Raumschiff BREMEN: eine Reise zum Südlichen Sternenhimmel
Expeditionsreisen in die Antarktis finden im Südhalbkugelsommer statt: Die Nächte sind kurz und oft zu hell, um Sterne zu beobachten. Doch vor den Falklands zeigt sich das Firmament plötzlich in ganzer Pracht…
von Robert Schwarz (Text) und Björn Gerhards (Fotos)
Auf Fahrten in die Antarktis mit MS BREMEN, die allesamt im Antarktischen Sommer stattfinden, kommt dem Sternenhimmel meist wenig Beachtung zu. Nicht, weil die Gäste durch die sagenhafte Natur, die man tagsüber erlebt, abends zu müde sind. Sondern weil es kaum dunkel wird. Je weiter man nach Süden kommt, desto ausgeprägter wird die Tageslänge. Daher nutzen wir die Chance während der ersten Nächte an Bord in Richtung Falklandinseln, da man zu diesem Zeitpunkt noch einigermaßen dunkle Nächte erleben kann.
Der Mond ist fast „voll“ – was nicht optimal ist. Aber die von ihm ausgehende „Lichtverschmutzung“ soll uns nicht vom Sternegucken abhalten. Nach einem herrlichen, sonnigen Tag, der uns wolkenfrei durch die Magellanstraße geleitet hat, beschließen wir kurzfristig, uns um 22:30 auf dem Helikopter Deck zu einer Einführung in den Südlichen Sternenhimmel zu treffen.
Es findet sich eine gute Schar interessierter Gäste ein, und so beobachten wir den Himmel, der anfangs noch sehr von der Sonne hinter dem Horizont erhellt ist. Der Mond strahlt schon fast voll, und erst sind nur ein paar der hellsten Sterne sichtbar. Nach einer guten weiteren halben Stunde zeichnet sich dann aber deutlich das Kreuz des Südens gegen die Umgebungshelligkeit ab.
Durch die lange Dämmerung und den Mond wird es zwar nie richtig dunkel, aber das vereinfacht durchaus auch die Einführung in den Südsternenhimmel, da nur die helleren Sterne sichtbar sind. So wird man nicht gleich von der ganzen Pracht, die man sonst in einer dunklen Nacht in den südlichen Breiten sehen kann, abgelenkt.
Zwei der Experten an Bord, Prof. Dr. Wilfried Korth und ich, sind mit ihrem Wissen und Laserpointern zugegen und informieren über die zu sehenden Himmelsobjekte. So zeigen wir auf den Orionnebel, der auch in der südlichen Hemisphäre gut zu sehen ist, nur steht der Orion hier auf dem Kopf. Auch die beleuchtete Mondseite wechselt bei zunehmenden Mond von rechts im Norden auf links im Süden.
Um etwa 23:30 gibt es dann noch eine besondere Sichtung: die ISS. Die internationale Raumstation umkreist mit 27.600 Kilometern pro Stunde die Erde in etwa 400 Kilometern Höhe in gut 92 Minuten einmal. Bei dem Überflug sieht man aber nicht nur die sehr helle ISS, sondern auch ein weiteres, schwächeres Lichtpünktchen, das ihr in kurzem Abstand folgt. Es handelt sich um die kurz zuvor abgedockte Sojus Raumkapsel mit dem deutschen Astronauten Alexander Gerst und seinen zwei Raumfahrerkollegen an Bord. Nach 6,5 Monaten im All treten sie den Rückflug auf die Erde an.
Weil es langsam empfindlich kühler wird, zieht es uns gegen 00:15 auch zurück – in unser Raumschiff, die MS BREMEN.
Robert Schwarz hat Physik und Astronomie studiert. Bereits als wissenschaftlicher Mitarbeiter war er auf der amerikanischen Amundsen-Scott South Pole Station tätig und hat seither immer wieder am geografischen Südpol geforscht. Sein aktuelles Projekt gilt der kosmischen Hintergrundstrahlung, mit der sich die Urknalltheorie belegen lassen soll. Diese Strahlung lässt sich besonders gut am Südpol erforschen. Da hat Robert Schwarz mittlerweile rund 160 Monate verbracht. Zwischen den Wintern berichtet er an Bord der Expeditionsschiffe von Hapag-Lloyd Cruises über seine Wahlheimat – die Antarktis.