Semi-Circumnavigation Antarktis, Teil 3: MS BREMEN zur Audienz bei den Kaisern

Semi-Circumnavigation Antarktis, Teil 3: das große Abenteuer der BREMEN. Von Ushuaia in Feuerland nach Bluff in Neuseeland führt diese mehr als 30-tägige Expeditions-Reise. Inzwischen hat das Schiff die Ross-See erreicht. Und von dort melden Kapitän Jörn Gottschalk und Lektor Oliver Krüger zwei Vorkommnisse, die in die Chroniken der Kreuzfahrt eingehen könnten…

Datum: 19.02.2017
Tags: #expeditionen #msbremen #semicircumnavigation #kaiserpinguine #diesüdlichsteposition
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  • Datum: 11. Februar 2017 

  • Position: 78°16.1′ S und 173°54.7′ W

  • Wetter: -10,5 Grad, leicht bewölkt, Wind aus WSW mit einer Stärke von 6-7 Bft

  • See: leicht bewegt

  • nächstes Ziel: Beaufort Island

  • bisher zurück gelegte Seemeilen: 3.745 nm (ca. 6.936 Kilometer) seit Ushuaia

  • noch verbleibende Seemeilen: 2.682 nm (ca. 4.967 Kilometer) bis Neuseeland


Semi-Circumnavigation Antarktis, Teil 3: MS BREMEN zur Audienz bei den Kaisern. Es gibt sie noch – die wahren Abenteuer der Kreuzfahrt: Die Semi-Circumnavigation der Antarktis ist eine Expedition, die es in sich hat. Zwar steht das Ziel fest, nach mehr als 30 Tagen auf See wird die BREMEN im neuseeländischen Bluff festmachen. Doch der Weg dahin ist ungewiss. Inzwischen hat das Expeditionsschiff die Ross-See erreicht. Und von dort meldet die BREMEN gleich zwei Vorkommnisse, die von besonderer Bedeutung sind: Worüber Kapitän Jörn Gottschalk berichtet, wird vielleicht sogar einen Eintrag ins Guiness-Buch der Rekorde mit sich bringen. Und was der Lektor für Biologie, Oliver Krüger, beschreibt – und mit den eindrucksvollen Fotos von Page Chichester belegt –, ist ein besonderes Ereignis in der 125-jährigen Kreuzfahrtgeschichte von Hapag-Lloyd Cruises.


von Prof. Dr. Oliver Krüger (Text) und Page Chichester, Georg Steeger (Fotos)


Einige unglaublich schöne Beobachtungen können die Gäste der BREMEN während der Semi-Circumnavigation am 10. Februar 2017 machen. Durch günstige Eisverhältnisse an der östlichen Seite des Ross-Meeres und entsprechende Recherchen durch das Expeditionsteam nimmt die BREMEN Kurs auf Cape Colbeck in der Nähe der Bay of Whales. An diesem Kap gibt es eine Kolonie der legendären Kaiserpinguine, die auf ca. 9500 Brutpaare geschätzt wird. Obwohl die Küken der Kaiserpinguine bereits in Dezember flügge werden, besteht die Hoffnung, auf den noch vorhandenen Eisschollen in der Nähe des Kaps einzelne Tiere zu finden.

Diese Hoffnung erfüllt sich bereits zur Frühstückszeit: auf einer Scholle stehen einige Adeliepinguine und ein weiterer Pinguin, der mehr als doppelt so groß ist. Keine Frage: ein Kaiser! Schnell ist die Brücke informiert und kurz darauf wird eine Gruppe von 30 Kaiserpinguinen auf einer Scholle gesichtet. Behutsam bringt Kapitän Gottschalk die BREMEN vorsichtig immer näher, bis auf 15 Meter an die Scholle mit den Pinguinen heran. Von der geöffneten Back können wir diesen größten Pinguin der Erde ganz aus der Nähe beobachten.


Die Kaiser sind die Riesen unter den Pinguinen


Bis zu 1,30 Meter lang und mit einem Gewicht bis 40 Kilogramm sind Kaiserpinguine die Riesen unter den Pinguinen und als einzige Vogelart der Welt können sie ihr ganzes Leben von bis zu 45 Jahren führen, ohne jemals das Land zu betreten. Sie brüten im Winter und Frühling bei bis zu -60° Grad auf dem Festeis der Antarktis und verbringen den Rest des Jahres auf hoher See.

Nach einer halben Stunde verlassen wir diese Gruppe, nur um kurz darauf eine weitere Scholle mit 20 Tieren zu finden. Auch hier geht die BREMEN auf Schleichfahrt und kommt den Tieren ganz nahe. Erneut ist die Luft angefüllt vom markanten Ruf der Kaiser, aber natürlich auch vom Klicken der Fotoapparate und Surren der Videokameras. Von so einer Beobachtung hatte niemand auch nur zu träumen gewagt.

Auf weiteren Schollen stehen immer wieder Kaiserpinguine, und dabei haben wir Cape Colbeck noch gar nicht erreicht, insgesamt sind es mehr als 100 Tiere. Am Nachmittag ist es dann so weit: große Tafeleisberge versperren zwar das weitere Vordringen zum Kap, aber auf den Schollen sind weitere Kaiserpinguine zu sehen. Und daher werden die Pläne geändert, und es geht in die Zodiacs. Kurz darauf können wir dem Kaiser der Antarktis auf Augenhöhe begegnen.

Die Tiere lassen sich durch uns nicht stören, und trotz der Kälte wird allen ganz warm. Denn jeder begreift, was für außergewöhnliche Beobachtungen heute geglückt sind. An diesem 10. Februar können wir mehr Kaiserpinguine beobachten, als zuvor in der gesamten 125-jährigen Firmengeschichte von Hapag-Lloyd gesehen wurden.


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von Kapitän Jörn Gottschalk (Text) und Page Chichester (Fotos)


Des Nachts reist die BREMEN von Cape Colbeck weiter gen Süden in Richtung Bay of Whales. In den frühen Morgenstunden wird die Position passiert, die allgemein „Framheim“ genannt wird, da Amundsen hier seine Basisstation auf dem Shelf Ice errichtet hatte. Von hier aus machte sich die Expedition auf den Weg, den Südpol zu erreichen. Diese Position befindet sich nun aber auf dem offenen Meer, da das Shelf Ice zurückgegangen ist.

Gegen 8.00 Uhr erreichen wir die südlichste Position, die man mit einem Schiff am Ross Shelf Ice erreichen kann. Überhaupt ist es die südlichste Position, die ein Schiff auf der Welt erreichen kann. Die mitreisende Beamtin der neuseeländischen Behörden erzählte mir am Vortag, dass im vergangenen Jahr die MS Shokalskiy einen „most southern record“ gemeldet hatte. Daraufhin recherchierte ich im Internet und fand weitere Angaben über die südlichste Position, die je eh ein Schiff erreicht hatte. Die MS World meldete im Januar eine noch südlichere Position.

Wir aber erreichen um 08.30 LT (UTC + 11) folgende Position (abgelesen von der Brücke):

LAT: 78° 44,057´S at LON: 163° 41,644´ W

DAS ist die wahrlich südlichste Position, die ein Schiff bisher dokumentiert hat ;-)))


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Wir machen noch spontan ein Bild auf der Back, und dann geht es wieder gen Norden. Wenig später begegnen wir abermals einer Gruppe Kaiserpinguinen.

Nun sind wir auf dem Weg gen Westen. Das Ross Shelf Ice für heute und Morgen auf der Backbord Seite in nur einer Seemeile Abstand.


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Expedition Antarktis

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