Vom Südpol auf die HANSEATIC nature: Kerstin Schley berichtet von ihrem Abenteuer
Bei Temperaturen um minus 40 Grad machte sich eine kleine Gruppe daran, die 111 Kilometer vom 89. Breitengrad bis zum Südpol zu überwinden. Acht Tage dauerte die Strapaze auf Langlaufski. Mit Unterstützung von Hapag-Lloyd Cruises hat Kerstin Schley an dieser Expedition teilgenommen und schließlich die Kristallkugel des symbolischen Südpols erreicht. Interview mit der Pilotin, die in Schulen und an Bord der HANSEATIC nature über ihr Abenteuer berichten wird.
Die Kälte um minus 40 Grad, die dünne Höhenluft in etwa 3.000 Metern über dem Meeresspiegel, das Gewicht des schweren Schlittens, die Monotonie der endlos scheinenden Landschaft – die 111 Kilometer vom 89. Breitengrad zum Südpol waren eine enorme Belastung. Acht Tage brauchte die Expedition, an der die Pilotin Kerstin Schley mit der Unterstützung von Hapag-Lloyd Cruises teilgenommen hat, um die Distanz unter diesen Bedingungen zu bewältigen. Zurück in Deutschland sagt sie: „Es war das Härteste, was ich jemals gemacht habe.“
Wie lief die Expedition ab? Die acht Teilnehmerinnen und Teilnehmer trafen sich in Punta Arenas. Von da brachte sie ein Charterflug ins Union Glacier Camp, einer Station im Ellsworth Land, die als Basis für wissenschaftliche und andere Aktivitäten in der Antarktis genutzt wird. Nach einer kurzen Zeit der Akklimatisation ging es los. Auf Langlaufski setzte sich der Tross in Bewegung, jede Teilnehmerin, jeder Teilnehmer zog einen rund 50 Kilogramm schweren Expeditionsschlitten, so wurde die Ausrüstung transportiert. 60 Minuten Gehen, 10 Minuten Pause, einmal täglich eine einstündige Mittagspause. Am Abend wurden warme Mahlzeiten zubereitet. Schon allein das Tauen des Eises, um die gefriergetrockneten Expeditionsnahrung aufzulösen, dauerte Stunden.
Große Herausforderungen und ein emotionaler Moment
„Der Schlitten wollte überhaupt nicht gleiten, fühlte sich eher an wie ein Anker“, sagt Kerstin Schley, die sich auf diese Herausforderung vorbereitet hatte, indem sie gehend zwei Autoreifen hinter sich her schleifte. „Ich hätte drei Autoreifen nehmen sollen!“ Zudem forderten die Bedingungen ihren Tribut. Ein Team-Leader erkrankte an einer Bronchitis, einige Teilnehmer litten unter Durchfall, einer zog sich Erfrierungen im Gesicht zu. Dennoch blieb die Stimmung positiv. „Ich habe es erstaunlich gut überstanden“, sagt die sportliche Pilotin aus Düsseldorf. „Die Ankunft am Südpol war dann schon sehr emotional. Schließlich ist es seit Jahren mein Traum, einmal an diesem Ort zu stehen.“
Am zeremoniellen Südpol hatte der Veranstalter ein temporäres Camp errichtet. Dort blieben die Teilnehmer noch für zwei Tage, ehe es mit einem Propellerflugzeug wieder zum Union Glacier Camp ging. Und von da aus über Buenos Aires zurück nach Deutschland. Noch immer ist Kerstin Schley überwältigt von den Eindrücken. Im Interview erzählt sie, was sie am meisten bewegt hat – und wie sie die Gäste der HANSEATIC nature, sowie Schülerinnen und Schüler in Deutschland an den Erfahrungen ihrer Reise teilhaben lassen will.
Liebe Kerstin Schley, Respekt für Ihre Leistung - und dafür, dass sie wohlbehalten zurück sind. Gab es eigentlich einen Moment, an dem Sie kurz davor waren aufzugeben?
Kerstin Schley: Vielen herzlichen Dank! Die Antwort auf die Frage lautet: ein ganz klares NEIN. Der Moment kam nie. Obwohl es das Härteste war, was ich jemals gemacht habe. Ich hatte mit der Höhe zu kämpfen, war ständig außer Atem, der Schlitten mit der Ausrüstung, den ich gezogen habe, ist kaum geglitten – aber Aufgeben stand nie zur Debatte! Mit der Kälte kam ich gut klar, die Stimmung im Team war super, obwohl wir alle auch leiden mussten.
Das Trekking war Strapaze mit einem Glücksmoment zum Schluss. Hat sich dadurch der Blick auf die Landschaft verändert? Anders gefragt: Wie steht es nun mit Ihrer Liebe für die Antarktis?
Die Liebe ist sogar noch größer geworden. Gerade weil die Landschaft täglich gleich scheint, habe ich mir immer wieder vor Augen geführt, wo ich eigentlich bin – mitten in der Eiswüste, an einem Ort, den nur ganz wenige Menschen je erleben. In dieser Monotonie wird einem irgendwann bewusst, wie einfach eigentlich alles ist: die Landschaft, das tägliche Leben, welches aus Essen, Trinken, Skilaufen und Schlafen bestand. Wie unbedeutend man als Mensch in diesem großen Ganzen ist, wie simpel das Leben sein kann, und wie wenig man dort zum Überleben braucht. Ich danke Hapag-Lloyd Cruises von ganzem Herzen, dass sie mich bei dieser Expedition unterstützt haben. Diese Landschaft ist einfach grandios und unheimlich faszinierend.
Genau darüber wollen Sie auch an Bord der HANSEATIC nature berichten. Aber sind Sie wirklich schon bereit, wieder in die Antarktis zu reisen?
Ich fliege am 2. Januar und werde an Bord weiterhin Vorträge über die Geschichte der Entdeckung halten, über Amundsen, Shackleton und Nordenskjöld. Dabei kann ich nun auch meine eigenen Erfahrung einbringen. Zudem habe ich eine Präsentation über meine Expedition vorbereitet, da ich ja im Freundeskreis sehe, wie wenig man sich vorstellen kann, wie so eine Tour abläuft. Ob ich schon wieder bereit für Antarktis bin? Aber sofort! Ich liebe Eis und Schnee – und diese Landschaft.
Ihre Expedition war viel mehr als ein ich-süchtiges Abenteuer. Sie wollen in Schulen berichten über Arktis und Antarktis, die Verschiedenheit dieser Lebensräume. Was ist Ihnen an diesen Themen so wichtig?
Meine Schul-Präsentation steht. Ich habe über Weihnachten mit den Kindern meiner Freunde „geübt“ und wollte deren Feedback, um zu verstehen, ab welcher Klasse ich die Präsentation halten kann. Es gibt bereits Anfragen von zwei Schulen, mit denen ich in Verbindungen stehe, um das Projekt nach meiner Rückkehr zu konkretisieren.
Was antworten Sie, wenn die Schülerinnen und Schüler fragen: Würden Sie diese Reise noch einmal machen?
Ja, sofort. Es war herausfordernd, aber vor allem grandios. Auch wenn ich denke, dass eine zweite Ankunft am Südpol weniger emotional ausfallen dürfte.
Sicherlich wollen Sie jetzt nicht alle Schülerinnen und Schüler zum Südpol schicken…
Was ich vermitteln möchte ist: Ich bin kein Extremsportler. Ich friere leicht und leide unter kalten Händen. Ich bin mit knapp 50 Jahren schon relativ alt. Aber ich habe mir ein Ziel gesetzt, hart dafür trainiert – und habe es geschafft, dieses Ziel zu erreichen. Es muss nicht für alle der Südpol sein. Würde jeder dorthin reisen, wäre es zu voll. Dennoch hätte ich mir als Kind niemals zu träumen gewagt, eine solche Expedition zu bestehen. Niemals. Und so ist ein Ziel meiner Vorträge, Kinder zu inspirieren, ihre Träume zu verfolgen. Denn wenn man etwas wirklich will, kann man es auch schaffen.
Fotos: privat, Interview: Dirk Lehmann