Unsere HANSEATIC spirit im Sea Trial. Interview mit Kapitän Axel Engeldrum zu den Werftprobefahrten
Beim Sea Trial muss ein Schiff unter Beweis stellen, dass es seetauglich ist: Manövrierfähigkeit und Geschwindigkeit, Maschine und Notfallsysteme werden getestet. Interview mit Kapitän Axel Engeldrum zum Abschluss der Werftprobefahrten unserer HANSEATIC spirit.
Lieber Kapitän Axel Engeldrum, Sie haben den Sea Trial der HANSEATIC Spirit begleitet. Wie lange dauerte diese Testfahrt?
Axel Engeldrum: Wir hatten für die Probefahrt fünf Tage eingeplant und sind auch pünktlich losgefahren. Die verschiedenen und aufwändigen Tests an Bord verliefen zum größten Teil gleich beim ersten Anlauf sehr erfolgreich, so konnten wir bereits nach vier Tagen zur Werft zurückkehren.
Welche Funktionen wurden während des Sea Trials getestet?
Beim Sea Trial geht es hauptsächlich darum, die Funktionen der Maschinenanlage, die Manövriereigenschaften und die Technik an Bord in extremer Auslastung zu testen. Wie schnell kann das Schiff aufgestoppt werden? Funktionieren die Ruderanlagen, Radargeräte, Stabilisatoren? Es wurde geprüft, ob das Schiff die maximale Geschwindigkeit erreicht. Zeiten und Radien wurden gemessen, um Vollkreise, Mann-über-Bord-Manöver und ähnliches zu fahren. Die HANSEATIC spirit wurde, wie auch ihre beiden Schwesterschiffe, mit einem sehr aufwändigen und besonderen Sicherheitskonzept ausgerüstet, es wird „Safe Return to Port“ genannt. Dahinter verbirgt sich die Eigenschaft, dass auch bei einem schweren Schaden, etwa beim Ausfall eines Maschinenraums, das Schiff noch in der Lage ist, die Fahrt weiterhin sicher fortzusetzen. Dieser Fall wurde simuliert und hier an Bord mit Spannung verfolgt. So konnten wir eindrucksvoll sehen, dass alle Notsysteme ineinander greifen – und reibungslos funktionieren. Das war ein besonderer Moment, er hat uns gezeigt, was heute dank modernster Technik beim Bau unserer Expeditionsschiffe möglich ist.
Die HANSEATIC spirit ist das dritte Schiff der neuen Expeditionsklasse. Warum kann sich das Verhalten des Schiffes dennoch von dem der Schwestern HANSEATIC nature und HANSEATIC inspiration unterscheiden?
Das Verhalten der Schiffe wird bei der Probefahrt ermittelt mit dem Ziel, die gleichen Fahreigenschaften wie bei den Schwesterschiffen zu erreichen. Durch Konstruktionsfehler, falsche Einstellungen und ähnliches könnte es zu Abweichungen kommen. Der Sea Trial wurde genau dafür genutzt, um diese Parameter einzustellen – und die vielen verschiedenen Anlagen zu testen und zu justieren.
Man nennt den Sea Trial auch Werfterprobungsfahrt. Was ist dabei Ihre Aufgabe, die des Kapitäns von Hapag-Lloyd Cruises?
Während der Probefahrt waren 82 Personen an Bord. Dabei führt die Werft uns und der Klassifikationsgesellschaft das Schiff vor. Von Hapag-Lloyd Cruises waren 13 Spezialisten aus dem technisch-nautischen Bereich dabei, die sich die verschiedenen Tests und Anlagen haben demonstrieren lassen. Als Kapitän lag mein Augenmerk auf der Sicherheitsausrüstung und den Manövriereigenschaften des Schiffes.
Wie hat sich unsere HANSEATIC spirit beim Sea Trial geschlagen? Wurde ihr die Seetauglichkeit bescheinigt?
Kurz und knapp: Ja! Wir waren sehr zufrieden, die Werft und unser Neubau-Team von Hapag-Lloyd Cruises haben einen tollen Job gemacht.
Es ist ja bekannt, dass Sie das Abenteuer lieben – ist ein Sea Trial ein Stück weit auch ein Abenteuer?
Es ist weniger ein Abenteuer, aber es ist auf jeden Fall eine Expedition! Expedition Technik. Vier Tage lang aufwändige Tests durchzuführen: Das Schiff und die Technik in extreme Lagen zu bringen, Notsysteme zu aktivieren und dabei umgeben von Fachleuten zu sein, das war für mich eine besondere und sehr lehrreiche Fahrt entlang der norwegischen Küste.
Fotos: Archiv, von Bord