Spiritualität und Megacitys. Interview mit Ex-National-Geographic-Chefredakteur Klaus Liedtke zur Reise im Privatjet ALBERT BALLIN

„Inselwelten“. Eine Reise zum Ursprung des Lebens. Im Privatjet ALBERT BALLIN zu spirituellen Orten und Megacitys Asiens. Begleitet wird diese Reise vom Journalisten Klaus Liedtke. Der langjährige Stern-Reporter und spätere Chefredakteur von National Geographic berichtet über eine sich dramatisch ändernde Welt und über seine Abenteuer – vom Aufenthalt im Gefängnis der Vietcong bis zur Einladung zum Maharadscha von Udaipur

Datum: 15.04.2018
Tags: #privatjetalbertballin
Aerial view of Hong Kong city, Victoria harbour in sunset
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Passagen Blog: Lieber Klaus Liedtke, Spiritualität und Megacitys – das sind die Themen der Privatjet-Reise „Inselwelten“. Diese nimmt ihren Auftakt in Hamburg. Als junger Journalist sind Sie auch von Hamburg nach Hongkong gereist und haben die Stadt für den Stern erlebt. Was sind Ihre prägenden Erinnerungen an diesen ersten Aufenthalt?

Klaus Liedtke: Zum ersten Mal in Hongkong war ich gleich nach dem Ende des Vietnamkrieges, über den ich berichtet hatte. In den Wirren der letzten Kriegswochen hatte ich einen Koffer mit meinen persönlichen Sachen von Saigon aus zur Sicherheit postlagernd nach Hongkong geschickt, weil niemand einschätzen konnte, was die Eroberung der Stadt auch für die dort verbliebenen Journalisten bedeuten würde. Als ich dann später versuchte, in Hongkong meinen Koffer abzuholen,  wurde mir das Gepäckstück zwar ausgehändigt – aber es war leer, geplündert. Kann allerdings sein, dass dies schon in Saigon geschehen war.

Sie haben als Reporter die Endphase des Vietnamkrieges begleitet und sind dabei sogar inhaftiert worden. Was war geschehen?

Unmittelbar vor der Einnahme Saigons durch den Vietcong wollte ich gemeinsam mit meinem Fotografenkollegen die Fronten wechseln, um aus der Perspektive der späteren Sieger über die letzten Kriegstage zu berichten. Wir fanden einen Fischer, der uns für viel Geld übers südvietnamesische Meer hinter die feindlichen Linien des heranrückenden Vietcong brachte. Ein sehr abenteuerliches Unterfangen, das damit endete, dass man uns zunächst für amerikanische Spione hielt und in ein „Volksgefängnis“ warf. Zwei Wochen später, nach Ende des Krieges, ließ man uns wieder frei. Es wurde eine interessante Reportage, wenn auch anders als geplant.

Die „Verlockungen der Zivilisation“ sind doch für die meisten dieser Urvölker zu groß…


Wann waren Sie zuletzt in Hongkong? Und wie erleben Sie die Änderungen in dieser Stadt?

In den 90er Jahren, auf dem Weg nach Bejing, wo ich den stellvertretenden Außenminister Chinas interviewte. Hongkong war noch britische Kronkolonie, und man brauchte nicht viel Phantasie, um sich vorzustellen, dass die famose Skyline Hongkongs auch für – damals sagte man noch: Rotchina – eine Art Maßstab sein würde. So ist es ja auch gekommen. Spannend ist die Frage, ob sich Hongkong einen Rest seiner Liberalität bewahren kann. Die Vorzeichen stehen nicht gut.

Das Phänomen des Wandels wird diese Reise begleiten. Wenn der Privatjet ALBERT BALLIN die Inselwelt Papua Neuguineas ansteuert, sieht diese von oben aus wie ein Paradies. Die Reportagen von National Geographic zeigen archaisch lebende Menschen in entlegener Wildnis. Was verbinden Sie mit der Inselgruppe?

Die Ahnung, dass die Zeit für die letzten Stammesvölker auf unserer Erde abläuft. Wir mögen uns zwar wünschen, dass sie ihr „paradiesisches“ Leben noch möglichst lange beibehalten. Aber die Verlockungen der Zivilisation – so wie wir sie definieren – sind doch für die meisten dieser Urvölker zu groß. Und der Druck auf ihre Umwelt durch wirtschaftliche Interessen schlägt immer neue Schneisen in ihre Stammesgebiete.


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Lizard Island hat diesen Wandel vollzogen – die einst unbewohnte „Insel der Echsen“ ist heute eine erstklassiges Resort: paradiesische Sandstrände, die Schönheit des Great Barrier Reefs, großartige Küche. Welche Geschichte werden Sie den Gästen des Privatjets erzählen?

Dass es James Cook war, der dieser Insel ihren Namen gab. Cook, der geniale Seefahrer und Entdecker, war hier während seiner ersten Weltumseglung im August 1770 an Land gegangen, um für seine  Endeavour eine Passage durch die verwirrende und gefährliche Welt der Riffs zu finden. Die fand er dann, indem er auf einen Berg stieg, der fortan „Cooks Look“ hieß. Vielleicht haben wir ja Gelegenheit, auch einmal dort hinaufzusteigen. Cook ist einer meiner großen Helden der Menschheitsgeschichte.

Solche besonderen Orte zu entdecken, ist eine journalistische Tugend. Aber wie kamen Sie zur Einladung, beim Maharadscha von Udaipur zu wohnen?

1972 machte ich eine Reportage über die indischen Maharadschas, die von der damaligen Premierministerin Indira Gandhi ihrer letzten Privilegien und staatlichen Apanagen beraubt wurden und nun dazu übergingen, ihre wunderbaren Paläste in Luxus-Hotels umzuwandeln, um neue Einnahmequellen zu erschließen. Mein Fotografen-Kollege Jay Ullal, ein gebürtiger Inder, kannte in Indien alles, was Rang und Namen hatte – unter anderem auch den Maharadscha von Udaipur. Der lud uns ein, ein paar Tage in seinem Lake Palace zu verbringen. Das waren für mich Momente wie aus „Tausendundeine Nacht“.  Ich freue mich sehr auf ein Wiedersehen.


Worauf ich mich nach langer Reise freue? Auf mein Bauernhof-Idyll im Kehdinger Land…


Auch Indien hat sich sehr verändert in den vergangenen Jahren und ist zu einem dynamischen Industrie-Staat geworden. Ein Land der Gegensätze. Wie erleben Sie die Spiritualität Indiens?

Ich liebe Indien, dieses überquellende Land mit seiner prallen Geschichte, seinen dynamischen Menschenmassen, seinen so unterschiedlichen Kulturen – und eben seiner allgegenwärtigen Spiritualität. Man muss sich darauf einlassen, man muss wissen wollen, um den ganzen Reichtum des Transzendenten, des Übersinnlichen, im indischen Alltag erleben zu können. Hier ist für jeden Sinnsuchenden, um es einmal populär zu fassen, „etwas zu holen“. Ganz gleich, aus welcher Ecke der Welt er auch kommen mag.

Eine letzte Frage: Nach einiger Zeit unterwegs, gibt es immer etwas, worauf man sich freut, wenn man zurück kommt nach Hause. Worauf freuen Sie sich?

Auf mein Bauernhof-Idyll im Kehdinger Land an der Oste. Mit ganz weitem Horizont und hohem, blauem Himmel.


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Great Barrier Reef in Australia From Above

Interview: Dirk Lehmann, Fotos: Archiv Hapag-Lloyd Cruises



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