Wilder Westen: Mit der HANSEATIC beim König
Wilder Westen: Mit der HANSEATIC im Nordatlantik. Auf dieser Expeditionsreise schnürt das Schiff auf seiner Fahrt von Hamburg nach Reykjavik durch die Inselwelten vor Irland und Schottland – und auf Tory Island werden die Gäste vom selbsternannten König des Eilands persönlich begrüßt
von Dr. Hajo Lauenstein
Wilder Westen: Während die Queen auf Deutschland Tournee ist, während die Deutschen die Hälse recken und versuchen ihre Smartphones für ein verwackeltes Foto über die Köpfe der Vordermänner zu strecken, haben die Gäste der MS Hanseatic ein royales Erlebnis der ganz besonderen Art. Wir ankern (Erstanlandung!) vor einem winzigen Felsen, der Tory Island genannt wird, und booten mit unseren Tendern an der kleinen Pier aus.
Dort werden wir alle mit Handschlag, Foto und Smalltalk begrüßt vom „letzten echten Monarchen Europas“. So betitelt sich King Patsy Dan Rodgers, ein jovialer Mittsechziger mit Strohhütchen statt Krone und goldenem Ohrring. Der Regent der Insel ist hauptberuflich Künstler und dem Vernehmen nach ein ganz passabler Musiker. Zudem ist er eine lebende Legende und die Attraktion der Insel. King Patsy „herrscht“ über 140 Menschen. So viele Einwohner hat Tory Island im Sommer. Im Winter sind es etwas weniger. Einige von ihnen lernen wir persönlich kennen, zum Beispiel einen freundlichen Fischer mit kurzem Stoppelhaar und den Inselschreiber, ein Literat, der beim heutigen Traumwetter seinen Schreibtisch gleich vor den einzigen Pub der Insel verlegt hat, da mit seiner Frau sitzt und für die Chroniken von Tory wahrscheinlich über die seltsamen Besucher aus Deutschland schreibt.
Aber nicht nur selbsternannte Monarchen, Schriftsteller, Tänzer und Sänger hat das kleine Eiland zu bieten. Während sich der westliche Teil der Insel ziemlich platt zeigt, bietet der Osten einige beeindruckende Klippen. Beeindruckend ist ziemlich untertrieben. Für mich sind es einige der schönsten Klippenformationen, die ich je gesehen habe. Jedenfalls bei diesem Traumwetter. Der höchste Punkt der Insel misst nur 88 Meter. Doch wenn man sich bis an den Abgrund herangerobbt hat und in die tosende Tiefe schaut, dann kommen die einem eher wie 200 vor.
Ein großer Teil der Insel besteht aus Granit, dessen typische Wollsackverwitterung man an den Klippen wundervoll bestaunen kann. Ganz im Osten ändert sich die Gesteinsformation, hier steht blendend weißer Quarzit an. Überall an den Klippen brüten Seevögel, Dreizehenmöwen, Lummen, Papageitaucher. Zwischen den Gesteinsblöcken blüht es gelb, das Gras ist irisch grün. Fast unwirklich.
Nur sehr ungern verlassen wir Tory Island. Zu schön die Landschaft, zu atemberaubend die Klippen, zu interessant die Vogelwelt und zu freundlich die Menschen. Das war heute wohl einer der Höhepunkt der Reise.
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