Weihnachten auf See: Interview mit Bordseelsorger Edgar Hasse
Weihnachten auf See. Im Dezember sind die Schiffe von Hapag-Lloyd Cruises auf allen Weltmeeren unterwegs: BREMEN und HANSEATIC kreuzen in der Antarktis, die EUROPA 2 ist auf Fahrt von Neuseeland nach Australien, und die EUROPA erreicht während ihrer Weltumrundung Thailand. Da wird Bordseelsorger Edgar Hasse die Christmette lesen. Der PASSAGEN BLOG traf ihn zum Interview
Der Hamburger Journalist Edgar Hasse wird Heiligabend die Christmette an Bord der EUROPA lesen und auch einen Gottesdienst für die Crew halten. Im Interview mit dem PASSAGEN BLOG äußert er sich zur Geschichte der Bordgeistlichen, zu Weihnachtsstimmung bei strahlendem Sonnenschein und zu besonders gesegneten Momenten
PASSAGEN BLOG: Journalist und Kreuzfahrtseelsorger – wie passt das zusammen?
Edgar Hasse: Wenn man meine Biographie kennt, dann gehen da Religion und Theologie Hand in Hand mit Publizistik. Als Journalist habe ich jeden Tag mit Menschen zu tun, die mehr Fragen an die Religion haben, als dass sie sich in ihr wiederfinden. Ich sehe mich nicht als abgekapselten Kirchenmann, sondern nah am Wirklichkeitsstrom.
Seit wie vielen Jahren arbeiten Sie als Bordgeistlicher?
Als ich meine Dissertation zum Thema „Weihnachten“ fertig hatte, wurde ich von einer Reederei gefragt, ob ich an den Feiertagen die Gottesdienste auf einem Kreuzfahrtschiff übernehmen könnte. Da hab ich direkt zugesagt. 2010 war ich sozusagen auf Probefahrt – rund um die Kanarischen Inseln, mit Anläufen in Funchal und Agadir. Daraufhin habe ich mich um eine Sondergenehmigung der Evangelisch-lutherischen Kirche in Norddeutschland bemüht. Ich bin ja an Bord nicht als Edgar Hasse unterwegs, der zufällig Christ ist. Sondern als von der Nordkirche entsandter Geistlicher. Bordseelsorger gibt es übrigens seit dem 19. Jahrhundert. Sie begleiteten die Auswanderer auf deren Weg von der Hamburger Ballinstadt in die Neue Welt.
Gibt es Momente aus Ihrer Tätigkeit, die Ihnen nachdrücklich in Erinnerung sind?
Es gab viele bewegende Gespräche. Aber besonders eindrücklich war Heiligabend in der Antarktis. Da waren wir in der Weddel Sea. Um 23 Uhr haben wir die Christmette gefeiert, der Crew-Chor hat gesungen, draußen ein herrlicher Sonnenuntergang. Das hat mir gefallen, weil wir sonst die stille und heilige Nacht mit Dunkelheit verbinden.
Immer mehr Menschen wenden sich von der Kirche ab. Wie verhält es sich an Bord?
Natürlich kommen nicht alle Gäste zu den Veranstaltungen. 400 Passagiere in der Christmette? Das ist unvorstellbar. Nach meiner Erfahrung gehen an Land etwa ein Drittel aller Kirchenmitglieder Weihnachten in die Kirche. An Bord ist es ähnlich.
Auf den Schiffen arbeiten viele Philippiner, die sind ja richtiggehend weihnachtsverrückt (in Manila dekoriert man bereits im Oktober). Wie sind Ihre Erfahrungen mit anderen Nationalitäten an Bord?
Wer richtig fröhlich Weihnachten feiern möchte, ist auf einem Schiff von Hapag-Lloyd Cruises richtig. Schon wegen des Crew-Chores. Wir wünschen uns hier zwar „Fröhliche Weihnachten“, aber die Philippiner feiern vergnügter, weniger sentimentalisiert und ohne Weihnachtsbaumseligkeit. Mein persönlich schönstes Weihnachten war, als der Crewchor und der Bootsmann auf der HANSEATIC gesungen haben: Das war für mich ein Teil der göttlichen Weihnachtsfreude, die dieser Chor uns geschenkt hat.
Weihnachten – Antarktis oder Südsee. Welchen Einfluss hat die Umgebung auf die Feststimmung?
In der Antarktis sind wir ein Schiff im eisigen Meer, 3000 Kilometer um uns herum feiert kaum jemand Weihnachten. Der Zusammenhalt in einer solchen Region ist sehr stark. Auf der HANSEATIC oder der BREMEN ist es die familiäre Geborgenheit, die man mit fremden Menschen mitten im Eis erleben kann. Und in wärmeren Gefilden ist es die Weite, die eine solche Reise ausmacht.
Wo werden Sie Weihnachten in diesem Jahr verleben?
Ich bin mit der EUROPA in Asien unterwegs. Wir werden auf der thailändischen Insel Ko Kut sein. Gegen 16 Uhr legen wir ab und werden am ersten Feiertag den Hafen von Bangkok anlaufen.
Letzte Frage: Wie sieht Heiligabend ihr festliches Menü aus?
Bei fünf Gottesdiensten bleibt nicht viel Zeit zum Essen. Einmal hat mich ein Kellner kurz nach Mitternacht mit einem Würstchen gesehen. Und sein Erstaunen verborgen. Er konnte nicht ahnen, dass ich von dem mehrgängigen Fest-Menü noch nichts gekostet hatte, und fragte: „Na, schon wieder Hunger?“
Interview: Lisa Schönemann, Fotos: Archiv
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