Vom Südpol in die Antarktis: Kerstin Schley an Bord der HANSEATIC nature
Die Trekking-Tour über die rund 100 Kilometer vom 89. Breitengrad zum Zeremoniellen Südpol war die bisher größte Herausforderung für die Pilotin Kerstin Schley. Als Expertin berichtet sie an Bord der HANSEATIC nature anschaulich von ihrem Abenteuer – und aus dem Zeitalter der Antarktis-Entdeckungen. In unserem Blog erzählt sie von ihrer Reise.
Auch wenn ich inzwischen mehrfach an Bord gewesen bin, ich freue mich immer wieder auf diesen Moment – wenn es nach kurzer Stadtrundfahrt durch Ushuaia auf die HANSEATIC nature geht. Koffer auspacken, orientieren, Sicherheitsübung. Dann legt das Schiff ab. Für einen Moment stehe ich noch an der Reling. Die Reise beginnt. Zeit für das erste Treffen der Experten an Bord. Einige kenne ich bereits von früheren Expeditionen, andere von der gemeinsamen Zeit im Flugzeug. Viele sehe ich aber zum ersten Mal. In lockerer Atmosphäre tauschen wir uns aus. Wer über diese faszinierende Region in Vorträgen berichtet, hat was zu erzählen und meist schon viel erlebt.
Gummistiefel, Expeditionsparka und Welcome-Drink
Am nächsten Morgen werden Gummistiefel und Parker ausgehändigt. Ich bin für die blauen Jacken zuständig und lerne so die ersten Gäste kennen. Am Abend dann die große Crew-Vorstellung, auch wir Experten kommen auf die Bühne im HanseAtrium. Ich suche den Schiffsarzt auf. Da ich nicht zu den ganz Seefesten gehöre, klebe ich mir vorsichtshalber ein Pflaster hinters Ohr. Es ist der Preis für eine Reise in diese grandiose Region. Am Nachmittag stellt sich der Kapitän mit seinen Offizieren/innen vor – und es gibt einen Welcome-Cocktail.
Stanley, die Hauptstadt der Falklands, ist eher ein Dorf – mit 3.000 Einwohnern und noch einigen der typischen, roten Telefonzellen. Meine Aufgabe ist es, am Museum die Fragen der Gäste zu beantworten. Als Historikerin fasziniert mich die Ausstellung, auch wenn ein großer Teil dem Falklandkrieg gewidmet ist. Am Nachmittag stehe ich am Gispy Cove, einem wunderschönen Strand, der auch in die Karibik passen würde. In der Ferne watscheln Magellan-Pinguine vorbei.
Wir besuchen Paulet Island. Bekannt wurde die Insel durch eine schwedische Expedition unter der Leitung des norwegischen Geologen Otto Nordenskjöld. Eines der Schiffe seiner Expedition sank im Packeis, die Crew konnte sich auf die kleine Insel retten, errichtete eine Hütte und überwinterte in der Antarktis. Unter den wachsamen Blicken einiger Adelie-Pinguine schaue ich mir die Ruine der Unterkunft an. Es ist immer wieder beeindruckend, welche Entbehrungen der Mensch überstehen kann.
Ein Flugzeughangar in der Antarktis und Wehmut in der Drake Passage
Unser nächster Stopp ist Brown Bluff mit einer großen Population von Adelie- und Eselspinguinen. Einige haben Jungtiere, und die sind supersüß anzusehen. Mal erleben wir ein Ice Cruising im Weddellmeer, mal eine Schneeschuhwanderung auf Arne Harbour. Ich, als Pilotin, bin total begeistert von Deception Island mit seinem verfallenen Flugzeughangar und dem Wissen, das von hier der erste motorisierte Flug über die Antarktis startete. Unsere letzte Anlandung: Cuverville Island. Noch einmal gibt die Antarktis alles – Sonnenschein, strahlendes Bergpanorama, Pinguine vor Gletscherlandschaften, in der Ferne gewaltige Tafeleisberge.
Schließlich geht es durch die Drake-Passage zurück nach Ushuaia. Selbst der Umstand, dass sich der Südatlantik rauer zeigt – was mir allerdings, Pflaster sei Dank, nichts ausmacht – ändert nichts an meiner Wehmut. Bye-bye Antarktis. Ich freue mich schon auf meine nächste Reise!
Fotos: Vitalii Panok