Local Heroes in den Metropolen der EUROPA 2: Lissabon
LOCAL HEROES. Metropolen der Welt aus Expertensicht – das ist der Claim einer neuen Reihe im E2MAG, die in Kooperation mit der Wiener Insiderei entstanden ist. Künstler, Designer, Intellektuelle geben in Interviews einen Einblick in die Metropolen, in denen sie leben. Es sind Städte, die auf den Reiserouten der EUROPA 2 liegen, und so bietet sich die Möglichkeit, intensiv in die lokale Kultur einzutauchen. In Lissabon sprechen wir mit Miguel Júdice. Er leitet die portugiesische Hotelgruppe Thema-Hotels & Resorts und sammelt Tipps für einen Lissabon-Guide. Der perfekte Gesprächspartner
INSIDEREI: Sie sagen, Lissabon ist zur Zeit die coolste Stadt Europas. Warum?
Miguel Júdice: Lissabon hat die Nase vorn, schon wegen seiner warmen, entspannten Stimmung, wegen der Lebendigkeit und Freundlichkeit seiner Bewohner und wegen seiner großartigen Kreativität. Die hat sie nicht nur von den Lisboetas, sondern auch von den vielen Zugewanderten, die hier leben wollen, weil Lissabon sicher ist und schön und eine gute Work-Life-Family-Balance bietet. Hier tut sich viel, ganz besonders im Kunst- und Kulturbereich, beim Essen und Wein. In den letzten Jahren hatten wir viele Hotel- und Restauranteröffnungen.
Was sind das für Neueröffnungen, von denen Sie gerade gesprochen haben?
Zwei neue Restaurants, die ich schätze, sind das Rio Maravilha in Alcântara und das Espumantaria do Petisco in Castelo. Von ersterem schaut man auf „unseren“ Christus, das Ebenbild der Statue in Rio de Janeiro, dazu wird Diogo Noronhas moderne Küche serviert. Das Espumantaria do Petisco bietet innovative portugiesische Küche und eine große Auswahl prickelnder Weine. Das Fünf-Sterne-Boutiquehotel Santiago de Alfama hat wunderschön designte Zimmer und eine traumhafte, ruhige Atmosphäre. Und die Underdogs-Galerie in Beato ist ein sehr interessantes Projekt, eine kulturelle Plattform für zeitgenössische urbane Künstler aus der ganzen Welt.
Welcher Stadtteil ist gerade angesagt?
Ich würde sagen Beato, ein Industrieviertel mit verlassenen Fabriken und alten Palästen, in dem immer mehr hippe Restaurants, Kunstgalerien, Loft-Residenzen und Büros aufmachen.
Wo reservieren Sie einen Tisch für das Abendessen?
Das Lokal, das mich in letzter Zeit am meisten beeindruckt hat, war das Kanazawa in Algés. Der japanische Küchenchef Tomoaki Kanazawa führt es mit seiner Frau und seiner Tochter. In dem kleinen Restaurant mit nur acht Plätzen servieren sie ein 33-gängiges Kaiseki Dinner und zelebrieren japanische Tischkultur.
Und wo bekommen wir die besten Pastéis de Nata?
Pastéis de Nata finden Sie fast in jedem Café in Lissabon. Meine aktuellen Favoriten sind Pastéis da Ribeira im Ribeira Market und Manteigaria in Chiado.
In welcher schicken Hotellobby nehmen wir einen Drink?
Der coolste Platz ist für mich das 9Hotel Mercy in Chiado mit seiner fantastischen Bar und den auf Tee basierenden Cocktails.
Im Oktober kommt Ihr Lissabon-Guide heraus: Wie kam es zu der Idee?
Ich hatte diese Idee, nachdem ich mir die Pariser Ausgabe von „500 versteckte Geheimnisse“ gekauft habe. Ich dachte mir, ich könnte doch die Lissabon-Version schreiben. Tatsächlich kenne ich sehr viele spannende Plätze und Erlebnisse in dieser tollen Stadt und hab beschlossen, sie mit anderen zu teilen.
Lissabon ist ein lebendiges Museum: Was müssen wir sehen?
Meine Lieblingsplätze sind die versteckten Winkel, wo man die DNA und die kulturelle Vielfalt der Stadt so richtig spüren kann. Die spannendsten Viertel in dieser Hinsicht sind Alfama und Mouraria: Ich rate Ihnen, ohne Karte dorthin zu gehen und sich in den unzähligen labyrinth-artigen Straßen zu verlieren.
In welches Hotel in Lissabon würden Sie sofort einziehen?
Das Memmo Alfama ist der ideale Fleck zum Leben. Ich würde dort sofort wegen der großartigen Aussicht auf den Fluss und die Dächer der Altstadt einziehen, wegen der warmen Atmosphäre und der Tatsache, dass es in einem der authentischsten Teile der Stadt liegt.
Letzte Frage: Was ist der beste Ort, um jenes besondere Lissabon-Lebensgefühl zu erleben, für das es sogar einen unübersetzbaren Begriff gibt – Saudade?
Saudade, also dieses nostalgische Gefühl, das man spürt, wenn man an jemanden oder etwas Bestimmtes denkt, das man vermisst, kann man am besten aufsaugen, wenn man die traditionelle Musik, Fado, hört. Sie transportiert genau diese Stimmung. Dieses Lied hört man überall in den traditionellen Vierteln, am authentischsten ist es, wenn man zufällig über jemanden stolpert, der es gerade für Freunde oder Passanten improvisiert. Zwei gute Plätze dafür sind Mesa de Frades und A Baiuca, beide in Alfama.
Fotos: Susanne Baade, Gaby Corrêa
Trend-Metropolen en route
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Dieser Link führt zur Insiderei. Das Portal wurde 2010 vom Reisejournalisten Robert Kropf gegründet. Seine Idee: Spannende Menschen aus der weltweiten Creative Industry verraten ihre persönlichen Lieblingsplätze in der Stadt, in der sie leben und arbeiten – ein Insiderguide, abseits touristischer Trampelpfade.