Premiere auf See! Interview mit Alexander Ekman an Bord der EUROPA 2
Auf ihrer Reise von Hamburg in die Mittsommernacht Norwegens erlebten die Gäste der EUROPA 2 die exklusive Uraufführung einer Inszenierung von Alexander Ekman: TAKE FIVE. Im Interview spricht der schwedische Star-Choreograph, der auch die Eröffnungsfeier für die Paralympischen Sommerspiele in Paris gestaltet, über seine Arbeit, den Perfektionismus – und über Entertainment auf See.
Ganz minimalistisch ist die Bühne ausgestattet. Hinten rechts steht ein Bäumchen, vorne links liegt ein Felsklotz, Trockeneisnebel wabert. Auf den Stufen sitzt Alexander Ekman, lässig in hellen Jeans, T-Shirt, die Ärmel der Denimjacke hochgekrempelt, die Haare nach hinten gestylt. Der 40-Jährige gilt aktuell als einer der weltweit erfolgreichsten Chroeografen des zeitgenössischen Tanzes. Seine Stücke werden in den großen Häusern der Welt gespielt, eine seiner Arbeiten eröffnete die Paralympischen Sommerspiele von Paris. Für die EUROPA 2 hat Ekman eine knapp 45-minütige Performance kreiert – für zehn Tänzerinnen und Tänzer. TAKE FIVE feierte seine Premiere auf einer Reise von Hamburg über Schottland in die Mittsommernacht Norwegens. Es war ein sensationeller Erfolg an Bord.
Lieber Alexander Ekman, Ihre Stücke werden auf den Bühnen der größten Häuser aufgeführt. Was bedeutet es für Sie, auf der EUROPA 2 zu inszenieren?
Alexander Ekman: Es ist das erste Mal, dass ich so etwas mache. Normalerweise wird eine solche Performance in einer Oper oder in einem größeren Theater gespielt vor einem Publikum von 2000 Menschen und mehr. Hier handelt es sich um eine sehr intime Version der Show. Und das macht „TAKE 5“ so besonders. Ich denke, jeder in diesem Raum ist näher dran als in irgendeinem anderen Theater. Das ist wirklich einzigartig.
Was können Sie uns zu dem Stück sagen, das die Gäste an Bord im Theater sehen?
Wir haben die neue Fassung eines bestehenden Werkes kreiert, das ich vor einigen Jahren gemacht habe. Es basiert auf einem Stück mit dem Titel „FIT“. Dabei geht es darum, sich auf bestimmte Situationen oder Lebenslagen einzulassen. Auf der Grundlage des Songs „Take Five“ von Dave Brubeck, das ich sehr liebe, ist daraus eine völlig neue Performance geworden. Dafür habe ich ein Ensemble aus zehn renommierten Tänzerinnen und Tänzern zusammen gestellt. Die haben erst in einem Proberaum in Berlin und dann an Bord der EUROPA 2 an „TAKE FIVE“ gearbeitet. So entstand eine ganz und gar einzigartige Show.
Die Proben waren also Teil des kreativen Prozesses. Was zeichnet Ihre Arbeit als Choreograph aus?
Ich mische gerne Kunst und Unterhaltung zu etwas Neuem und Spannendem. Wir haben außergewöhnliche Tänzer aus der ganzen Welt an Bord, die auf höchstem Niveau zusammenarbeiten. Darin steckt auch viel Inspiration. Ich finde, dass die besten Ergebnisse entstehen, wenn alle Beteiligten Zeit haben und sich wohlfühlen. Davon lasse ich mich für meine Arbeit inspirieren.
Sind Sie ein Perfektionist?
Ja, absolut! Ich würde mir keine Arbeit ansehen wollen, die nicht von einem Perfektionisten geschaffen wurde. Kreation ist immer ein hochkomplexer Prozess. Es geht darum, eine großartige Show zu machen. Dabei vergesse ich – vergessen wir, denn es geht den Tänzerinnen und Tänzern sicherlich genau so –, dass wir auf einem Schiff sind. Bis wir den Seegang spüren. Bei einer der Proben war das herausfordernd für die Tänzer, bei der Aufführung dann aber kein Problem.
Was unterscheidet das Publikum auf einem Kreuzfahrtschiff von dem in einem Theater?
Es ist interessant, dass die Gäste in einer anderen Stimmung in die Show kommen. Alle sind buchstäblich im selben Boot, bereits seit Tagen miteinander unterwegs. Und „TAKE FIVE“ ist ein Programmpunkt dieser Reise. Ich war erst gespannt auf die Reaktionen – und am Ende überwältigt von den Emotionen, die hier spürbar geworden sind.
TAKE FIVE
Alexander Ekman hat mit seiner einzigartigen Mischung aus Kunst und Unterhaltung die Grenzen der klassischen Performance erweitert. Seine Arbeit zeigt, das großartige Unterhaltung begeistern kann. Im August 2025 wird Ekman erneut mit einem Ensemble an Bord sein – TAKE FIVE auf der EUROPA 2.
Tanztheater, Moderner Tanz, Zeitgenössisches Ballett – wie beschreiben Sie Ihre Show?
Ich mag es nicht, meine Arbeit zu kategorisieren. Ich denke, man sollte ohne Vorbereitung in die Show gehen und sich einfach fesseln lassen. Ich liebe Unterhaltung, und ich finde, dass der Begriff viel zu sehr an Bedeutung verloren hat. Großartige Unterhaltung ist selten, weil wir ständig von so vielen Dingen abgelenkt werden. Aber großartige Unterhaltung berührt uns. In der Kreation besteht die Herausforderung darin, ehrlich zu sein und zu erkennen, ob etwas funktioniert oder nicht und geändert werden muss. Nur dann kann es großartige Unterhaltung werden.
Was war für Sie die größte Herausforderung, Ihre Kunst an Bord der EUROPA 2 zu bringen?
Auf Kreuzfahrtschiffen, so meine Erwartung, wird oft keine besonders hochwertige Unterhaltung erwartet, vieles ist eher beiläufig, so meine Vorbehalte. Was ich aber während der ersten Tage auf diesem Schiff erkannt habe, ist der hohe Anspruch der Crew an das Erlebnis an Bord. Das hat mich überrascht, und es hat mich begeistert. So entsteht etwas Besonderes. Ich reise gern und liebe es, auf diesem Schiff zu sein – mit all dieser Aufmerksamkeit und Herzlichkeit. So eine Umgebung macht etwas mit uns. Und hatte sicherlich auch Einfluss auf die Performance.
Minutenlanger Applaus, Standing Ovations – haben Sie mit dieser Resonanz gerechnet?
Was soll ich dazu sagen? Es hat mich unfassbar gefreut. Und ich kann nur ermutigen, die nächste Reise mit uns zu erleben: Kommen Sie an Bord! Es ist eine großartige Show. Ich hoffe, Sie genießen es.
Fotos: Susanne Baade, Archiv, Interview: Dirk Lehmann
