MS EUROPA um die Welt: der Gastgeber – Hoteldirektor Josef Gruber
MS EUROPA um die Welt: Von Dubai nach Hamburg führt die Weltreise des Luxusschiffes. Der PASSAGEN BLOG ist dabei und stellt in loser Folge Metropolen und Menschen vor. Den Anfang macht der Gastgeber der EUROPA – Hoteldirektor Josef Gruber
MS EUROPA um die Welt. So sieht er also aus – der Millionen-Mann der EUROPA. Hoteldirektor Josef Gruber ist ein echter Seebär: groß, kräftig, das silbergraue Haar korrekt gescheitelt, ein freundliches Lächeln im weißen Bart. Als Hoteldirektor an Bord personifiziert er die Gastfreundschaft des Schiffes, und er füllt sie mit seiner ganzen Statur aus. Rund 170 der 285 Crew-Mitglieder sind ihm unterstellt. Küche, Housekeeping, Service. Zudem ist Gruber die Schlüsselfigur in einer besonderen Genuss-Angelegenheit: Ohne ihn gibt es keinen Zugang zum Kaviar-Raum auf Deck 3. Hinter einer mit zwei Schlössern gesicherten Stahltür liegen die schmuckvollen Blechdosen. Nach einer frischen Lieferung stapeln sich da durchaus Werte zu einem Verkaufspreis von rund zwei Millionen Euro.
Für die Medien, so Gruber höflich, ist das immer eine große Geschichte. Es gebe unzählige Fotos, die ihn vor oder in diesem Kühlraum zeigen würden. Dabei sei das nur ein Neben-Aspekt seiner Arbeit, falle eigentlich sogar in den Aufgabenbereich des Hotel Inventory Controllers, und nur weil er dessen Vorgesetzter sei… Jetzt lacht Josef Gruber. Und selbstverständlich wird er uns später auch hinunter führen in den Tresor mit dem „schwarzen Gold“, ganz nahe der Wasserlinie. Doch noch sitzen wir in seinem Büro auf Deck 4, neben der Rezeption gelegen. Durch ein hohes Fenster fällt der Blick auf das Meer, neben dem Computer-Monitor steht ein Bonsai-Bäumchen.
Eine Eiche ist Gruber für den Betrieb an Bord der EUROPA. Undzwar eine österreichische, wie viele Top-Kräfte der Hotellerie. Gruber lebt in der Steiermark, im Herz der Ostalpen, die sich hier auf über 3.000 Meter in den Himmel stemmen. Charakterstark seien die Menschen hier, sagt man, „sehr strebsam“. Wenn man dem großen Kerl gegenüber sitzt, ahnt man, was damit gemeint sein könne. Auf die Frage, wie er zur See gekommen sei, antwortet Gruber, dass er sehen wollte, was hinter den Bergen liegt. Und er hat inzwischen viel gesehen von der Welt. Allein mit der EUROPA hat er sie 16 mal umfahren.
Das klingt so leicht, es war aber ein beschwerlicher Weg. Gruber lernte Koch, arbeitete im Service großer Hotels. Er bildete sich fort an der Hotelfachschule in Wien und kam 1976 auf sein erstes Kreuzfahrtschiff. Damals war die Kreuzfahrt noch eine elitäre Reiseform, und man hatte ein gutes Auskommen. Doch Gruber besuchte die Cornell University of Hotelmanagement und stieg auf in die Führungsriege. „Ich war fasziniert von den Expeditions-Reisen. Als sich mir die Möglichkeit bot, auf die HANSEATIC von Hapag-Lloyd Kreuzfahrten zu wechseln, sagte ich sofort zu.“
Wenn man Gruber fragt, was ihn so fasziniert an der Welt, dann kann er ganz leise Töne anschlagen: „Mir liegen die mystischen Orte weitab von Zuhause am Herzen, wenn morgens der Nebel über einem Dschungel dampft, man Konturen fremder Kulturen zu sehen bekommt, fremdartige kulinarische Eindrücke schmeckt, Menschen am Markt einen anlächeln, dann bin ich angekommen.“ Jetzt schwärmt Gruber los – von den Märkten Asiens und Südamerikas, von Südafrika, Australien und vom Mittelmeer. Wie schön es ist, wieder in die Heimat zu kommen. Aber kaum länger zu Hause, erwacht sie langsam wieder, die Reiselust.
Man merkt, dieser Mann liebt das Leben an Bord, trotz der Herausforderungen, die es birgt. Denn auch wenn man die Welt bereist, geht es auf dem Schiff enger zu als in einem Dorf der Steiermark. Selbstverständlich vermisst er seine Familie, seine Frau, eine Dänin, mit der er seit mehr als 35 Jahren verheiratet ist. Glücklich, wie er betont, per Skype bleiben sie verbunden.
Seine Leidenschaft für die EUROPA lebt Gruber seit Indienststellung des Schiffes aus. Er kennt hier jeden Winkel. Inzwischen hat er sich mit uns auf den Weg gemacht. Hinter den luxuriös gestalteten öffentlichen Bereichen zeigt sich das Fünf-Sterne-Schiff eher pragmatisch. Über Eisentreppen geht es hinab zum Kaviar-Raum. Einige Matrosen scherzen mit dem Hoteldirektor. Er lacht laut und herzlich. Jetzt wiegt er eine der Dosen in Händen. Klar, sei das toll, so einen besonderen Genuss servieren zu dürfen. Noch mehr aber liebe er die Begegnung mit den Menschen – das Gespräch, die Geste. Und dafür zu sorgen, dass sich die Gäste noch wohler fühlen als er, der Gastgeber der EUROPA.
Im Million-Dollar-Room fragen wir den Hotelmanager – abgekürzt auch „Hot-Man“ – worauf er sich bei der bald beginnenden, 151-tägigen Weltreise besonders freut:
• Pink Beach auf den Komodo Inseln. Ein Strand in Rosa, farbenfrohe Riffe, grüne Hügel und die berühmten Warane. Abenteuer pur.
• Die Einfahrt in San Francisco. Ein Höhepunkt der Weltreise, wenn die Brücke langsam aus dem Dunst auftaucht. Gänsehaut-Feeling!
• New Orleans. Nach vielen Jahren wieder im Programm, freue mich sehr auf die Stadt, in der die Luft vibriert mit Musik und Tanz.
• Die klassische Überfahrt von New York nach Hamburg. Wir reisen im Geist der Zeit von Albert Ballin und dem Blauen Band und erreichen zum Hafengeburtstag unseren Heimathafen. Ich kann noch nicht so viel verraten, außer: Es wird toll!