„Viele unvergessliche Momente.“ Interview mit Ulf Wolter, Kapitän der HANSEATIC inspiration, zum Start der Antarktis Saison
Kürzlich hat für HANSEATIC spirit und HANSEATIC inspiration die Antarktis-Saison begonnen. Kapitän Ulf Wolter kann auf viele Jahre der Erfahrung zurück blicken. Im Interview spricht er über gigantische Tafeleisberge, nautische Leckerbissen – und über Momente voller Dankbarkeit und Demut.
Lieber Kapitän Ulf Wolter, vor kurzem sind Sie mit der HANSEATIC inspiration aufgebrochen zur ersten Reise in die Antarktis. Sie gehören zu denen, die die Region schon mehrfach besucht haben. Worauf freuen Sie sich?
Ulf Wolter: Es ist immer wieder schön, an Orte zurückzukehren, die einen berühren. Die Stille hören, die üppige Tierwelt, das Eis. Jeder Eisberg ein Kunstwerk. Das Wetter, was unterschiedlichste Stimmungen erzeugt. Und ich freue mich, eine der letzten, nahezu unberührten Regionen auf diesem Planeten besuchen zu dürfen.
Wie bereiten sich Schiff und Crew eigentlich auf eine Reise in die Antarktis vor?
Jedes Besatzungsmitglied wird gründlich vertraut gemacht mit den Briefings der IAATO, der International Association of Antarctica Tour Operators. Die Organisation regelt wie wir die Antarktis und die Subantarktis, also Südgeorgien, bereisen. Dabei geht es auch um Details, etwa wie viele Personen zur selben Zeit an Land sein dürfen. Wir verfügen allerdings über langjährige Erfahrungen und kennen uns hier gut aus.
Fünf Expeditionsreisen werden die HANSEATIC inspiration in die Antarktis führen. Inwiefern ändert sich die Region innerhalb einer Saison?
Im Dezember und Januar dominieren lange Tage. Es wird praktisch nicht dunkel. Im Februar werden die Tage dann rasch kürzer. In der Regel liegt zum Anfang der Saison mehr Schnee an den einzelnen Landestellen. Das Seeeis ist zum Ende der Saison rückläufig, und der Südpolarkreis kann meist einfacher überquert werden. Im Dezember brüten die Pinguine und die Küken schlüpfen. Zum Anfang des Jahres bis in den Februar hinein werden die Pinguinküken langsam flügge. Jede Zeit hat ihren ganz eigenen Reiz.
In den Medien hat zuletzt die Geschichte von A23a für Aufmerksamkeit gesorgt. Was bedeutet das für Sie?
Ich habe schon viele gewaltige Tafeleisberge gesehen. Der A23a ist allerdings ein besonderes Exemplar. Vor einigen Tagen haben wir ihn besucht. Man kann die Dimension kaum erfassen. Alle an Bord waren begeistert, ja, überwältigt von dem Anblick.
Südliche Shetland Inseln, Weddellmeer, Lemaire Kanal – welche werden die „nautischen Leckerbissen“ in dieser Saison sein?
Nautische Leckerbissen ergeben sich mitunter dort, wo man sie vielleicht gar nicht vermutet. Immer abhängig von Wind und Wetter. Und natürlich spielt die jeweilige Eissituation eine Rolle. Spektakuläre Passagen sind der Lemaire Kanal und die Einfahrt in die Caldera von Deception Island.
Sie sind ein Kapitän mit viel Erfahrung im Südpolarmeer. Was war ihr beeindruckendstes Erlebnis?
Da kann man kein einzelnes Erlebnis benennen. Es gibt viele unvergessliche Momente. Jeder steht für sich. Diese bleiben ewig in der Erinnerung haften. Erlebnisse, die durch gutes und raues Wetter erzeugt werden. Die üppige Tierwelt mit Pinguinen, Walen, Robben und Albatrossen. Ebenso spielen die fulminante Landschaft sowie das große und kleine Eis eine Rolle.
Wie fühlen Sie sich, wenn sie abends auf der Brücke stehen und vor diesem menschenleeren Kontinent navigieren?
Ich bin dankbar – und demütig!
Fotos: Archiv, Interview: Dirk Lehmann