe gutes Essen, bin kein gelernter Koch, kann aber mit Getränken umgehen, Cocktails mixen. Ich kann sehr viel arbeiten, bis spät in die Nacht. Dann reichen auch mal drei oder vier Stunden Schlaf. Was ich sagen will: Ich habe mich vor allem auf meine Stärken besonnen, jedenfalls haben die im Zusammenspiel dazu ausgereicht, dass ich seit 1989 quasi im Jahresrhythmus ein neues Lokal eröffnet habe, insgesamt etwa 40 in den vergangenen 25 Jahren.

Wie viele Menschen arbeiten für Sie?

Es sind ungefähr 1.000 Mitarbeiter in noch 27 Lokalen. In all den Jahren haben bestimmt einige tausend Menschen für mich gearbeitet. Diese Zahl beeindruckt vielleicht, mir aber ist wichtig, dass es viele Mitarbeiter gibt, die seit Anfang an dabei sind. Es handelt sich für mich ja nicht nur um einen Arbeitsplatz, sondern um viel mehr – mein Team ist tatsächlich irgendwie auch meine Familie.

Kann man bei Ihnen Karriere machen?

Ich fordere das sogar ein. Wenn ich sehe, es gibt gute Leute um mich, dann kann ich mich drauf verlassen. Denn im Grunde meines Herzens bin ich – salopp formuliert – ein „fauler Sack“. Je besser die Mitarbeiter, desto einfacher ist mein Leben. Nur dann kann ich es mir erlauben, für drei oder vier Wochen in den Urlaub zu fahren, weil ich weiß, die haben das alles im Griff. Mein Ziel ist, möglichst schnell, möglichst viel Verantwortung zu delegieren. Das sind doch eigentlich ganz gute Voraussetzungen für eine Karriere.

Luxus ist für mich mehr als nur Reichtum.

Gehört zu jedem Erfolg auch das Scheitern?

Misserfolg gibt es für mich nicht. Es ist schon ein Erfolg, wenn man die Energie hat, etwas Neues zu versuchen. Dass man nicht immer einen Hit landet, das ist nun mal so. Aus Erfahrungen lernt man. So habe ich mal versucht, in New York ein Restaurant aufzumachen. Doch das war so schwierig und anders als hier in Deutschland, wir haben uns schnell wieder zurück gezogen.

Manhattan ist herausfordernd, aber auch ein Trend-Labor. Sie, als ausgewiesener New York-Fan, welche Trends beobachten Sie da?

In New York ist Deutsches gerade sehr angesagt. Die Neue Galerie ist ein Museum mit deutsch-österreichischer Kunst direkt am Central Park. Es gibt diverse Restaurants mit „german cuisine“. Vor einer Art Wiener Café mit Kaiserschmarrn und Weißwürsten warten die Menschen in einer langen Schlange auf Einlass. Die New Yorker ziehen sich ein Dirndl an und gehen in den Biergarten. Das ist schon witzig.

Einen neuen Luxus-Trend gibt es ja auch in der Hotellerie New Yorks. Interessant für den Hotel-Inhaber?

Es kommt darauf an, was man als Luxus definiert. In New York kann ein Hotelzimmer leicht 350 Dollar kosten – und man wohnt trotzdem nur in einem 3-Sterne-Haus. Für fünf sind dann 1.400 Dollar und mehr fällig. Einige bieten spektakuläre Ausblicke. Was ich interessant finde: Die neuen Luxus-Hotels verzichten auf Pomp. Auch für mich ist Luxus nicht gleichbedeutend mit Reichtum. Luxus bedeutet, Zeit zu haben. Zudem schätze ich Understatement, nicht raushängen zu lassen, dass man sich etwas leisten kann. Ich mag es, wenn man sich nicht nur eine luxuriöse Reise gönnt, sondern auch ein tolles Projekt finanziert. Und das erzählt man nicht. Auch nicht in einem Interview. Man macht es einfach.

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Haben Sie schon mal eine Kreuzfahrt unternommen?

Ich habe nur einmal eine Woche auf einem Kreuzfahrtschiff verbracht. Ohne dass es fuhr. Das war bei den Olympischen Spielen in Athen.

Wenn Sie eine machen sollten, was würden Sie daran schätzen?

Ich habe von Leuten gelesen, die auf Weltreise waren mit einem Kreuzfahrtschiff. Das fand ich spannend – den vertrauten Komfort immer dabei haben, vor einem die Schönheit dieser Erde. Aber vor allem finde ich den Gedanken toll, sich so viel Zeit nehmen zu können. Die, von denen ich gelesen habe, waren ein halbes Jahr unterwegs… Ich würde gern mal mit einem Schiff nach New York einfahren.

Bleiben wir beim Thema: Wenn Sie eine Flaschenpost absetzen würden – was stünde drin?

Die wichtigsten Dinge im Leben sind für mich: Respekt, Toleranz und Gerechtigkeit. Jeder sollte jedem zuhören, über das eigene Tun nachdenken und gerecht sein. Das wäre wohl mein Flaschenpost-Vermächtnis.


Mit der EUROPA 2 in die spannendste Stadt der Welt

Christoph Strenger ist ein großer New York-Fan. Im Herbst begibt sich die EUROPA 2 auf folgende Reisen in die US-Metropole: