Willkommen an Bord, Andreas Greulich! Interview mit dem neuen Kapitän unserer EUROPA
Vom Traum- zum 5-Sterne-plus-Schiff – wir begrüßen Andreas Greulich auf der Brücke unserer EUROPA. Er übernimmt im Wechsel mit Dag Dvergastein das Kommando. Am Morgen vor seiner ersten Reise hatten wir die Gelegenheit für ein kurzes Interview. Ein Gespräch über die Aufgaben eines modernen Kapitäns, die Magie des Sonnenaufgangs und des Gartens
Hapag-Lloyd Cruises Blog: Willkommen an Bord, lieber Andreas Greulich. Worauf freuen Sie sich besonders, wenn Sie als ehemaliger Traumschiff-Kapitän nun auf der Brücke der EUROPA stehen und an die kommenden Reisen denken?
Andreas Greulich: Ich würde meine kommende Aufgabe auf der EUROPA sogar als einen weiteren Höhepunkt meiner Karriere beschreiben. Ich bin stolz darauf, gemeinsam mit Dag Dvergastein als Kapitän auf diesem Schiff sein zu dürfen und freue mich auf die neue Herausforderung. Zudem ehrt mich das in mich gesetzte Vertrauen, und ich werde mein Bestes geben, diesem gerecht zu werden.
Ihre Laufbahn als Kapitän eines Kreuzfahrtschiffes hat bei der Reederei Peter Deilmann begonnen mit „Berlin“ und „MS Deutschland“. Zuletzt hatten Sie das Kommando über die „Mein Schiff 2“. Was macht für Sie das Besondere unserer EUROPA aus?
Das tolle Ambiente, der unvergleichliche Service und das hervorragende Essen. Mir gefällt zudem das Motto: „Die schönste Zeit der Welt“. Das Schiff strahlt eine wunderbare Ruhe aus, man kann auf der EUROPA durchatmen und entspannen. Das ist vor allem im Hinblick auf die vergangenen Monate mit der Pandemie enorm wichtig.
Heutzutage ist ein Kapitän ja längst nicht mehr der einsame Boss auf der Brücke, sondern ein moderner Manager. Wie würden Sie sich beschreiben?
Ich bin ein ruhiger Zeitgenosse, und ich habe unglaublich viel Spaß an meinem Beruf, den ich seit 44 Jahren ausüben darf. Zudem schätze ich sehr, dass ich mit einer jungen Besatzung zusammenarbeiten kann. Ich mag es, im Team zu arbeiten, bin Team-Player durch und durch. Das hält mich jung und ich liebe den Austausch mit meinen Kolleginnen und Kollegen. Ich behaupte von mir, dass man mit mir gut auskommen kann.
Hier auf der EUROPA habe ich ein unglaublich tolles Team. Junge Leute, die bereit sind Verantwortung zu übernehmen – sei es auf der Brücke, im Maschinenraum oder im Service. Alle sind hier mit Leib und Seele und viel Herzblut dabei. Das imponiert mir. Und ich freue mich darauf, nun selbst Teil dieses Team sein zu dürfen.
Sie sind in Berlin geboren und in Thüringen aufgewachsen, einem Land mit bekanntermaßen wenig Küste. Woher stammt Ihre Leidenschaft für die See?
Der Auslöser ist ganz einfach und kitschig: Fernweh. Ich komme ja aus dem Osten und habe in Wismar und Rostock immer diese großen Schiffe gesehen, und da habe ich einen Entschluss gefasst: „Das möchte ich auch mal machen.“
In einem Interview sagten Sie, dass frühmorgens mit einem Kaffee auf der Nock den Tag zu begrüßen Ihr tägliches Ritual sei. Wie sieht er eigentlich aus – der Tagesablauf eines Kapitäns?
Man muss zwischen See- und Hafentag unterscheiden. Hafentag bedeutet sehr, sehr früh aufstehen. Ich bin immer eine Stunde vor dem Lotsen auf der Brücke. Dann kommt das Anlegemanöver. Im Hafen tauscht man sich mit den verschiedenen Ansprechpartnern aus, vielleicht haben der Hafenkapitän oder auch der Agent ein Anliegen. Dann folgt einiges an Papierkram. Die Hafentage halten wir uns frei für Drill und Manöver. Die Gäste genießen derweil den Landgang. Wenn es die Zeit erlaubt, unternehme ich selbst gern einen Ausflug an Land. Abends folgt dann das Auslaufmanöver, und – sofern möglich – nehme ich mir Zeit für einen Austausch mit den Gästen.
Der Seetag sieht ein bisschen anders aus. Da kann man schon etwas länger schlafen. Dann geht es morgens direkt auf die Brücke, und es folgt der eben genannte, obligatorische Kaffee. Ich habe immer noch große Freude daran, wenn ich den Sonnenaufgang sehe – auch nach 44 Jahren. Dabei kann ich durchatmen. Vormittags gibt es ein paar Meetings mit allen Mitarbeitern, die Reise wird besprochen, es gibt Updates zur Route und zum Wetter und den Bedingungen. Abends führt der letzte Weg immer noch einmal auf die Brücke, die Nachtorder schreiben für die Offiziere. Und es kann immer auch mal sein, dass man nachts auf die Brücke muss. Das gehört dazu.
Auch Kapitäne haben Hobbys. Was machen Sie, wenn Sie nicht auf See sind?
Ich habe die Gartenarbeit für mich entdeckt und kann dabei so richtig abschalten. Ich habe einen grünen Daumen. Außerdem lese ich viel, vor allem Thriller von Sebastian Fitzek finde ich sehr spannend. Ich gehe auch gerne mit meiner Frau an den Strand, wir wohnen nämlich seit ein paar Jahren auf Zypern, das Meer liegt vor der Haustür.
Kapitäne werden ständig gefragt, welche ihre liebsten Destinationen sind. Was antworten Sie auf diese Frage?
Ich liebe es, über den Seeweg in ein neues Land zu kommen. Am Horizont taucht der neue Hafen auf, das finde ich toll. Ich war schon überall, bin rund um die Welt gefahren, war in der Antarktis und in der Arktis. Meine Lieblings-Destinationen sind aber Südamerika, Chile und Argentinien. Dort haben die Menschen die Sonne im Herzen, sie genießen das Leben in vollen Zügen. Das gefällt mir sehr. Davon können sich viele Deutsche sicherlich noch etwas abschauen.
Fotos: Susanne Baade, Archiv. Text: Dirk Lehmann