Neue Kapitänin auf der Brücke von Hapag-Lloyd Cruises: Isolde Susset übernimmt das Steuer

Auf eigenen Wunsch verlässt CEO Julian Pfitzner das Unternehmen, sein Aufgabenbereich wird von Isolde Susset als Managing Director fortgeführt. Im Doppel-Interview geben beide Rück- und Ausblicke, sie sprechen von besonderen Momenten, einer einzigartigen „Familie“ und vom großen, orangefarbenen Herz.

Datum: 18.06.2024
Tags: #hapaglloydcruises

Liebe Isolde Susset, dürfen wir dieses Interview mit einer frechen Frage beginnen: Werden Sie bei der nächsten Werftzeit auch die EUROPA und die EUROPA 2 mit der höchsten Eisklasse ausstatten lassen – wie die Expeditionsschiffe, für die Sie seit vielen Jahren verantwortlich sind?

Isolde Susset: Das ist gar nicht nötig. Denn, was nur wenige wissen, unsere Luxusschiffe verfügen bereits über einen eisverstärkten Rumpf. Ich sehe mich übrigens auch nicht als reine Expeditions-Expertin. Ich habe während meiner Zeit in diesem Unternehmen die Indienststellung aller fünf aktuellen Schiffe begleiten dürfen. Ich bin stolz darauf, dass ich jetzt bei Hapag-Lloyd Cruises die Verantwortung übernehmen darf. 

Lieber Julian Pfitzner, nach 14 Jahren verlassen Sie Hapag-Lloyd Cruises. Welche Momente werden Sie besonders vermissen?

Julian Pfitzner: Am allermeisten wird mir die Zusammenarbeit mit den Menschen an Land und an Bord fehlen. Besonders wenn es darum ging, Herausforderungen zu meistern. Das war immer ein sehr gutes Gefühl. Ebenso vermissen werde ich diese leichte Aufregung, wenn ein Schiff nach einer langen Reise wieder „nach Hause“ kommt. Wie die EUROPA 2, die kürzlich nach neun Monaten zum ersten Mal wieder in Hamburg angelegt hat. Das ist so, als würde ein Kind nach einer Klassenfahrt wieder vor der Haustür stehen. 

Werden Sie das in Zukunft hin und wieder auch noch tun, an den Hafen runtergehen, wenn eines der Schiffe einfährt?

Ich werde für immer auch ein Teil der Hapag-Lloyd Cruises-Familie bleiben. Und ich werde immer wieder mal schauen, wo die Schiffe gerade sind. 

Der Bau der EUROPA 2, die neue Expeditionsklasse und ein starkes Team

 

Gelegenheit für einen kleinen Rückblick – was waren die Highlights in Ihren 14 Jahren?  

Ein Höhepunkt war für mich sicherlich der Bau der EUROPA 2. Eine intensive Zeit, und ich bin unbescheiden genug zu sagen, dass es ein wenig auch mein Baby ist. Spannend fand ich die Umstellung von Hapag-Lloyd Kreuzfahrten auf Hapag-Lloyd Cruises und damit die Öffnung für neue Märkte. Dass wir drei neue Expeditionsschiffe in die Flotte aufgenommen haben, hat unsere Expertise in diesem Segment noch mehr gestärkt. Und ich muss sagen, mich hat – aber ehrlicherweise eher im Nachhinein – beeindruckt, wie wir die Corona-Krise gemeistert haben. Da konnten wir eindrucksvoll zeigen, was für ein starkes Team wir sind.

Frau Susset, Sie können ja auf eine noch längere Zeit mit Hapag-Lloyd Cruises zurück blicken. Nehmen Sie uns mal ein wenig mit auf Ihre Reise?

Als ich vor mehr als 20 Jahren angefangen habe, wurde gerade das Expeditionsgeschäft aufgebaut. Ich durfte dabei sein als die BREMEN als erstes Schiff rund um Spitzbergen gefahren ist. Ich habe mit dem damaligen HANSEATIC-Kapitän Thilo Natke zehn Jahre intensiv daran gearbeitet, die Nordostpassage zu fahren – was uns im Jahr 2014 gelang. Eines unserer Expeditionsschiffe war das erste, das die Marshallinseln anlaufen durfte. Als erste Reederei haben wir zwei Schiffe in die Nordwestpassage geschickt. Wir sind heute noch die einzige Reederei, die den Amazonas hochfährt bis Iquitos. Ich habe die neuen Expeditionsschiffe mitgestaltet. Und es ist ein unvergesslicher Moment in meinem Leben, dass ich die Taufpatin der HANSEATIC nature sein durfte.


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Was haben Sie sich für die nächsten Jahre als „Kapitänin“ von Hapag-Lloyd Cruises vorgenommen?

Mein Team und ich werden weiterhin alles dafür geben, dass die Marke Hapag-Lloyd Cruise strahlt – dass wir die Besten bleiben im Luxus- und im Expeditionssegment. Dabei werden wir ein besonderes Augenmerk auf unsere Servicequalität legen. Nach der Pandemie mussten auch wir einige Lücken schließen. Das ist uns sehr gut gelungen, die Gäste sind sehr zufrieden. Ich werde aber weiterhin zuhören, wo wir optimieren können und bin dazu im engen Austausch mit den Kolleginnen und Kollegen. Julian übergibt mir dafür ein tolles Team – an Land und an Bord.

Herr Pfitzner, was geben Sie Ihrer Nachfolgerin mit auf den Weg? 

Als ich hier vor 14 Jahren angefangen habe, da wusste Isolde schon mehr über das Thema Kreuzfahrt als viele andere. Zudem schlägt in ihrer Brust ein großes orangenes Herz. Mein Mantra ist: Die Qualität ist die Summer der Details. Das war mir stets ein guter Wegweiser und ich bin sicher, auch Isolde wird ihren Weg gehen. Ich wünsche ihr viel Erfolg.

Frau Susset, in den Medien und in den Sozialen Medien war die Resonanz darauf, dass Sie fortan die Marke führen werden, sehr positiv. Wie war das Feedback, das Sie persönlich erhalten haben?

Ich habe viele Glückwünsche übermittelt bekommen. Es gab viel positive Resonanz mit dem Tenor, es ist gut, dass die neue Chefin aus den Reihen von Hapag-Lloyd Cruises kommt. Ich stehe 100-prozentig hinter unseren Schiffen, den Menschen an Land und auf See. Nicht nur mein Herz ist orange, wahrscheinlich auch mein Blut. Ich glaube fest an die Marke, ihre Werte, und ich freue mich darauf, mit diesem tollen Team an Bord und an Land daran zu arbeiten. 

Für welche Werte stehen Sie bei Hapag-Lloyd Cruises?

Wertschätzung und Respekt sind extrem wichtige Werte für mich. Respekt für die Menschen, Respekt aber auch gegenüber der Umwelt. Ehrlichkeit und Vertrauen sind ebenfalls sehr wichtig. Denn wir vertrauen den Kolleginnen und Kollegen draußen auf den Schiffen. So wie sie wissen, dass wir uns immer um sie kümmern. Und die Gäste vertrauen uns, Ihnen wunderbare Urlaubserlebnisse zu kreieren. 

Das orangefarbene Herz und eine große Familie

 

Bei den Crews an Bord, bei den Kapitänen, genießen Sie ein hohes Ansehen. Was ist das Geheimnis der Isolde Susset?

Für mich sind die Schiffe ein Teil der Familie. Es gibt keinen Tag im Jahr, egal ob Weihnachten, Urlaub oder Geburtstag, an dem ich nicht für sie da wäre. Immer wieder suche ich das Gespräch mit den Teams an Bord, sehe mich als ein Teil von ihnen. Und ich liebe meinen Job. Das überträgt sich vielleicht. 

Gibt es etwa täglich einen Call?

Das darf man nicht so wörtlich nehmen. Wenn alles gut läuft, gibt es keinen Grund zu telefonieren. Aber wenn ich mal eine Woche nichts gehört habe, schreibe ich auch mal eine Nachricht: Seid ihr noch da? Dann werden mir besondere Bilder geschickt, etwa von Walrössern auf Spitzbergen oder von einem Beach-Barbecue auf Jost van Dyke.

Frau Susset, Herr Pfitzner, in den vergangenen Jahren haben Sie sehr eng zusammengearbeitet. Was bewundern Sie am anderen, was haben Sie voneinander gelernt? 

Ich bewundere an Julian, wie positiv er an alles herangeht. Und dass er sich immer – egal wie stressig oder herausfordernde es ist – seinen Humor bewahrt. Das werde ich vermissen. Er hatte stets ein Händchen für Luxus auf See. Das hat auch mein Verständnis über die Jahre geprägt.

Ich bewundere an Isolde, dass Sie die Branche in allen Facetten kennt – das operative Geschäft, die Crew und die Kunden. Dabei ist sie eben nicht nur die Dame in Parka und Gummistiefeln, sondern steht im schicken Kleid auch auf der EUROPA ihre Frau.

Viele Menschen, die eine neue Aufgabe übernehmen, machen erstmal Urlaub. Wohin zieht es Isolde Susset?

Ich war im April im Urlaub auf der HANSEATIC nature, und ich plane jetzt im Juli eine Woche durchzuatmen. Ursprünglich wollte ich in Deutschland bleiben. Doch zunächst warte ich ab, wie sich das Wetter entwickelt. Außerdem möchte ich „meine Schiffe“ besuchen. Erst einmal habe ich die EUROPA 2 in Empfang genommen als sie in Hamburg angelegt hat. Jetzt freue ich mich auf die EUROPA, die demnächst zurück kommt.

Fotos: Susanne Baade, Archiv, Interview: Dirk Lehmann

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