„Perfekte Pillow-Lava auf Brown Bluff.“ Die Experten unserer Expeditionsreisen: Hajo Lauenstein, Geologe

Erst das besondere Wissen um ein Reiseziel macht eine Destination erlebbar. Experten und Wissenschaftler an Bord unserer Expeditionsschiffe sorgen für tiefe Einblicke, überraschende Begegnungen und unvergessliche Momente. Wir stellen einige dieser Menschen vor – zum Beispiel: Dr. Hans-Joachim (Hajo) Lauenstein.

Datum: 05.02.2021
Tags: #hanseaticinspiration #hanseaticnature #hanseaticspirit

Hapag-Lloyd Cruises: Für welchen Bereich der Wissenschaft stehen Sie?

Hajo Lauenstein: Ich bin Geologe und Mineraloge.

Gibt es ein Schlüsselerlebnis, das Sie mit Ihrer Disziplin in Verbindung gebracht hat?

Schon mit 12 Jahren, als viele meiner Klassenkameraden noch Rennfahrer, Millionär, Pilot, Feuerwehrmann oder Stewardess werden wollten, stand für mich fest, dass ich Geowissenschaftler sein will. Daran war mein so geliebter Großvater schuld. Die Sommerferien verbrachte ich als Kind immer bei meinen Großeltern, die sich gerade ein Haus bei Göttingen bauten. Bei den Ausschachtungsarbeiten im dort anstehenden Muschelkalk kamen wunderschöne Fossilien zutage: Muscheln, Seelilien, Austern und Ammoniten. Meine Sammelleidenschaft war geweckt. Die schönsten Stücke kamen in mein Regal, mit dem Rest vervielfachte ich mein Taschengeld durch den Verkauf auf den lokalen Flohmärkten. Bald weitete sich meine Sammelwut immer weiter aus. Der Harz, das Sauerland und die Eifel waren die nächsten Ziele. Als Student ging es dann zum Mineralien- und Fossiliensammeln in die Alpen, nach Griechenland, in die Namib und nach Skandinavien. Das Studium, nachdem einmal die grausigen Vorexamensfächer wie Mathe, Physik und Thermodynamik erledigt waren, war für mich dann geradezu spielerisch leicht.


Dr. Hans-Joachim – Hajo – Lauenstein wurde in Bremen geboren, doch schon während seines Studiums der Mineralogie und Geologie zog es ihn hinaus in die Welt. Er hat 15 Jahre in Südamerika gelebt, sieben Jahre im südlichen Afrika und vier Jahre in Asien gearbeitet. Fasziniert von fremdartigen Landschaften durchwanderte er Wüsten und Dschungel, Vulkan- und Hochgebirge. Und es gibt inzwischen nur wenige Länder, die er noch nicht besucht hat. Seit 2007 arbeitet er als Experte für Hapag-Lloyd Cruises.


Wie kam es zum ersten Einsatz auf einem unserer Schiffe?

Nach meiner Promotion über brasilianische Eisenerze habe ich in Namibia das Mineralogische Labor einer Kupfer-, Blei-, und Zinkgrube geleitet. Weitere 17 Jahre war ich in Brasilien im Eisenerzbergbau tätig. Zurück in Deutschland habe ich mich bei Hapag Lloyd Kreuzfahrten, so hieß das Unternehmen damals noch, als Lektor beworben. In den Jahren als Bergwerksdirektor wurde meine so geliebte Geologie und Mineralogie durch Meetings, Management, Planungen und Reisen immer mehr in den Hintergrund gedrängt. Auf den Schiffen konnte ich nun meinen eigentlichen Beruf wieder ausüben. Ich gab Vorlesungen über Geologie und Mineralogie. Und so fuhr ich 2009 mit der BREMEN zum ersten Mal in die Antarktis. Bald kam die Arktis hinzu, besonders Spitzbergen, dann Südamerika, West- und Nordeuropa. Und nach und nach die ganze Welt.

Was fasziniert Sie besonders auf diesen Reisen?

Ich begeistere mich – und unsere Gäste – für Kreidefelsen, Old Red und Heckla-Hoek Gesteine, für Vulkane, Lavaformen, Granite und Gneise, für Fjorde, Strand- und Wüstensand, für Plattentektonik, Hot Spots, Geysire und Gletscher (auch Gletschereis ist ein Gestein). Und auch die spannende Geschichte der Geologie, die Verwandtschaft zwischen Geologie und Kunst, wurden zu meinen Themen.

Wie nutzen Sie die Ocean Academy? 

Mit den neuen Schiffen habe ich mehr Möglichkeiten, die Geologie noch spannender zu erzählen. In der Ocean Academy gibt es eine wunderbare Gesteinssammlung und hochwertige Stereomikroskope. Hier kann ich in kleinen Gruppen „Geologie und Mineralogie zum Anfassen“ betreiben. Härtebestimmung von Mineralien, Gesteinsbestimmungs-Übungen, Mikroskopie von Sanden und vieles mehr.

Wie verläuft ein typischer Tag an Bord?

Das besonders schöne, aber auch anstrengende an den Expeditionsreisen in die verschiedensten Regionen der Erde ist, dass ich 24 Stunden am Gast und am Gestein bin. Es ist eine verschworene Gemeinschaft die uns alle, Crew und Gast, zusammenhält. An manchen Tagen, besonders in der Antarktis und der Arktis klingelt der Wecker oft schon um 5 Uhr morgens. Schnell einen Kaffee und ein belegtes Brot, anziehen nach dem Zwiebelprinzip. Mütze, Schal, Handschuhe, Kamera, Ersatzbatterien, die Funke, GPS-Gerät, Zodiac Weste (nur allzu oft vergisst man das ein oder andere). Dann ab in die Zodiacs und Erkunden des Geländes: Wo gibt es interessante Gesteine, für die sich der Gast erst interessiert, wenn er sich an den Pinguinen sattgesehen hat.

Fragen der Gäste beantworten, auf das Einhalten der Regeln achten und, oftmals gar nicht so leicht, alle Gäste wieder dazu überreden, wieder mit zu kommen. Zurück an Bord gibt es nach der letzten Anlandung ein Pre- oder Recap. Besonders gerne sitze ich dann beim Abendessen mit einer kleinen Gruppe von Gästen im Restaurant um zu plaudern, den Tag Revue passieren zu lassen, um dann mit einem guten Schluck Rotwein ermattet aber zufrieden ins Bett zu fallen. Oder noch eine halbe Stunde lang am Logbuch zu schreiben.


Expedition Semi-Circumnavigation Antarktis (Halbumrundung) – Die Kaiserroute unter den Antarktis-Reisen

Datum: 28.01.2025 bis 02.03.2025 | 33 Tage
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Expedition Azoren - Ein neunfaches Azoren-Hoch

Datum: 13.05.2026 bis 26.05.2026 | 13 Tage
Schiff : HANSEATIC nature
Reisenummer: NAT2610
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Was sind die schönsten Momente einer Expeditionsreise?

Da gibt es einige. Etwa die Zodiac-Anlandung auf der eigentlich immer gesperrten Insel San Thiago auf den Kapverden, wo Charles Darwin – sozusagen als Hobbygeologe – zum ersten Mal über die Evolutionstheorie in der Geologie nachdachte und einen uralten Streit zwischen Katastrophisten und Gradualisten entschied.

Der Fund einer perfekten Pillow-Lava auf Brown Bluff in der Antarktis.

Ein Foto auf Deception Island von einem schneebedeckten Lava-Asche-Hang und am gleichen Tag der Fund eines Felsens aus Basaltklötzen eingebettet in vulkanische Tuff-Asche. Diese beiden Funde inspirierten mich dazu den Vortrag Geologie und Kunst zu schreiben. 

Was darf im Gepäck nie fehlen?

Ein guter Krimi sollte dabei sein. Und mein kleiner Stoffpinguin, der mich immer begleitet.

Beschreiben Sie einen perfekten Glücksmoment für den Experten an Bord…

Es sind die, in denen ich unsere Gäste wirklich für die Geologie begeistern kann. Ich freue mich über Kommentare wie:

„Oh wie schön Sie wiederzusehen. Wir haben uns vor drei Jahren auf der Spitzbergenreise getroffen. Old Red und Heckla-Hoek werde ich nie vergessen.“

„Ich wusste gar nicht wie schön, spannend und ästhetisch Geologie sein kann.“

„Nach der Reise mit ihnen als Lektor für Geologie habe ich mit Beginn meiner Rentenzeit angefangen, Geologie zu studieren.“

Fotos: Privat, Archiv

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